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„Schlimmer geht immer“

Interview zum Thema Gastronomie und Hotellerie in Corona-Zeiten

Tina Bauer am Arbeitsplatz Foto: vb

Ein Gespräch mit Tina Bauer vom Hotel Café Bauer in Großbettlingen führte Vivien Büttner (13) aus der Klasse 8b der Realschule Neuffen. Das Gespräch wurde noch vor dem kompletten Lockdown geführt.

Frau Bauer, was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit im Hotel- und Restaurantgewerbe besonders gut?

Der Kontakt zu Menschen. Wenn unsere Gäste sich zufrieden mit einem Lächeln bedanken, ist es die manchmal viele Mühe wert. Man hat am Ende des Tages ein Ergebnis, das macht uns zufrieden.

Wie lange arbeiten Sie schon in diesem Unternehmen? Und wie sind Sie dazu gekommen, sich dort zu bewerben?

Ich arbeite seit 13 Jahren hier im Familienunternehmen und habe mich 2004 dazu entschieden mit einzusteigen.

Welcher Ihrer Angehörigen arbeitet auch in dem Betrieb?

Mein Bruder leitet die Küche, meine Schwägerin und ich leiten das Restaurant und das Hotel. Meine Eltern helfen überall, wo es klemmt.

Wie viele Sitzplätze haben Sie und wie viele Hotelzimmer?

Wir haben 20 Hotelzimmer mit 34 Betten. Im Restaurant hatten wir 135 Plätze, nach der Wiedereröffnung nach dem ersten Shutdown hatten wir nur noch 88 Plätze zur Verfügung.

Welche Hygienemaßnahmen mussten Sie noch umsetzen?

Wir haben Desinfektionsspender an allen Eingängen und viele Hinweisschilder zur Abstandsregelung und zur Handhygiene angebracht. Wir haben abwischbare Dekoration auf den Tischen, es wird alles, was der Gast berührt, desinfiziert.

An welche Vorschriften müssen sich die Gäste im Restaurant halten?

Die Gäste müssen ihren Mundschutz vom Betreten des Gebäudes bis zum Tisch tragen. Sie müssen warten, bis wir ihnen den Tisch zeigen und sie müssen uns ihre Kontaktdaten geben. Beim Toilettengang muss ebenfalls die Maske getragen werden, es dürfen nur maximal zwei Personen auf diese.

Momentan dürfen Sie keine Gäste empfangen, bieten Sie auch Essen zum Abholen an?

Ja, wir kochen, sodass wir den Kontakt zu unseren Gästen nicht verlieren und dass unsere Hotelgäste gut versorgt sind. Viele freuen sich über unsere Mehrwegteller, die wir schon seit einem Jahr im Einsatz haben. Hier hat Corona eine enorme Erhöhung der Nachfrage bewirkt.

Was müssen Ihre Hotelgäste in der CoronaZeit beachten?

Die Hotelgäste müssen bis in ihr Zimmer den Mund-Nasen-Schutz tragen. Neben dem üblichen Meldeschein müssen sie nun ebenfalls ihre Kontaktdaten für eine eventuelle Corona-Nachverfolgung hinterlassen. Momentan sind nur Geschäftsreisen erlaubt. Unsere Hotelgäste dürfen ins Restaurant zum Essen kommen.

Was sind momentan Ihre größten Schwierigkeiten?

Wir haben momentan deutlich weniger Gäste, sowohl im Hotel als auch im Restaurant. Firmen- und Familienfeiern sind undenkbar. Viele unserer Gäste holen ihr Essen bei uns, aber das ist deutlich weniger als sonst, vor allem in der Winterzeit.

Bekommen Sie Hilfe vom Staat?

Ja, wir haben die Soforthilfe bekommen. Die Novemberhilfe können wir durch unseren Steuerberater beantragen. Wir sind gespannt, wann wir sie erhalten.

Wie hart traf Sie der erste Lockdown?

Wir haben uns ein Corona-Motto zurechtgelegt: Schlimmer geht immer. Es gibt noch viele Branchen, die deutlich mehr leiden als wir. Wenn wir uns mit denen vergleichen, geht es uns noch gut.

Wie hart trifft Sie der zweite Lockdown?

Wenn die geplante staatliche Hilfe so wie versprochen ausgezahlt und beibehalten wird, werden wir das schon irgendwie hinbekommen. Wir geben wie schon vor Corona unser Bestes.

Wa ist jetzt anders?

Beim ersten Lockdown war alles neu für uns. Dieses Mal konnten wir auf Erfahrungswerte zurückgreifen. Dass Geschäftsreisen erlaubt sind, wissen nun deutlich mehr der Firmen. Eine Erleichterung ist, dass die Hotelgäste im Restaurant essen dürfen. Das ist eine viel menschlichere Regelung als beim Lockdown im Frühjahr.

Was denken Sie, wie lange die Einschränkungen noch dauern werden?

Wenn die Zahlen weiter auf dem hohen Niveau bleiben, stellen wir uns auf den schlimmeren Fall, eine Wiederöffnung im späten Frühjahr ein.

Wie könnte Ihrer Meinung nach besser mit der Pandemie umgegangen werden?

Dieses Thema ist für die Politik eine Jahrhundert-Herausforderung, darum muss man verstehen, wenn sie nicht den perfekten Plan dazu griffbereit in der Schublade haben.

Was wird Ihnen gerade am meisten helfen?

Eine verständliche und einheitliche Regelung zum Umgang mit Viren, die auch langfristig eingehalten werden kann. Gerade für Geschäftsreisende, auch wenn sie innerhalb Deutschlands unterwegs sind, ist es nahezu unmöglich, an jedem Ort aktuell über die geltenden Verordnungen informiert zu sein.

Was möchten Sie sonst noch loswerden?

Mit Solidarität, Rücksicht und Verständnis können wir gesellschaftlich gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.

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