Weihnachtsgrüße

Auf der Suche nach dem Weihnachtsgefühl

Daniela Bergmann und Holger Ziegler erleben Weihnachtszauber in Beijing – zuweilen bis Ostern

Daniela Bergmann und Holger Ziegler besuchen den chinesischen „Christkindlmarkt“.

Weihnachten auch ohne Glühwein, Plätzchen und Lichterglanz? Bei uns in China muss das nicht sein, oder? Zur Weihnachtszeit werden alle Bäume mit Lichterketten geschmückt, ganze Alleen erstrahlen im bunten Lichterglanz, Sterne rieseln von Bäumen herab und Hotellobbys und Einkaufsmeilen werden festlich dekoriert. In den Restaurants werden weihnachtliche Dekorationen angebracht, was wir zuweilen bis Ostern oder sogar über das ganze Jahr bestaunen dürfen, denn die Chinesen lieben es bunt und kitschig. Rund um den Tian’anmen, den Platz des Himmlischen Friedens, auf „der“ Paradestraße Beijings, werden riesige Figuren wie Rentiere und Weihnachtspyramiden aufgebaut, die in allen erdenklichen Farben blinken und strahlen. Auch Chinesen wollen ihren Teil vom Weihnachtsfest bekommen – auch wenn es nur einem dient: dem Konsum. Denn in China wurde Weihnachten als kommerzielles Fest entdeckt.

Doch selbst wenn „Jingle Bells“ in den Malls ertönt, ein Weihnachtsgefühl, Festliches oder Besinnliches hat sich bei mir dabei nicht eingestellt. Wie kann es auch sein, wenn hier niemand die Bedeutung und Herkunft von Weihnachten kennt, und es ein Tag wie jeder andere ist, an dem natürlich auch gearbeitet wird. So begab ich mich auf die Suche nach meinem eigenen Weihnachtgefühl. Ich ging auf den lokalen Blumenmarkt, um Ausschau zu halten nach einem echten Tannenbaum. Ich fand tatsächlich einen, abgeschlagen ohne Wurzeln in einem Holztrog gefüllt mit Lehm steckend, lieblos, eher braun-grau als grün. Traurig hängt er halb schief in der Gegend, ein Versuch ist es dennoch wert. Am zweiten Tag in unserer Wohnung lässt er schon beim leisesten Windhauch, der ihn umweht, die Nadeln fallen. Schade, denn am Ende, als ich ihn schmücken wollte, stand nur noch Gerippe. Aus der Traum vom Weihnachtsbaum.

Meine Suche nach meinem Weihnachtsgefühl ging weiter: Plätzchen backen mit Freunden, Ikea-Besuch mit Glühwein und Weihnachtsdekoration durchstöbern, dies kam der ganzen Sache schon etwas näher, zumindest stellt sich ein bekanntes und vertrautes Gefühl ein.

Ein Besuch auf einem Weihnachtsmarkt mein nächster Versuch. Am Samstag vor dem ersten Advent wird wie jedes Jahr ein Weihnachtsmarkt in der deutschen Botschaft veranstaltet. Mit kleinen Holzbuden, die weihnachtlich geschmückt sind, in denen Glühwein, Maultaschen, Leberkäse, Currywurst, Stollen und für Kinder importierte Adventskalender angeboten werden.

Das Highlight sind jedoch die selbst gebundenen und dekorierten Adventskränze des Basar-Teams. So erleben wir einen Tag wie auf dem „Christkindlmarkt“, hören dem „Stille Nacht, heilige Nacht“ singenden Weihnachtschor der Deutschen Kantorei Beijing zu und schlürfen dabei Glühwein. Es fehlt jedoch Schnee, genauso wie die duftenden echten Tannenbäume mit ihren grünen Nadeln. Ein wenig Wehmut schleicht sich ein. Gut, denke ich mir, in diesem Jahr ist es eben anders. Ich kaufe mir für circa 12,50 Euro einen Plastik-Weihnachtsbaum, der unser Apartment fast ausfüllt, Plastikweihnachtskugeln, Windlichter mit echten Kerzen und was man sonst so braucht, um glücklich zu sein. Und das Allerwichtigste: ein Flugticket nach Deutschland für Weihnachten, denn ich möchte dieses Jahr das besinnliche Fest mit meiner Familie und Freunden teilen, die wissen, was die Bedeutung von Weihnachten wirklich ist.

Wir wünschen unseren Familien, Freunden und allen, die uns kennen, ein besinnliches und glückliches Weihnachtsfest. Mit dem Gedanken und dem Bewusstsein daran, dass wenn man Weihnachten, so wie wir es nun nicht haben, feiert, es eine ganz andere Bedeutung und Wertigkeit hat. Bei uns ziehen die Monate vorbei und alles fühlt sich irgendwie gleich an, außer dass die Temperaturen sich ändern.

Daniela Bergmann und

Holger Ziegler

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