Weihnachtsgrüße

2020 bietet Chancen neue Dinge wertzuschätzen

Mara Steinbrenner berichtet von ihrem Austauschsemester im schweizerischen Genf

Ausgedehnte Bergwanderungen haben es Mara Steinbrenner (rechts) und ihren Kommilitonen angetan.

Nachdem ich die letzten Jahre an Weihnachten in den verschiedensten Ländern war – Australien, Finnland und Schweden – bin ich nun dieses Jahr in der Schweiz. Warum ich so viel unterwegs war? Zum einen habe ich Verwandte in Australien, zum anderen hatte ich innerhalb meines Studiums die Chance für einen Austausch nach Finnland gehabt, bevor es mich dann für den gesamten Master nach Schweden getrieben hat. Dachte ich zumindest, denn auch hier gab es die Chance für ein Austauschsemester und so bin ich nun im wunderschönen Genf gelandet.

Genf, die Stadt der internationalen Organisationen, die Geburtsstätte des Internets und einfach eine wunderschöne Stadt zum Leben. Nun ist aber 2020 und alles anders. Ich kann leider nicht von urigen Weihnachtsmärkten berichten oder von internationalen Weihnachten schwärmen. 2020 ist einfach etwas anders.

Trotzdem möchte ich von meiner Weihnachtszeit erzählen – ganz ehrlich, ohne Ausschmückungen oder Instagram-Filter. Wie ist es, zu Zeiten von Covid-19 in einem anderen Land zu sein und das auch noch zur Weihnachtszeit? Die gute Nachricht zuerst, die Stadt ist trotz Ausgangseinschränkungen geschmückt und Weihnachtslichter sind überall verteilt. Auf meinem Bild seht ihr angeleuchtete Fische, die in den Fußgängerzonen hängen. Ganz feine Kunstwerke, die man bei einem Abendspaziergang bewundern kann.

Auch sonst gibt es einige Stände in der Stadt, in denen man unter strenger Einhaltung von Abständen einen Glühwein kaufen kann (die Schweizer Preise sorgen dafür, dass es bei einem bleibt) oder sich eine Raclette-Kartoffel to go holen kann. Ihr fragt euch was eine Raclette-Kartoffel ist? Im Prinzip einfach eine riesige Kartoffel mit ganz, ganz viel geschmolzenem Käse obendrauf.

Was gibt es sonst zu tun? Wandern kann man zum Glück noch. Zwar scheint es für viele Studenten kein Ersatz für die verpassten Erasmus-Partys zu sein, jedoch wandert es sich ohne Kater doch sowieso viel besser und man kann versuchen den Mont Blanc hinter verschleierte Wolken zu erhaschen. Weihnachtsfeiern fallen auch hier dieses Jahr aus. Meine Universität ist auch geschlossen, also ist man die meiste Zeit nur zu Hause – und mit „zu Hause“ meine ich ein in die Jahre gekommenes Studentenwohnheim. Ich könnte nun traurig sein, dass ich keine traditionelle Weihnachtszeit in der Schweiz erlebe und mich über Ausgangssperren, Maskenpflicht und Abstandsregeln aufregen. Doch macht mich das zufriedener, glücklicher oder ändert etwas an meiner momentanen Situation? Nein. Was ist, wenn das eine Chance ist, ganz andere Dinge wahrzunehmen, die ich sonst vermutlich in der Hektik der Weihnachtszeit gar nicht bemerkt hätte? Kommen wir zurück zu den beleuchteten Fischen. Wäre ich an einem Samstagabend durch die Straßen gelaufen, wäre stehen- geblieben und hätte über die Details und künstlerischen Effekte der Lichter philosophiert? Vermutlich nicht.

Wäre ich bei dem beleuchteten Weihnachtsbaum stehengeblieben und hätte mir die Dekorationen genauer angeschaut? Vermutlich nicht. Was ist, wenn dieses Weihnachten auch eine Chance ist andere Dinge wertzuschätzen? Uns über Lichter zu erfreuen, begeistert zu sein, wenn der erste Schnee fällt oder wir uns mit einer Tasse Tee für einen Videoanruf mit den Freunden verabreden?

Es ist für viele sicher eine schwere Zeit mit Ängsten, Sorgen und Unsicherheiten, was das nächste Jahr wohl bringen wird. 2020 ist alles anders, doch lasst uns alle das Beste daraus machen. Lasst uns geduldig und liebevoll miteinander umgehen. Es geht nicht darum das beste Geschenk zu bekommen oder betrunken vom Weihnachtsmarkt heimzukommen – 2020 ist alles anders und wir sollten das Beste daraus machen.

Bleibt gesund, tragt eure Maske richtig, haltet Abstand, aber seid euch im Herzen nah.

Mara Steinbrenner

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