Weihnachtsgrüße

Mix aus deutscher und amerikanischer Weihnachtstradition

Heike und Max Golter freuen sich auf den Besuch ihrer Söhne Benjamin und Christopher – Das und die Gesundheit aller ist für die zwei das schönste Geschenk

Ich freue mich auch dieses Jahr wieder, meine Lieben in der alten Heimat zu grüßen. Ich hoffe, es geht euch allen gut? Ich habe so das Gefühl, dieses Jahr wird das mehr ein Bericht „Wie lebe ich mit Covid im Ausland“ als „Weihnachtsgrüße aus aller Welt“. Vielen Dank an die Nürtinger Zeitung, dass sie diese Aktion auch dieses Jahr wieder möglich macht.

Bei uns in Rockton, Illinois, ist dieses Jahr wie so vieles auch Weihnachten etwas anders. Viele Veranstaltungen und Weihnachtsmärkte fallen wegen Corona aus. Weihnachtsfeiern finden im kleinen Kreis statt. Auch der Einkaufstrubel wie in den vergangenen Jahren hält sich in Grenzen. Wir lassen uns aber die Adventsstimmung nicht verderben. Adventskranz, Adventskalender, Glühwein, Plätzchen backen und Geschenke einpacken gehören zur Vorweihnachtszeit mit dazu.

Wenn wir schon zu Hause bleiben müssen, dann machen wir es uns gemütlich. Jetzt ist auch die Nächstenliebe umso mehr gefragt, wenn wir so auf Distanz leben, beispielsweise mit Einkaufsservice und Plätzchen backen für die älteren Nachbarn, unsere Restaurants und kleinen Geschäfte so gut es geht unterstützen, Geschenkgutscheine machen und schöne Geschenke und das Essen zum Mitnehmen erleichtert die Arbeit. Anstatt sich mit der ganzen Verwandschaft meines Mannes und vielen Freunden zu treffen, feiern wir Weihnachten zu viert. Und mit allen anderen halten wir uns telefonisch und per Computer auf dem Laufenden. Die Weihnachtskarten sind auch schon unterwegs. Die kriegen wir hier in Amerika gern schon vorher und stellen oder hängen sie dann auf.

Unseren Weihnachtsbaum holen wir dieses Mal im eigenen Garten: eine schöne Blautanne, die wir über ein paar Jahre hinweg gehegt und gepflegt haben. Der Christbaum wird hier Ende November nach Thanksgiving (Erntedank) aufgestellt. Auch das Haus wird drinnen und draußen weihnachtlich geschmückt. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. 26 Jahre lebe ich jetzt in den USA und es begeistert mich immer wieder, wenn ich unsere festlich geschmückte Nachbarschaft in der Weihnachtszeit anschaue.

Unsere beiden Söhne Christopher (21) und Benjamin (19) studieren in Salt Lake City, Utah. Von uns aus etwa 20 Stunden Autofahrt Richtung Westen. Wir werden sie diesen Winter für zwei Wochen besuchen. Wir wollten schon lange die Skigebiete dort ausprobieren. Mit ihren vielen National Parks, National Monuments und Bergen sowie einer Bevölkerungszahl von gerade mal 3,2 Millionen hatten sie weniger Corona-Fälle in Utah. Der totale Shutdown ist dort nie eingetreten.

Jeder unserer 50 Staaten hatte andere Maßnahmen und Regelungen im Kampf gegen das Virus. Manche Staaten hatten viele Fälle und manche nicht so bevölkerte Staaten weniger. Bei so einem großen Land und über 300 Millionen Einwohnern war das nicht anders machbar, als das über die Gouverneure der einzelnen Staaten zu steuern. Aber da machte sich in einem wichtigen Wahljahr auch bemerkbar, wie viele Entscheidungen politisch getroffen wurden.

Bei uns in Illinois wurde im März so gut wie alles zugemacht. Deshalb habe ich mich kurzentschlossen für sechs Wochen bei meinen Söhnen in Salt Lake City eingenistet. Dort konnte man viel mehr unternehmen und die Ansteckungsgefahr war geringer. Eine wirklich wunderschöne Gegend zum Wandern, Mountainbiking und die Natur genießen. Da merkt man wieder, wie vielseitig und groß unser Land doch ist. Es gibt wirklich alle möglichen Landschaften und Klimazonen.

Nicht mit allen Freunden und Verwandten, sondern nur zu viert feiert Familie Golter dieses Jahr Weihnachten.

Auch was die Bevölkerung angeht sind wir ein bunt gemischter Haufen. Einwanderer aus vielen Ländern haben ihre Traditionen nach Amerika mitgebracht. Dadurch wird Weihnachten auf die verschiedensten Arten gefeiert. Bei uns geht es ein bisschen gemischt nach deutscher und amerikanischer Art zu.

Das Schönste ist für mich, dass unsere zwei Jungs zu Weihnachten nach Hause kommen. Das und die Gesundheit der Familie ist dieses Jahr das größte Geschenk für uns. Auf einmal ist man mit sehr wenig zufrieden. Leider sah es dieses Jahr mit der Zufriedenheit nicht bei allen so aus. Man hat so manche Bilder und Berichte von den USA über den Bildschirm flimmern sehen. War leider nicht alles immer der Wahrheit entsprechend. Ob hier bei uns oder bei euch in Deutschland. Auf einmal hatten alle etwas zu unserer Politik und unserem Präsidenten zu sagen. Ob sie sich mit dem Thema auskannten oder nicht. Auch über unser Wahlsystem wusste anscheinend die ganze Welt besser Bescheid als wir.

Was mich dabei doch etwas nachdenklich stimmt ist, wie leicht man der Menschheit etwas vormachen kann.

Und anstatt den Blick in Richtung Westen zu richten, sollte man doch sich manchmal umdrehen und Richtung Osten schauen. Von China kam nämlich so ein Virus zu uns, das die ganze Welt lahmgelegt und viele Menschenleben gekostet hat. Davon spricht leider keiner. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen. Vieleicht weil unser Land oft von Naturkatastrophen wie Hurrikanen, Wildfeuern, Tornados und Überflutungen heimgesucht wird. Wenn auch eingies dabei zerstört wird, der Amerikaner jammert nicht, sondern baut es wieder auf und gibt seinem Nachbarn noch sein letztes Hemd. Was von vielen da geleistet wird, ist bemerkenswert. Diese Mentalität überträgt sich auch auf den Kampf gegen diese Pandemie. Deshalb wundert es mich nicht, dass in Rekordzeit nicht nur eine, sondern mehrere Firmen einen Impfstoff entwickelt haben. Vieleicht ist das unser Christmas Miracle, das wir gebraucht haben.

Wenn auch Weihnachten dieses Jahr ein bisschen anders ist, der eigentliche Grund, warum wir Weihnachten feiern, daran ändert auch Covid nichts. Wir feiern die Geburt Jesus und das wird auch immer so bleiben.

In diesem Sinne wünsche ich euch ein besinnliches, geruhsames Weihnachtsfest und schöne Feiertage. Meiner Familie, Freunden und allen, die uns kennen, wünsche ich nur das Beste und vor allem Gesundheit in 2021. Ganz besonders möchte ich meine Eltern Hannelore und Erich Plankenhorn und meine Schwester Sabine Schwarz mit Familie grüßen. Bleibt alle gesund, bis wir uns hoffentlich bald mal wieder in Nürtingen wiedersehen.

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen euch Max, Heike, Christopher und Benjamin Golter

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