Reportage
Zwischen Angst und Zuversicht
„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ haben wir in der Kinderzeit gespielt. Die Spielregeln kenne ich nicht mehr. Es war ein Spiel wie „Räuber und Gendarm“ oder „Blinde Kuh“. Niemand hatte Angst vor dem schwarzen Mann, gespielt von einem der Buben oder Mädchen. Wer wollte denn schon Angsthase sein? Echte Angst war anders. Im dunklen Keller pochte das Herz etwas lauter; ebenso, wenn der große Hund angesprungen kam, der eigentlich nur mitspielen wollte. Bei heulendem Sturm mit Blitz und Donner half das Zusammenkuscheln mit den Geschwistern oder die Flucht in die sicheren Arme der Mutter.
Fliegeralarm in den Kriegsjahren, die Sirenen heulten; sie flößten Angst ein. Der abgedunkelte Keller versprach Sicherheit. Die näherkommenden Einschläge der Artilleriegranaten und die Schüsse aus den Maschinengewehren der heranbrausenden Jagdflugzeuge höre ich noch bei jedem Feuerwerk und beim fröhlichen Böllern in der Silvesternacht. Das löst bei mir keine Beklemmung mehr aus; ich weiß, es ist nur Lärm, der vorübergeht.
Das Leben ist aber nicht frei von Angst und war nie frei davon. Angst wovor? Vor dem Neuen, dem Unbekannten, vor Krankheiten. Die Pest forderte viele Menschenleben. Gegen die Pest ist kein Kraut gewachsen; das war vor einigen Jahrhunderten. Gegen die Pandemie, die heutzutage bereits viele Menschenleben forderte, haben Forschung und Medizin Gegenmittel bereitgestellt. Wirken diese Mittel auch gegen zukünftige Varianten? Die Natur zeigt ihre Stärke.