Reportage
Harmonisches Bauen
Der in Nürtingen geborene Architekt Ludwig Eisenlohr und die Papierfabrik Scheufelen in Oberlenningen – Von Steffen Seischab

Architektur kann manchmal brutal sein. Jeder kennt hässliche Betonklötze in deutschen Innenstädten, gebaut in den 1960er-/1970er-Jahren als Boten der Moderne, vom Geist des Rationalismus getragen und von den Idealen der Funktionalität, ornamentloser Klarheit der Struktur und dem Gesetz der geraden Linie und des rechten Winkels inspiriert. Was die Pioniere der klassischen Moderne in der Architektur, Mies van der Rohe, Walter Gropius oder Le Corbusier damit bezweckten, die Ästhetik der einfachen Form, Transparenz im Aufbau des Baukörpers, maximaler Komfort für Bewohner und Benutzer sowie sparsamer Flächenverbrauch in ohnehin schon extrem verdichteten Innenstädten, zählt zu den großen architektonischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts und ist als Reaktion auf die elende Wohnsituation in den zu schnell gewachsenen Städten der Industrialisierung sowie auf die Ideenlosigkeit des Historismus und die zum Kitsch tendierende Verspieltheit des Jugendstils durchaus verständlich.