Leserbriefe

Bei Taxi-Mama ist die Luft raus!

Franziska Reuß, NT-Neckarhausen. Zum Leserbrief „Das Mami-Taxi ist nur ein Zeichen“ vom 4. Dezember. Ist eigentlich schon jemand aufgefallen, dass „die Jugend von heute“ schon seit Ewigkeiten „schlimm“ ist? Ich stelle mir oft die Frage, ob vielbeschäftigten, gestressten Erwachsenen ihre „wertvolle“ Zeit nicht zu schade ist, um sich immer und immer wieder über die schreckliche Jugend aufzuregen. Obwohl wir Jugendlichen, nach den verächtlichen Blicken der meisten Erwachsenen zu urteilen, im Gesicht „Wir wollen Ihnen Böses“ stehen haben, weiß selbst der größte Teil von uns, dass man zum Beispiel eine Begrüßung beim Betreten eines Aufzuges ausspricht. Die fehlerfreie Generation über uns vergisst dies anscheinend hin und wieder.

Es liegt in der Natur des Menschen, dass man sich gegen Dinge sträubt, die man nicht kennt. Es sind doch meist Personen, die den geringsten Kontakt zu Jugendlichen haben, die sich über uns aufregen. Ich will nicht behaupten, dass keiner der Vorwürfe uns gegenüber stimmt. Das Einzige, was mich stört, ist die selbstverständliche Verallgemeinerung. Kaum zu glauben, aber nicht jeder Jugendliche lag schon mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus. Und auch nicht für jeden sind Subjekt, Prädikat und Objekt ein Fremdwort. Vielleicht wissen wir nicht mehr, wie man einen Plattenspieler verwendet, aber der Großteil der Erwachsenen weiß auch nicht, wie man ein Smartphone bedient. Und wer sagt, dass man Letzteres nicht brauche?

Wirft man ein Auge auf den Fortschritt, erklärt sich von selbst, was in Zukunft nützlicher sein wird. Im Allgemeinen stellt sich mir oft die Frage, wieso wir vor Erwachsenen auf die Knie fallen sollten, diese uns jedoch kaum beachten, beziehungsweise fast verachten. Man darf mich nicht falsch verstehen. Ich respektiere jeden Menschen, insofern er auch mir gegenüber Respekt bringt. Und ich denke, dass ich damit für einen Großteil der jungen Leute spreche, da vermutlich, wenn überhaupt, gerade mal 30 Prozent der Jugendlichen das vorgegebene Klischee des „verwöhnten, unfreundlichen, faulen Menschen“ erfüllen. Aber anstatt uns Jugendlichen zu erzählen, wie wir sind, was wir tun oder tun sollten, könnten sich die Erwachsenen doch mal überlegen, dass sie früher auch „die Jugend von heute“ waren.

Unsere Vorgeneration regt sich energisch über „uns“ Jugendliche auf. Nur frage ich mich: Wessen Erziehung haben wir genossen? Ist es gerecht, alles auf „uns“ zu schieben, oder wäre es nicht klüger, die Eltern der „verzogenen, unfreundlichen Prinzen und Prinzessinnen“ zu kritisieren? Kritik an der Jugend streite ich nicht vollkommen ab, solange sie berechtigt und vor allem belegt ist. Jedoch kann im Grunde genommen niemand etwas am Lauf der Zeit ändern.

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