Weihnachtsgrüße

Ein wenig wandern und viel staunen

Michelle Hinrichs verbringt ein Semester im norwegischen Trondheim – Neben Lernen bleibt zum Glück noch Zeit für Zimtschnecken backen und Glögg trinken

Fjorde, atemaberaubende Berglandschaften und Nordlichter – alles konnte Michelle Hinrichs schon bewundern.
Mehr als 40 000 Studierende zählt die NTNU, die Norwegian University of Science and Technology.
Zimtschnecken sind zu jeder Zeit beliebt – nicht nur vor Weihnachten.

Wenn man an frühere Erzählungen vom Weihnachtsmann zurückdenkt, dann wohnt dieser irgendwo am Nordpol. Nun bin ich dem Nordpol so nah wie noch nie zuvor und würde behaupten, mir würde es hier auch ganz gut gefallen. Seit Anfang August studiere ich im Rahmen meines Masters in Life Science Engineering für ein Semester in Norwegen. Genauer gesagt in der Stadt Trondheim, die mit rund 207 600 Einwohnern die drittgrößte Stadt Norwegens ist. Trondheim ist eine sehr moderne und gemütliche Stadt mit vielen kulinarischen und kulturellen Angeboten. Die bunte Innenstadt sowie die vielen kleinen Geschäfte versprühen einen ganz besonderen Charme und bringen einen sofort dazu, sich super wohlzufühlen. Auch Sehenswürdigkeiten wie die Kristiansten Festung, der Nidarsdom oder diverse Museen hat die Stadt zu bieten und macht sie so zu einem ereignisreichen Ort, den man gesehen haben sollte. Trondheim gilt mit mehr als 40 000 Studierenden der NTNU, der Norwegian University of Science and Technology, als eine sehr lebendige Stadt für junge Menschen. Studierende genießen hier viele Vorteile und das Leben an der Universität ist geprägt durch zahlreiche Studierendenorganisationen, denen sich alle anschließen können, sowie zahlreichen Veranstaltungen. Nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern jeden Mittwoch, sind Zimtschnecken, „Kanelboller“, in Norwegen ein Muss. Auch der Taco-Friday hat sich als eine Tradition in Norwegen etabliert und findet mit den anderen Austauschstudenten oder den norwegischen Mitbewohnern regelmäßig statt.

Die Universität hat mir und meinem Studiengang, der sehr durch Laborarbeit geprägt ist, einen weitestgehend normalen Studienalltag in Präsenz ermöglicht. Auch durfte ich dieses Jahr Teil des Kulturfestivals UKA sein. Das ist ein zweiwöchiges Ereignis, das ehrenamtlich von Studierenden organisiert wird und schon sehr an den Nürtinger Maientag erinnert. Es gibt einen Umzug, ein Festzelt, verschiedene Veranstaltungen und Konzerte.

Außerhalb des durchaus anstrengenden und anspruchsvollen Studienalltags und den Feiern drumherum hat Norwegen natürlich auch eine atemberaubende Landschaft zu bieten, die ich glücklicherweise mit allem was dazu gehört, wie Fjorde, atemberaubende Berglandschaften und Nordlichter, erkunden und bewundern konnte. Pflichtprogramm ist hierbei auch mindestens ein Ausflug zu einer der unieigenen Cabins. Dies sind einfache Holzhütten ohne Strom und Wasser. Man nimmt lediglich Kerzen und Verpflegung mit, denn fließend Wasser hat es in Norwegen eigentlich überall. Diese Trips sind bei Norwegern allgemein sehr beliebt und häufig ein Ausflugsziel am Wochenende, wobei einige dann doch lieber die moderneren Cabins mit Strom und fließend Wasser besuchen.

Nun wo die Tage kürzer werden, die Sonnenstunden sich auf maximal fünf Stunden am Tag beschränken und die Temperaturen bei –10 Grad liegen, rücken alle hier ein Stückchen näher zusammen und stimmen sich gemeinsam auf Weihnachten ein. Die ganze Stadt erstrahlt in schönster Weihnachtsbeleuchtung und der Schnee liegt schon seit Ende November. Weihnachten, so hat es für mich den Anschein, ist in Norwegen nicht nur auf ein paar Tage beschränkt. Mit dem Feiern des Santa Lucia-Festes am 13. Dezember beginnt die weihnachtliche Zeit mit ihren Traditionen und Bräuchen, die auch ganz im Zeichen der Familie und dem gemeinsamen Zelebrieren von Festmahlen wie „Julebord“ und dem Beisammensein stehen.

Für mich geht das Semester in Norwegen bis zum 21. Dezember, was für mich auch bedeutet, dass bis dahin Prüfungen geschrieben werden. So werde ich die vorweihnachtliche Zeit mit viel Lernen verbringen. Aber natürlich dürfen Treffen zum Zimtschnecken backen und Glögg (Glühwein) auf dem Weihnachtsmarkt trinken nicht fehlen. Da in Norwegen das Weihnachtsfest und die Zeit davor sehr der Zeit in Deutschland ähneln, wird einem klar, wie sehr man Familie und Freunde vermisst. Auch wenn ich hier neue tolle Menschen kennengelernt habe, fällt mir auf, für wie selbstverständlich man es nimmt, in der Weihnachtszeit mit seiner Familie und Freunden zusammen zu sein.

Ich werde Weihnachten dieses Jahr nicht bei meinen Liebsten in Nürtingen sein und bin froh, auf diesem Weg von Herzen liebe Grüße nach Nürtingen schicken zu können und meiner Heimatstadt auf diesem Wege einen kleinen Einblick in mein Leben und meine Weihnachtszeit in Norwegen zu geben.

Michelle Hinrichs

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