Leserbriefe

An eigene Nase greifen

Dr. Helmut Gundert, Wolfschlugen. Zum Artikel „Wasser wird nach Verlustgeschäften teurer“ vom 23. Januar. Die Landes-(LV) und Bodenseewasserversorgung (BWV) müssen also mit hohen Verlusten aus ihren Cross-Border-Leasinggeschäften rechnen. Der Oberbürgermeister der Stadt Esslingen, Jürgen Zieger, der bei den beiden Gesellschaften stellvertretender Verbandsvorsitzender ist, rechnet mit 100 Millionen Euro. Andere mit bis zu 300 Millionen Euro. Derselbe Oberbürgermeister Zieger klagt den Landrat des Kreises Esslingen an, der durch eine vergessene Kündigung und Fehlspekulationen 5,7 Millionen Euro Verlust eingefahren hat. Die müssen die Bürger nun zusätzlich zu den Verlusten der Wasserversorgungsunternehmen auch irgendwann über die Kreisumlage bezahlen.

Der harschen Kritik von OB Zieger am Kreischef Heinz Eininger, sein Verhalten sei „blauäugig und unprofessionell“, kann man sicher zustimmen. Aber trifft diese Beurteilung nicht auf beide Herren zu? Als Wasserfachmann (stellvertretender Verbandsvorsitzender der LV und BWV) hätte er doch auch von den dramatischen Folgen des Verkaufs der Wasserversorgung in Cochabamba (Bolivien) und Manila (Philippinen) wissen müssen. Sicher steht es dem „einfachen Normalbürger“ nicht zu, interne Vorgänge im Landratsamt oder bei den Wasserversorgungsunternehmen, die immerhin acht Millionen solcher einfacher Bürger mit Wasser versorgen, zu kommentieren.

Diese Menschen können sich aber doch darüber wundern, wie sorglos mit ihrem Geld umgegangen wurde und sie können sich vielleicht vornehmen, in diesem „Superwahljahr“ ihr Kreuz an der richtigen Stelle anzubringen. Der unkontrollierte Kapitalismus, der Geld mit Geld und nicht mit Waren und Arbeit verdienen will, verursacht riesige Schuldenberge auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder und an die sollte man bei solchen Wahlen doch auch denken.

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