Leserbriefe

Bin keine Klagemauer für frustrierte Angler

Gerhard Jakob, Neckartenzlingen. Zu den Leserbriefen „Die Kormorane und die Fische“ vom 1. März und „Der Wels als Sündenbock“ sowie „Schützer oder Chaoten?“ vom 3. März. Die Naturschützer sollen auf die Hobby-Fischer zugehen und mit ihnen reden, riet mir vor einigen Jahren eine Redakteurin der Nürtinger Zeitung und schüttelte ungläubig den Kopf, als ich erwiderte, mit den Hobby-Fischern könne man nicht reden. Wie recht ich damals hatte, haben nun drei von ihnen schwarz auf weiß bewiesen mit ihren wutschäumenden Leserbriefen. Was aber habe ich verbrochen? Ich habe nichts weiter getan, als die Information an die Öffentlichkeit weiterzugeben, die ich von zwei Hobby-Fischern aus dem Kreis Esslingen erhalten habe. Jawohl, so ist es. Zwei Angler, die ich am Schülesee in Unterensingen beim Kormoranezählen kennengelernt hatte, berichteten mir von den Welsen im Wernauer Baggersee, die schuld daran seien, dass dort keine Entenbruten mehr hochkommen.

Auf das Wels-Problem war ich schon vor ein paar Jahren von einem mir bis dahin völlig unbekannten Berufsfischer vom Main aufmerksam gemacht worden. Der Mann rief eines Tages bei mir an und beklagte sich bitter über die Hobby-Fischer am Neckar, die mit ihren Panschereien das Ökosystem im Fluss durcheinanderbringen würden. Er bot mir sogar an, vor hiesigen Naturschützern einen Vortrag über dieses Thema zu halten. Er gab mir auch den Tipp, einmal auf „Waller fangen am Neckar“ zu klicken, dann könne ich ein blaues Wunder erleben. (Waller ist ein zweiter Name für den Wels.) Anstatt sich nun ernsthaft mit dem Problem auseinanderzusetzen, muss man sich als Chaot und Fanatiker öffentlich beschimpfen lassen, wenn man das Thema zur Sprache bringt.

Dem obersten der Wendlinger Fischer, Günter Richter, ist es egal, dass siebenhundert archäologische Funde von Kormoranen in der Zeit von 7000 vor Christus bis 1800 nach Christus die ständige Anwesenheit des Kormorans in unserem Raum belegen. Das ist natürlich auch eine Möglichkeit, mit einem Faktum umzugehen, indem man es einfach ignoriert. Aber dann ist man halt auch, nun ja, ein Ignorant.

Auffallend gut ist Herr Knauer aus Wendlingen über meine Vita unterrichtet. Ich wette aber, er weiß noch lange nicht alles. So scheint er zum Beispiel nicht zu wissen, dass ich schon vor vielen Jahren mit Erfolg eine Fischerprüfung abgelegt habe. So viel zu der Unterstellung, ich fühlte mich nur über dem Wasser zuständig und hätte unter Wasser keine Ahnung.

Ziemlich abstrus kommt Herr Günter Schulz auf Oberboihingen daher. Was haben denn Wildschweine in Berliner Vorgärten mit unserem Thema zu tun? Da ist der Verdacht nahe, dass er nur ein bisschen den Kropf leeren wollte. Ich bin aber nicht die Klagemauer für frustrierte Hobbyangler und beende daher den unnützen und fruchtlosen Disput.

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