Weihnachtsgrüße

Sinterklaas kommt mit dem Schiff

In Amsterdam fühlt sich Anna-Lena Golla zu Hause – Mitte November gibt es einen großen Nikolausumzug

Nicht nur der Weihnachtsmann benützt in Amsterdam die Wasserwege.

Ich studiere für ein Semester an der Hogeschool van Amsterdam in den Niederlanden International Business in Mainport and City Logistics. Im August bin ich in ein Studentenwohnheim im Zentrum von Amsterdam gezogen. Seit dem habe ich viel von Amsterdam und dem Gebiet drumherum gesehen, aber auch die holländische Kultur kennengelernt.

Das Tolle an Amsterdam ist, dass es extrem vielfältig und multikulturell ist. Allein in meinem Haus leben Menschen aus mindestens 20 verschiedenen Ländern, vor allem aus Europa, aber auch aus Asien, Australien, Süd- und Nordamerika. Die Niederländer habe ich im Allgemeinen als sehr freundlich, offen, direkt, aber auch chaotisch kennengelernt.

Das Studium an der Hogeschool van Amsterdam ist ganz anders, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Ich habe keine Vorlesungen, lediglich ein großes Projekt zusammen mit Studenten aus den Niederlanden und England, wodurch ich mir die Zeit an der Hochschule selbst einteilen kann.

Im Zentrum von Amsterdam fahren nur sehr wenige Autos. Das Parken in der Stadt ist extrem teuer und die Straßen entlang der Grachten sind Einbahnstraßen, wodurch alles zu Fuß, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, aber vor allem mit dem Fahrrad erledigt wird. In Amsterdam gibt es ungefähr doppelt so viel Fahrräder wie Einwohner, was das Fahrradfahren ziemlich besonders macht. Zu Stoßzeiten sind so viele Räder unterwegs, dass man teilweise zu dritt nebeneinander auf den Fahrradwegen fährt. An dieses Chaos musste ich mich erst mal gewöhnen.

Am Anfang meines Aufenthalts habe ich viel Zeit mit Freunden an den Grachten von Amsterdam, am Strand, in Zandvoort oder Bloemendaal oder in einem der vielen Parks verbracht. Seit ungefähr Mitte August ist das Wetter jedoch sehr windig und regnerisch, wodurch es draußen sehr ungemütlich wird.

Von Amsterdam aus habe ich mit Freunden schon einige Tagesausflüge in andere Städte rundum gemacht. Unter anderem waren wir in Utrecht, Haarlem, Antwerpen und Arnheim.

Aber auch in den Wintermonaten kann man sich in Amsterdam beschäftigen. Abseits der Hauptstraßen, die Großteils voller Touristen sind, gibt es viele kleine, schöne Cafés, Bars und Restaurants, aber auch viele Boutiquen, in denen man sehr besondere Sachen finden kann. Auch das Schlittschuhlaufen ist zu dieser Jahreszeit sehr beliebt. Direkt am Museumsplein im Zentrum von Amsterdam ist eine Eisbahn aufgebaut und wenn man Glück hat, frieren die Grachten so zu, dass die Prinsengracht, eine der Hauptgrachten, zum Schlittschuhlaufen freigegeben wird. In Holland beginnt die Weihnachtszeit früher als bei uns. Mitte November hängt die Weihnachtbeleuchtung in den Straßen und an den Grachten und schon am 17. November ist die „Intocht van Sinterklaas“, also die Ankunft des Nikolauses. An diesem Tag gibt es einen großen Umzug, bei dem der Sinterklaas mit seinen Helfern, die alle „Zwarte Piet“ heißen, mit einem Schiff ankommt und durch die Straßen ziehen. In Holland ist übrigens der Nikolaustag, der hier am 5. Dezember gefeiert wird, und nicht der Heilige Abend der wichtigste Tag in der Weihnachtszeit.

Am Nikolaustag bringt Sinterklaas alle Weihnachtsgeschenke vor die Tür der Kinder, die – wie bei uns – vorher ihre Schuhe raus gestellt haben. Am Heiligabend selbst gibt es ein großes Essen mit der Familie, aber keine Geschenke mehr. Außerdem gibt es hier keinen Advent, keine Lebkuchen und nur sehr wenige Weihnachtsmärkte. Dafür essen die Niederländer in der Weihnachtszeit vor allem „Pepernooten“ also Pfeffernüsse.

Ich werde an Weihnachten nach Hause fahren, um das Fest mit meiner Familie feiern zu können. Rechtzeitig zu Silvester und zum traditionellen Neujahrstauchen geht es dann wieder zurück nach Holland.

Ich wünsche allen frohe Weihnachten.

Liebe Grüße aus Amsterdam

Anna-Lena Golla

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