Licht der Hoffnung

Sprachkurse und unbürokratische Hilfen - Netzwerk Flüchtlingsarbeit Nürtingen möchte Integration weiter unterstützen

Licht der Hoffnung: Das Netzwerk Flüchtlingsarbeit Nürtingen (NFANT) möchte weiter die Integration von Menschen unterstützen

Basel Aljbakhnje hat sich nach seiner Flucht aus Syrien im Jahr 2014 mit Hilfe der Ehrenamtlichen von NFANT in Nürtingen gut integriert. Eine Nacht pro Woche arbeitet er in einer Bäckerei. Foto: Holzwarth

Sechs soziale Projekte werden in dieser 30. Saison der Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ unserer Zeitung mit den eingehenden Spendengeldern unterstützt. So soll unter anderem der inzwischen leere Spendentopf des Netzwerks Flüchtlingsarbeit in Nürtingen (NFANT) wieder etwas gefüllt werden. Die Ehrenamtlichen helfen Geflüchteten bei der Integration.

NÜRTINGEN. Vor sieben Jahren hatten sich alle Arbeitskreise Asyl, die sich in Nürtingen und den Teilorten um geflüchtete Menschen kümmerten, zum Netzwerk NFANT, zusammengeschlossen. Aufbauend auf den langjährigen Erfahrungen des AK Asyls engagieren sich seither knapp 50 Freiwillige aktiv für die Integration von Geflüchteten in Nürtingen und unterstützen sie in allen Lebensbereichen. NFANT springt ein, wenn die staatlichen Hilfesysteme nicht mehr ausreichen. Flüchtlinge und Asylbewerber, die in Nürtingen leben, werden durch ehrenamtliche Mitarbeiter des Netzwerkes betreut. Der Hilfebedarf wird jeweils individuell ermittelt. Der größte Teil der Spendengelder wird für Sprachkurse eingesetzt. Die Ehrenamtlichen von NFANT bieten den Geflüchteten Alltagsbegleitung, Freizeitgestaltung, Hilfe bei Wohnungs- und Arbeitssuche, der Integration und der Wahrnehmung ihrer Rechte. Es werden außerdem genehmigte Familienzusammenführungen und wenn nötig Teile der Anwaltskosten und Schulabschlusskosten bezuschusst.

Der Verein NFANT akquiriert Spenden von Bürgerinnen und Bürgern sowie Firmen. Nun ist der Spendentopf jedoch leer. Um weiterhin die Menschen unterstützen zu können, hat sich der Verein bei „Licht der Hoffnung“ beworben.

Die Vergabe der Spendengelder im Interesse der Geflüchteten erfolgt auf Antrag eines ehrenamtlichen Helfers aus den Reihen von NFANT. Die Regeln, welche Maßnahmen finanziell unterstützt werden dürfen, sind in den Vergaberichtlinien von NFANT festgeschrieben. Genehmigen muss den jeweiligen Antrag ein achtköpfiges Gremium.

Im Jahr 2019 wurden NFANT-intern 52 Anträge auf Unterstützungsgelder gestellt: 44 für Sprachkurse, drei für Flugkostenzuschüsse für eine Familienzusammenführung (maximal 100 Euro pro Person). Je einmal ging es um einen Zuschuss für eine starke Brille, eine medizinische Untersuchung, eine Semestergebühr, einen Dolmetscher und die Gebühr für das Drachenbootrennen.

Ehrenamtliche fungieren auch als Sprachrohr für die Geflüchteten

Ein Beispiel für einen Geflüchteten, der sich mit Hilfe eines persönlichen Kontakts über NFANT in Nürtingen gut eingelebt hat, ist der 32-jährige Basel Aljbakhnje. Er kam 2014 von Syrien nach Oberensingen. Seither hat ihn NFANT-Mitglied Helmut Hartmann jahrelang als „Patenonkel“ betreut. Er half beim Asylantrag, vermittelte einen Deutsch-Sprachkurs sowie verschiedene Praktika und die Führerscheinausbildung. Zudem half Hartmann dem Zugereisten beim Schriftverkehr mit Job-Center, Krankenkasse und GEZ. Inzwischen arbeitet Basel Aljbakhnje hauptberuflich in einem Betrieb, der elektrische Schaltschränke herstellt. Als legaler Nebenjob ist er eine Nacht pro Woche in einer Bäckerei tätig.

Die heute noch neu ankommenden Flüchtlinge werden vorwiegend in der Max-Eyth-Straße untergebracht und dort permanent von einem NFANT-Team betreut, erklärt Dr. Martin Häberle, zweiter Vorsitzender des Fördervereins. NFANT diene auch als „Sprachrohr für die Geflüchteten“, ergänzt Julia Rieger. Die Ehrenamtlichen können die Bitten der Neuankömmlinge an die zuständigen Stellen weiterleiten. Spezialist für das Arbeitsrecht ist Helmut Hartmann. Oft würde das Verständnis fehlen, was die Schreiben vom Jobcenter bedeuten und welche Arbeit wem erlaubt ist und welche nicht, weiß er. „Ohne eine Unterstützung könnten die Geflüchteten unmöglich klarkommen“, stellt Julia Rieger fest.

Von NFANT betreut werden Menschen aus Syrien, aus verschiedenen Staaten Afrikas, aus Afghanistan und aus dem Iran. Die Dauer der Unterstützung ist ganz unterschiedlich. „Es gibt Menschen, die sich schnell in fremden Kulturen zurechtfinden“, sagt Martin Häberle. „Andere schaffen es ein Leben lang nicht“, sich vollständig zu integrieren.

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