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„Viele haben nie darüber geredet“

Schüler interviewen Lehrer zum Thema „Zweiter Weltkrieg“

Sophia Kolb und Laura Buck aus der Klasse 8c der Realschule Neuffen sprachen mit dem Geschichtslehrer Michael Seil über den Zweiten Weltkrieg.

Was, denken Sie, prägte die Menschen, die damals den Zweiten Weltkrieg erlebten?

Ich denke, es ist für uns heute extrem schwer, sich da reinzudenken, denn wir haben den Krieg noch nie erlebt. Jedoch denke ich, dass Krieg vor allem Angst bedeutet, Angst ums eigene Leben und Angst um das Leben der Lieben daheim. Die Männer mussten in den Krieg ziehen, manche freiwillig, die meisten, denke ich, mussten, und die Menschen wussten nicht, ob sie wieder zurückkommen, und wenn ich zurückkomme, leben dann meine Lieben daheim noch und leben meine Freunde noch.

Es gab auch viele Soldaten, deren Frauen schwanger waren und die wussten nicht, ob sie jemals ihr Kind sehen werden. Im Krieg selber, das weiß ich von Menschen, die den Krieg erlebten, waren es vor allem Hunger, Krankheiten, Kälte. Es gab nicht regelmäßig Essen, außerdem hat man fürchterliche Dinge gesehen. Das Schlimmste war, wenn man selber Menschen töten musste. Das waren Dinge, die extrem geprägt haben. Viele haben nie darüber geredet, mein Großvater war selber im Krieg und hat niemals darüber geredet. Man muss natürlich auch wissen, dass die meisten, die damals in den Krieg zogen, zwischen 18 bis 25 waren, das ist ein Lebensalter, wenn man solche Dinge erlebt, das behält man im Gedächtnis. Aber das alles sind nur Dinge, die ich mir denken kann, denn ich war damals zum Glück nicht dabei.

Was, denken Sie, prägt die Menschen heute noch, die den Weltkrieg erlebt haben?

Mit Sicherheit prägt das die Menschen immer noch. Mein Vater ist Jahrgang 1939, das heißt er musste das alles als Kind erleben und der kann bis heute keinen Kriegsfilm anschauen. Wenn mein Vater einen Kriegsfilm sieht oder wenn ich sage, dass da so ein Film kommt, will er den Film nicht sehen. Bis heute hat er Angst vor lautem Knallen, weil er dadurch spontan an die Bomben denken muss. Die Menschen, die darüber nachgedacht haben, werden sich freuen, dass ihre Kinder und Enkel das nicht erleben mussten und in einer friedlichen Zeit aufwachsen durften. Ich denke, dass Krieg etwas Furchtbares ist, dass Krieg Dinge zerstört und Menschenleben ins Unglück stürzt. Und genau diese Dinge prägen die Menschen heute noch.

Denken Sie, dass es früher auch so war wie es in den Filmen dargestellt wurde?

Ja und nein, ich denke, dass in den letzten zehn Jahren wirklich gute Filme produziert wurden. Es wurde sehr viel zu den Filmen recherchiert. Jetzt kommen wir zu dem Nein, weil bei den älteren Filmen weiß ich nicht, ob viele Dinge einfach beschönigt wurden oder ob vieles einfach erfunden wurde. Deswegen denke ich, dass die Filme der letzten zehn bis fünfzehn Jahre gut an den Zweiten Weltkrieg rankommen.

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