Weihnachtsgrüße

Religion bringt die Menschen im Herzen zusammen

Luisa Zimmermann und Lucas Gscheidle sind auf den Straßen Nepals unterwegs – Im Tihar-Fest entdeckten die beiden Ähnlichkeiten zum Weihnachtsfest

Luisa Zimmermann genießt die Freundlichkeit der Nepali.
Auf dem Dach der Welt: Lucas Gescheidle ist begeistert von der Landschaft im Himalaya.
Luisa Zimmermann und Lucas Gscheidle sind immer und überall in Nepal herzlich eingeladen.

Weihnachten in Nepal? Das lässt sich in einem Land, in dem der Hinduismus an erster Stelle steht, nicht so leicht finden. In den Häusern und Städten setzt sich der Alltag fort. Der Tourismus läuft im Himalaya auf Hochtouren und auf den Feldern arbeitet die ganze Familie, um für die kommenden Wintermonate vorzusorgen. Nur um die vier Prozent der knapp 30 Millionen Einwohner sind Christen und fiebern auf den 24. Dezember hin. Alle kulturellen Feste in Nepal können schon Ende des Oktobers abgehakt werden, denn auch „Weihnachten“ findet für die Nepalesen schon im Oktober statt. Das Tihar-Fest, auch als Festival der Lichter bekannt, zählt als Fest der Freude und steht äquivalent zu unserem Weihnachtsfest. Es wird vorwiegend in Nepal und in Ländern mit hinduistischen Glaubensanteilen gefeiert. Die Offenheit der Kultur ermöglicht aber auch die religionsübergreifende Partizipation dieses Festes. Die Häuser und Straßen sind geschmückt mit Lichterketten und Kerzen und beleuchten somit für insgesamt fünf Tage das Leben in Nepal. Im Gegensatz zu der Geburt Jesus Christus werden mit der Tihar, Hunde, Krähen, Kühe und Ochsen gesegnet. Damit soll die Bindung zu den Tieren, welche in langjähriger Beziehung zu der Religion und den Menschen stehen, gestärkt werden. Am letzten und wichtigsten Tag segnen sich die Brüder und Schwestern in einer Zeremonie gegenseitig. Basierend auf einer alten hinduistischen Glaubensgeschichte soll die „Tihar“ dazu dienen, Bruder und Schwester zu schützen. Außerhalb der Familien sind die Straßen gefüllt mit Musik, Tanz und Begeisterung. Passend zur Kultur wird viel gelacht und kommuniziert. Alles ist bunt, laut und lebendig.

Allerdings gibt es hier in Nepal keine Geschenkberge, die dem Himalaya ähneln. Nepal ist das drittärmste Land Asiens. Viele Familien versorgen sich selbst und müssen somit mit dem Geringsten auskommen, was das Leben und die Natur den Familien bieten kann. Die Summe der Weihnachtsgeschenke manch eines Kindes in Deutschland gleicht dem jährlichen Einkommen eines durchschnittlichen Nepalesen. Doch wie auch bei uns ist die Hauptsache des Festes das Zusammenkommen der Familien und das fröhliche Feiern des gemeinsamen Beisammenseins.

Das gemütliche Feuer, welches entfacht wird, um für unseren Weihnachtsabend eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen, wird hier zum täglichen Kochen benutzt. Die Lebensbedingungen sind einfach grundsätzlich verschieden. Vor allem außerhalb der zentralisierten Stadtregionen gibt es große Armut, die bei der Konstitution der Häuser beginnt. Die kalten Wintermonate in den Bergen werden nicht selten zwischen Bambusdächern und Lehmmauern verbracht. Während sich der Nikolaus in Deutschland die Wintermütze überzieht, werden hier mit Flipflops und 40 Kilogramm auf dem Rücken die höchsten Berge der Welt bestiegen. Doch trotz den oft harten und unmenschlichen Arbeitsbedingungen verlieren die Nepali niemals die Freundlichkeit und das Lächeln in ihren Gesichtern. In Nepal ist der Glaube das Geschenk und die Kraft, welche viele Menschen weiterhin positiv denken und handeln lässt. Religion hat einen großen Stellenwert und bringt so wie unser Weihnachtsfest die Menschen im Herzen zusammen.

Und was ist mit uns? Wir verbringen unsere Vorweihnachtszeit auf den unasphaltierten Straßen Nepals und fühlen uns unter der nepalesischen Kultur sehr wohl. Egal zu welchem Anlass, in Nepal ist man immer herzlichst eingeladen, ein Teil des kulturellen Lebens zu sein. Zusammen mit einer Familie haben wir das Tihar-Festival erfahren dürfen. Wir sind nun Bruder und Schwester eines nepalesischen Freundes. Als ein Teil der Familie durften wir an der heiligen Zeremonie sowie am ganzen fünften Tag des Festivals aktiv dabei sein. Mit der Kultur in Berührung zu kommen fühlt sich klasse an und kreiert eine Empathie und Offenheit für die Welt. Der kulturübergreifende Umgang der Nepali sowie der Umgang untereinander ist faszinierend. Neben dieser Reiseerfahrung dokumentieren wir in einem Projekt fotografisch das Land Nepal, um das Leben und die Kultur für alle, die Interesse haben, zugänglich zu machen. In einer Foto-Ausstellung wollen wir im kommenden Jahr Spenden sammeln, um in einem Land, das zu den ärmsten Ländern Asiens zählt, ein Teil zur Entwicklungshilfe beizutragen. Wer mag, darf gerne unser Projekt unterstützen, um selbst einen kleinen Einblick in Nepal zu bekommen. Auf unserer Website findet ihr Bilder, Informationen und alles, was ihr über unsere Ausstellung wissen solltet. Falls euch das Interesse gepackt hat und ihr mehr über Nepal wissen wollt, dann schaut herzlichst auf unserer Website sowie in unserer Ausstellung vorbei und bildet euch eure eigene Meinung! Die Ausstellungen ist vom 3. bis 17. März im Schauraum Provisorium in der Heiligkreuzstraße 4 in Nürtingen.

Luisa Zimmermann und Lucas Gscheidle

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