Nürtingen
„Furies“ auf Netflix: Temporeiche Action mit einer weiblichen Kampfmaschine
Netz G‘schwätz: Die Netflix-Serie „Furies“ macht ordentlich Tempo. Zwei Frauen lassen es in der Pariser Unterwelt heftig krachen. Ein bisschen mehr Selbstironie hätte der Geschichte um den jungen Racheengel Lyna gutgetan.
NÜRTINGEN. Der Olymp ist ja vielen ein Begriff. Doch in der Netflix-Serie „Furies“ geht es um ganz andere Götter, die durchaus sterblich sind. Der Olymp – das sind sechs Familien, welche die Pariser Unterwelt beherrschen. Damit dieses Gleichgewicht nicht außer Kontrolle gerät, gibt es eine Furie, die alles aus dem Weg räumt, was den „Frieden“ stört. Marina Foïs spielt die aktuelle Friedenstifterin Selma mit einer Mischung aus tödlicher Eleganz und Kalkül. Ihre Unnahbarkeit bekommt erst ein paar Risse, als sie sich ihrer Nichte annimmt, um sie zu ihrer Nachfolgerin auszubilden. Lyna (Lina El Arabi) hat eigentlich ganz andere Pläne mit ihrem Freund, dem Polizisten Elie (Jérémy Nadeau). Doch als ihr Vater an ihrem Geburtstag erschossen wird und sie in den Knast wegen einer übereifrigen Polizistin muss, entwickelt sie dort Fähigkeiten, die einem Eltesoldaten zu Ehren gereichen würden.
Die Serie macht Tempo ohne Ende, doch vielleicht hätte man am Anfang der Hauptfigur etwas mehr Zeit lassen sollen. Klar, will Lyna ihren Vater rächen, doch so ganz erschließt sich nicht, wie die junge Frau plötzlich zu einer Kämpferin geworden ist, die es mühelos mit gestandenen Gangstern aufnimmt. Allein schon die Müllwagen-Szene, als sich Lyna ein bisschen wie ein weiblicher Hulk gebärdet, ist doch etwas zu viel des Guten. Auch weil die Serie sich leider ein bisschen zu ernst nimmt. Etwas mehr Selbstironie wäre gut gewesen. Allein bei den beiden Selma-Helfern, gespielt von Steve Tientcheu und Quentin Faure, blitzt etwas Selbstironie auf. Da hätte etwas mehr gut getan. Wer Action, starke Frauen, Unterwelt-Geschichten und Nervenkitzel mag, der wird die Serie mögen und die eine oder andere Logik-Lücke verzeihen. „Furies“ hat schließlich auch manche spannende Rollenbesetzung zu bieten. Beispielsweise Selmas und Lynas Gegenspieler Driss (Mathieu Kassovitz), der ein doppeltes Spiel treibt, die Sölderntruppe mit Namen „Damokles“ oder der Oberkiller Alex Brendemühl alias Parques.
Langweilig wird einem bei der Serie auf jeden Fall nicht.
Beste Szene: Lyna soll bei einer Unterweltbossin etwas stehlen. Die Flucht gelingt in einem überdimensionierten rosafarbenen Bärenkostüm – na ja, zumindest fast.
Schrägester Charaktere: die Unterweltbosse, die fast allesamt ein wenig blass bleiben.
Beste Rolle: Alex Brendemühl alias Parques. Er spielt den fiesen Kopf der Unterwelt-Killer.
Die achtteilige Serie „Furies“ ist seit dem 1. März bei Netflix zu sehen.
NTZ+ Linsenhofen | 31.03.2024 - 09:00
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