Leserbriefe

Anonymes Parken

Veronika Schneider, Nürtingen. Zum Artikel „Das Parkticket mit dem Handy bezahlen“ vom 2. Dezember.

Parken mit Kennzeichenerfassung, Park-Apps wie Parkster et cetera: Immer häufiger werden in den Städten solche Systeme mit der Begründung installiert, das Parken zu vereinfachen; nun leider auch verstärkt in Nürtingen. Es mag ja vordergründig bequemer erscheinen, keine Parkkarte mehr ziehen oder nach Münzen suchen zu müssen. Doch man sollte auch bedenken, was dies im Umkehrschluss bedeutet: Durch solche Systeme ist kein anonymes Parken mehr möglich, die Privatsphäre der Autofahrer wird in mehrfacher Hinsicht verletzt. Es werden personenbezogene Daten erfasst, von denen man nicht wirklich weiß, welche und wie lange sie gespeichert werden und ob sie gegebenenfalls für andere Zwecke, das heißt Analysen, Nutzerverhalten und mehr gespeichert oder womöglich mit anderen Aufzeichnungen verknüpft werden. Auch wenn von den Firmen ein „berechtigtes Interesse“ nach der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) angeführt wird, so ist doch die Frage: Wo bleibt das berechtigte Interesse der Autofahrer nach Anonymität? Darf das wirtschaftliche Interesse vor dem persönlichen stehen? Hinzu kommt, dass durch die Installation von Automaten, bei denen man nur noch passend mit Bargeld bezahlen kann, die Autofahrer zum bargeldlosen – und dadurch ebenfalls nicht anonymen – Zahlen gedrängt werden. Sehr bedauerlich ist es, dass solche Datenschutz-Gesichtspunkte in den entsprechenden Zeitungsartikeln in keiner Weise Berücksichtigung finden.

Es gibt immer weniger Ausweichmöglichkeiten, wenn man diese Art des Parkens nicht möchte: „Schöne neue Parkwelt“ – wollen wir das?

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