Weihnachtsgrüße

Keine Hoffnung auf weiße Weihnachten

Marcus und Iris Zimmermann mit Paul und Anne schicken aus ihrer neuen Heimat Spanien sonnige Weihnachtsgrüße

Marcus und Iris Zimmermann sind mit ihren Kindern Anne und Paul nach Spanien ausgewandert. Tochter Emma studiert in Deutschland und kommt, wenn es die Zeit zulässt, zu Besuch.

Nach 21 Jahren in Köngen sind wir seit Mitte August zu einem neuen Abenteuer nach Spanien aufgebrochen. Genauer gesagt: nach Castelldefels, ein Küstenort mit rund 67 000 Einwohnern, etwa 20 Kilometer südwestlich von Barcelona an der Costa del Garraf. Durch die Möglichkeit, unsere Berufe auch hier ausüben zu können, und unsere Tochter Anne (16 Jahre), die ihr Abitur an der deutschen Schule Barcelona absolvieren kann, konnten wir in einem Lebensabschnitt mit erwachsenen Kindern diese Chance ergreifen.

Wir leben am Ortsrand mit Blick auf das Meer und auf die Burg Castell de Fels. Nach fünf bis zehn Gehminuten erreichen wir das Zentrum, in dem wir bereits Mitte November die ersten Weihnachtsdekorationen entdecken. Weihnachtsgebäck, Schokolade, Weihnachtsdeko und Geschenkideen sind längst schon in den Läden. Es stellt sich für uns die Frage: Wie werden wir bei 18 Grad in Weihnachtsstimmung kommen und wie wird unser Fest aussehen?

Eine Sache wissen wir auf jeden Fall: Das alljährliche Hoffen auf die „weiße Weihnacht“ fällt definitiv aus, dafür hoffen wir auf einen echten Weihnachtsbaum. Zusammen mit unseren Kindern Paul (19 Jahre) und Anne blicken wir einem gemütlichen Fest nach deutschen Bräuchen entgegen und freuen uns auf unsere Tochter Emma (21 Jahre), die in Konstanz studiert und uns zu Weihnachten besuchen wird.

Weihnachten ist auch in Spanien ein sehr wichtiges Familienfest, allerdings gibt es einige Traditionen, die in Deutschland weniger bekannt sind. Die Vorweihnachtszeit läuft eher ruhig ab und beginnt offiziell am 8. Dezember mit dem Feiertag Mariä Empfängnis. Bei der weihnachtlichen Dekoration steht insbesondere die liebevolle Ausstattung der Krippe im Mittelpunkt. Dabei darf in Katalonien bei vielen Familien der „Cagner“ (der „Scheißer“) nicht fehlen. Zunächst wirkt der „Cagner“ mit heruntergelassener Hose und eindeutiger Körperhaltung merkwürdig. Tatsächlich steht er für einen gesunden Körper und eine gute Ernte nach ordentlichem Düngen. Eine kluge, wenngleich nicht besonders christliche Tradition.

Den Startschuss für die Weihnachtsfeiertage stellt am 22. Dezember die Weihnachtslotterie „el gran sorteo de Navidad de la lotería“ dar. Sie gilt als größte Lotterie der Welt. Am 24. Dezember versammelt sich die ganze Familie zu einem ausgewogenen Abendessen. Zur katalanischen Tradition gehört am 25. Dezember als Vorspeise „Sopa de galets“ (schneckenförmige Nudeln in Brühe, oft mit Hackfleischbällchen) und am 26. Dezember „Canelons“ (gefüllte Cannelloni).

Auf die große weihnachtliche Bescherung müssen die spanischen Kinder allerdings bis zum 6. Januar warten, bis die „Reyes Magos“, die Heiligen Drei Könige erscheinen und die Geschenke bringen. Der 31. Dezember „Nochevieja“ (alte Nacht) ist auch in Spanien ein ganz besonderes Fest, das von Partylaune und Spaß bis in die frühen Morgenstunden geprägt ist. Mit zwölf Glückstrauben, den „uvas de suerte“, wird das neue Jahr begrüßt.

Die ersten Weihnachtsdekorationen waren bereits Mitte November zu sehen.

Mit jedem Glockenschlag muss eine Weintraube verzehrt werden, um ein Jahr des Wohlstands und des Glücks erwarten zu können.

Seit unserer Ankunft hier in Castelldefels hatten wir bereits viele Kontakte mit den Einheimischen, die nicht nur aus Katalonien, sondern auch aus anderen spanischen Regionen sowie europäischen Nachbarländern stammen. Trotz unterschiedlicher Herkunft haben alle eines gemeinsam: Freundlichkeit. Eine freundliche Geste, ein Lächeln mit den Augen, eine Satzwiederholung für Menschen, die der hiesigen Sprache noch nicht mächtig sind und das alles mit einer Engelsgeduld, als hätte man alle Zeit der Welt – Letzteres ein Umstand, an den wir uns noch etwas gewöhnen müssen.

Die Lage am kilometerlangen, breiten und sehr gepflegten Sandstrand, die Nähe zu Barcelona und das kleinstädtische Flair machen Castelldefels zu einem beliebten Urlaubsort. An der Strandpromenade ist unter anderem diese beeindruckende Skulptur „Dar y Tomar“ (Geben und Nehmen) von Lorenzo Quinn (Sohn von Anthony Quinn) zu sehen.

Im neuen Jahr freuen wir uns auf weitere spannende Entdeckungen und Städtetouren – bisher durften wir bereits Valencia und Girona mit ihren kulturellen Überraschungen erleben.

Feliz Navidad y un Feliz Año Nuevo !

Marcus und Iris Zimmermann mit Paul und Anne

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