Weihnachtsgrüße

Gemütliche Polarlicht- und Lagerfeuerabende

Dominik Schuster absolviert zwei Praxissemester im Bereich der Erneuerbaren Energien in Norwegen

Bei einem der vielen Cabin-Trips ist das Bild entstanden, das Dominik Schuster (vorne links) im Kreis von Austauschstudenten zeigt.

Jetzt an Weihnachten ist es knapp fünf Monate her, dass ich Deutschland für mein Praxissemester verlassen und mich auf ein Abenteuer nach Norwegen begeben habe. Ein Abenteuer in ein Land, das mittlerweile bereits ein Zuhause geworden ist. Auch wenn der Weg ins Ausland verzögert und über Strecken durch die Pandemie erschwert wurde, freue ich mich umso mehr, dass es nun endlich geklappt hat.

Bevor ich näher auf das Leben in Norwegen an sich eingehe zunächst noch ein paar Worte zu dem, was ich hier eigentlich beruflich mache.

Derzeit absolviere ich zwei Praxissemester im Bereich der Erneuerbaren Energien, genauer im Bereich der Wind- und Solarpark-Entwicklung, für einen internationalen Konzern mit Hauptsitz in Oslo. Das Unternehmen beschäftigt weltweit mehr als 4500 Mitarbeiter und ich genieße es unglaublich, tagtäglich mit Kollegen und Unternehmen aus allen Ecken der Welt zu arbeiten, Erfahrungen auszutauschen und zu lernen. Eine Menge zu lernen!

Auch bieten die Unternehmen hier in Norwegen viele Möglichkeiten, Arbeitsplatz und Freizeit miteinander in Verbindung zu bringen. Beispielsweise die Möglichkeiten, Unternehmens-Cabins quer durch Norwegen privat zu nutzen oder auch Sportangebote wie eigene Kajaks zu haben, sind großartig. Wie ich bei eisigen Temperaturen für meine Kajaking-Lizenz im Oslo-Fjord baden durfte, ist allerdings eine Story für ein andermal. Generell haben viele norwegische Familien eigene Cabins oder zumindest die Möglichkeit, diese für Teile des Jahres mitzubenutzen. Für alle anderen sind diese jedoch auch verhältnismäßig erschwinglich zu mieten, gerne auch mal nur für zwei oder drei Tage über das Wochenende.

Bei diesen Reisen ist ein Mietauto für die weitläufigen nördlichen Regionen eigentlich Pflicht, bei Bussen einmal am Tag und fehlenden Zügen kann das ansonsten anstrengend werden. Wie viele Cabin-Trips ich hier insgesamt erlebt habe, kann ich nicht mehr sagen. Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen. Nichtsdestotrotz erinnere ich mich an jeden einzelnen davon und werde mit Sicherheit auch keinen davon mehr vergessen.

Wenn die meisten von euch an Norwegen denken, so dürfen natürlich Polarlichter ebenfalls nicht fehlen. September bis November waren geprägt von außergewöhnlicher Sonnenaktivität und obwohl die Lichter in Oslo selbst beinahe nie mit dem bloßen Auge sichtbar sind, dieses Jahr war das anders und wir hatten bereits im Raum Oslo gemütliche Polarlicht- und Lagerfeuerabende. Dennoch konnte ich es mir nicht nehmen lassen, mit drei Freunden die Reise nach Tromsø, weit über den Polarkreis hinaus, zur Polarlichtjagd anzutreten. Und wir hatten dafür, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, die perfekte Zeit gewählt. Selbst unser Cabin-Gastgeber, ein Polarlicht-Guide, erklärte uns, was für ein Glück wir eigentlich hatten, diese außergewöhnlichen Lichter aufgrund besonders hoher Sonnenaktivität in beeindruckender Stärke mitzuerleben.

Unvergessliche Momente waren es, mit unserem geliebten Jaguar in voller Dunkelheit, ausgestattet mit bester Laune, warmem Kakao und Kameraequipment über schneebedeckte Landstraßen die besten Polarlichtspots abzuklappern. Abgerundet mit einer Bootstour zur Walbeobachtung, gemütlichen Sauna-Abenden sowie Rentierbegegnungen (und vielem mehr) war diese viertägige Reise eine der tollsten Erfahrungen meines Lebens, ohne Zweifel. Über 3000 Bilder in vier Tagen sprechen für sich!

Sensationelle Bilder brachte Dominik Schuster von seinem Trip zu den Polarlichtern mit.

Wer im Ausland lebt oder es vorhat, sollte nach meinem Verständnis zumindest versuchen, sich der Sprache des Landes ein klein bisschen anzunähern. Je näher man der Landessprache kommt, desto offener und hilfsbereiter werden die lokalen Menschen, wie ich am eigenen Leib erfahren durfte. Allerdings habe ich es mir nicht, wie viele andere Auslandsstudenten hier, zum Ziel gesetzt, ein paar der Norwegisch-Grundlagen zu lernen. Mein Ziel war es von Beginn an, die norwegische Sprache in kürzester Zeit perfekt zu beherrschen. Meine norwegischen Kollegen und Mitbewohner sowie meine Freunde und Freundin unterstützen mich unglaublich bei diesem Anliegen und mittlerweile wird auch mit jedem Einzelnen nur noch Norwegisch gesprochen. Danke dafür an dieser Stelle!

Auch steht in knapp vier Wochen mein sogenannter Bergenstest an, der höchstmögliche Sprachtest im Norwegischen (in Bokmål für die Sprachexperten unter euch). Wirklich einige hier in Oslo haben mich gefragt, wieso ich mich eigentlich durch einen solchen Sprachtest nach exakt sechs Monaten in Norwegen so unter Druck setze. Die Antwort? Ich weiß es nicht! Vielleicht ist es meine Sprachbegeisterung, vielleicht sind es die Menschen um mich herum, vielleicht aber auch der Gedanke daran, sich vorstellen zu können, dauerhaft in Norwegen zu leben.

Für mich selbst ist der Test im Übrigen keineswegs Druck, vielmehr begleitet und motiviert mich die Testvorbereitung dabei, diese Herausforderung zu meistern. Obwohl ich diese Zeitungs-Weihnachtsausgabe bereits allein mit meinen Erlebnissen füllen könnte, lieber noch kurz zurück zum Thema des Monats: Weihnachten! Zwar muss ich dieses Jahr meine Begeisterung für Glühwein, der hier im Vergleich zu Deutschland fast unbezahlbar ist, ein wenig zurückstellen, doch stattdessen werde ich jede einzelne der norwegischen Weihnachtstraditionen zu entdecken versuchen. Egal ob es die exakt sieben verschiedenen Kuchen- und Kekssorten (7 slag julekaker) sind, die traditionell in der Weihnachtszeit gebacken und gegessen werden, das Pinnekjøtt oder die Juleribbe auf dem Weihnachtstisch oder auch der Julebrus – ein beliebtes Weihnachtsgetränk – für meinen Magen wird das garantiert ein anstrengendes Weihnachtsfest.

Das Weihnachtsfest und die Feiertage selbst werde ich zum Teil gemeinsam mit der Familie meiner Freundin in Oslo, zum Teil aber auch mit Freunden verbringen. Meine Vorfreude, das norwegische traditionelle Weihnachtsfest und verschiedenste Familientraditionen mitzuerleben, ist riesig – ich kann es kaum erwarten! Ansonsten werde ich hier über die Jahreswende vermutlich auf Hütten (selbstverständlich ausgestattet mit Skiausrüstung), auf Weihnachtsmärkten, in der Sauna, beim Eisbaden und ganz sicher inmitten toller Menschen zu finden sein.

Meine besten Grüße gehen nach Deutschland an meine Familie, Freunde und natürlich alle anderen da draußen. Habt ein wunderschönes Weihnachtsfest und genießt die beste Zeit des Jahres!

Dominik Schuster

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