Leserbriefe

Gerechtigkeit der Sprache

Maike Pfuderer, Stuttgart. Zum Artikel „Das Gendern ist eine sprachliche Schnapsidee“ vom 26. August.

Was Michael Link da in einem „nicht ganz ernst zu nehmenden Zwiegespräch“ zum Besten gab, passt zu dem, was sein weit älterer und auch berühmterer Kollege aus dem Klamaukfach Dieter Hallervorden zur Geschlechtergerechtigkeit von sich gab, es ist „Nonstop Nonsens“. Oder auf Schwäbisch Blödsinn!

Dass die Kritik an geschlechtergerechter Sprache in der Regel aus der Warte von Männern kritisiert wird wundert nicht, denn das generische Maskulinum ist ja auch ein bequemer Opasessel für antiquierte Sprache. Und nein, es ist keine „selbstgefällige, elitäre Blase“, die hier irgendetwas, vielleicht nicht Sittenwidriges, aber doch die kognitiven Fähigkeiten des Herrn Link Überforderndes verlangt.

Es geht um Gerechtigkeit in der Sprache! Ich unterstelle Herrn Klink jetzt ganz einfach, dass er mit dem Vorwurf gegen „diese elitären Großstadtfrauen“, die ihre Sprache zu erzwingen wollen dazu dient, die eigenen Verbotswünsche zu rechtfertigen. Man möchte das geschlechtergerechte Gerede der anderen untersagen, sich das aber nicht eingestehen oder verbergen. Dass er sich nicht wirklich ernsthaft damit auseinandersetzt zeigt sein Rückgriff auf Alice Schwarzer, deren Ruf nicht nur in feministischen Kreisen gelitten hat und die eigentlich auch nur noch für sich selber spricht. Sicher sind die Herren Kleinkünstler, ob aus dem Neuffener Täle oder in Berlin daheim, in ihrer Meinung und Kunstausübung frei und es ist ihnen unbenommen, auch weiterhin allen möglichen und unmöglichen Klamauk zum Besten zu geben. Zum Hüter des generischen Maskulinums und der überkommenen Sprache werden sie in keinem Fall.

Wenn Herr Linkmichel hier die Klassiker wie eine Monstranz vor sich herträgt, so kann man ihm hier genau mit einem Klassiker kontern. Die Lutherbibel, eigentlich die DNA unserer Schriftsprache, kam erst im Jahre 2017 überarbeitet auf den Markt.

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