Leserbriefe

Das Amt verdient Ehrlichkeit

Helmut Weber, Aichtal-Neuenhaus. Zum Artikel „Drei Kandidaten, drei Kampfansagen“ vom 30. August.

Man nahm die Kanzler-Bewerbung von Baerbock, Laschet und Scholz zur Kenntnis und eine interessierte Mehrheit orientiert sich heute gewichtig an der Temperamentleistung der Kandidaten. Jeder bundesdeutsche Action-Junkie hatte größere Erwartungen an die Rivalen, die etwas unterschiedlich nicht erfüllt wurden.

Es gibt den Deutungsbeauftragten in unseren Köpfen, der zu erkennen meint, ob Gesagtes gemeint oder nur Kalkül ist. Intensität des Ausdrucks, also Streitbarkeit bis hin zu Aggressivität und Herabwürdigungen oder Gelassenheit, sind Kriterien, die ihre verschiedenen Liebhaber finden. Korrumpiert wird die bürgerliche Gesamterhebung dann noch durch den Sympathiefaktor. Die eigentliche Aussage darf mit dem letzten Drittel ins Bewertungsrennen gehen.

Nehmen wir positiv zur Kenntnis, dass in einer Arena für die „Königswürde“ nicht mit Fäusten, dafür diszipliniert mit Köpfen gekämpft wird, was immerhin das Zeichen für eine erfreuliche Erwachsenen-Streitkultur ist und dem nachdenklicheren Wähler den Fokus auf Wesentliches erlaubt. Ebenso erfreulich ist, dass drei Personen ihr personales, unverstelltes und damit respektables Auftreten zeigten, wenn man so will – maskenlos. Das ist eine Form von Ehrlichkeit, die dieses Amt verdient.

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