Weihnachtsgrüße

Heiligabend ist ihr heilig

Katrin Koch sendet ein fröhliches „Merry Christmas“ aus den USA, wo sie manche deutsche Tradition bewahrt

Saitenwürstle und Kartoffelsalat gehören einfach zum Fest dazu. Foto: pixelio

Ich kann mich noch dran erinnern, dass meine Mutter die „Weihnachtsgrüße aus aller Welt“ immer gern gelesen hat. Meine Schwester Petra hat diese Tradition meiner Mutter übernommen und lädt mich schon seit einigen Jahren immer wieder ein zu schreiben.

Aufgewachsen bin ich in Neuffen, habe am Nürtinger Max-Planck-Gymnasium das Abitur gemacht und trotz mäßiger acht Punkte in Englisch dank meiner leichtathletischen Fähigkeiten 1988 ein Stipendium an der Indiana University in Bloomington ergattert.

Seither wohne ich in den Staaten – und habe bis 2015 die meisten Weihnachtsfeste in Deutschland gefeiert. Der Grund dafür war, dass meine zwei Jungs Weihnachten erleben wollten so wie ich es als Kind kannte: Im Kreise der Familie, mit Omas leckeren Keksen, Heiligabend-Gottesdienst, Saitenwürstle und Kartoffelsalat, einem Christkind, das heimlich die Geschenke unter dem echten Baum mit echten Kerzen versteckt und gemeinsamem Weihnachtsliedersingen (mein Lieblingslied ist „Der Weihnachtsmann der Gute“).

Ach und natürlich fehlt uns Schnee! Denn seit 2004 wohnen wir in Atlanta und wenn es hier schneit, bricht das Chaos aus – nicht besinnliche Ruhe. Schneeräumfahrzeuge gibt es hier nämlich nicht und was eine Schneeschaufel ist, weiß auch kaum einer und einen Bobschlitten haben wir in Deutschland gekauft. All das vermissen wir hier. Unser künstlicher Baum ist mit Lichterketten geschmückt. Geschenke liegen wochenlang unterm Baum. Heiligabend ist eher der letzte Einkaufsabend, dafür werden am ersten Weihnachtsfeiertag in aller Frühe Geschenke ausgepackt – in Weihnachtsschlafanzügen, die extra für diesen einen Tag gekauft werden. Am 26. Dezember kommt die ganze Deko runter und die „besinnliche“ Weihnachtszeit ist vorbei. Jetzt geht das Umtauschen der Geschenke in den Geschäften los.

Ich habe aber manche Neuffener Tradition beibehalten: Heiligabend ist mir heilig – also gibt es da die Geschenke. Der Nikolaus findet seinen Weg auch nach Amerika – auch wenn ich die Kids immer dran erinnern muss, ihre Schuhe rauszustellen. Der Adventskalender ist immer selbstgemacht – meist dank meiner Schwester. Unser Baum bleibt bis zum 7. Januar stehen und kommt erst nach den Heiligen Drei Königen wieder in seine Schachtel und zurück in die Garage. Nur habe ich am 28. Dezember keinen, bei dem ich „pfeffern“ gehen kann oder der zu mir zum „Pfeffern“ kommt. Deswegen sitze ich halt am 28. Dezember auf meiner Couch und lobe meinen Christbaum selber.

Ein ganz besonderer Weihnachtsgruß geht an die Gesamtschule Frickenhausen, an der im Sommer 2018 meine zwei Jungs Christopher und Alexander für fünf Wochen mit in die Schule durften. Christopher hat seine Zeit mit der 5B und Frau Müller sehr genossen, und auch Alexander hat in der 6B mit Frau Heß einiges gelernt.

Meine Jungs wollten auch noch mal gesagt haben, dass sie die deutsche Schule toll fanden: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule war aufregend, die zwei längeren Pausen durch den Tag entspannend (in den USA gibt es zwischen 8 und 15 Uhr einmal 15 Minuten) und das Mittagessen in der Mensa war super lecker.

Merry Christmas!
Katrin Koch

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