Licht der Hoffnung

Pfeffertagswiegen zum letzten Mal in der Stadthalle

Licht der Hoffnung: Beim „Neuffener Nationalfeiertag“ stellten sich die Bürger wieder zum Spaß und für einen guten Zweck auf die Waage

Die Neuffener Handwerker organisieren das Pfeffertagswiegen. Von links: Martin Herr, Edmund Haist, Matthias Kleinberger, Achim Joksch, Simon Däschler, Rolf Krieg, Andreas Weiß, Rainer Kraut, Miachel Faig, Hans-Georg Heimgärtner, Monika Gugel. Gerhard Schall, Robert Papp und Sven Moll. Foto: Just
Ein Ereignis für die ganze Familie ist das Pfeffertagswiegen Jahr für Jahr. Foto: Just
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile: Nach Vesper und Getränk wiegen Bürgermeister Bäcker und der Abgeordnete Hennrich zusammen mehr als beim Einzelwiegen. Foto: Gosson

Früher gingen die Neuffener Kinder am Pfeffertag von Haus zu Haus und versuchten, noch ein paar Pfefferkuchen zu bekommen. Heutzutage zieht es Jung und Alt zur Stadthalle, um beim Pfeffertagswiegen mit viel Spaß gleich noch etwas Gutes zu tun. Das 26. Pfeffertagswiegen war vorerst das letzte in der Stadthalle, die im kommenden Jahr saniert wird.

NEUFFEN. Ab elf trudelten die Besucher am Samstag in der Stadthalle ein, ließen sich von Monika Gugel, Gerhard Schall, Elke und Martin Herr wiegen und bezahlten dann ihren Obolus. Der richtet sich nach dem Gewicht: Bis 80 Kilogramm werden zehn Euro fällig, dann alle zehn Kilogramm ein Euro mehr. Doch viele geben freiwillig mehr für die gute Sache, auch wenn man ihnen ansieht, dass sie essen wie ein Spatz. Andere geben, obwohl sie gar nicht daran denken, sich auf die Waage zu stellen.

Denn die ist unerbittlich und die Ergebnisse werden ausgehängt, und zwar aus den Jahren 1994, 2000, 2010, 2015 und 2018. Einige Veteranen haben aus allen Jahren einen Wert vorzuweisen, zum Beispiel Dieter Kudermann, der das Pfeffertagswiegen vor 26 Jahren als Wirt des Stadthallenrestaurants ins Leben rief. Oder Willy Heinickel, der Meister der Zahlen, der jedes Jahr auf der Bühne launig und lehrreich die Ergebnisse verkündet. Zusammen mit seiner Frau Dorothea wertet er die gemessenen Werte akribisch aus.

Bürgermeister Matthias Bäckers erstes Ergebnis datiert aufs Jahr 2010, damals wog er noch 85,6 Kilogramm, 2018 waren es 89,3 Kilogramm. Und in diesem Jahr? Da sind es 500 Gramm mehr, 89,8 Kilo. Bäcker ist zufrieden damit. „Ich will nur nicht die 90 Kilo erreichen.“ Damit das nicht passiert, setzt er auf Radeln und Fitnesstraining. Nach dem Wiegen nutzt er die Gelegenheit, mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Hennrich zu plaudern, auch er ein regelmäßiger Gast.

Der hat die 90 Kilo gerade so, wiegt 200 Gramm mehr als Bäcker. Er erzählt lachend: „Ich bin im vergangenen Jahr 1600 Kilometer gejoggt, so drei Mal in der Woche zehn Kilometer. Damit habe ich jetzt 200 Gramm seit dem letzten Mal abgenommen.“ Der Pfeffertag endet für Hennrich nicht in Neuffen, er besucht an diesem Tag auch traditionell das Beurener Thermalbad.

Dieter Kudermann, inzwischen Wirt des „Schultes“ in Kohlberg, hat es tatsächlich geschafft, über die Feiertage abzunehmen. Die sind für ihn nämlich mit viel Arbeit statt Gemütlichkeit verbunden. Er erzählt vom Ursprung des Pfeffertages, von den ärmeren Kindern, die hofften, bei den Wohlhabenderen ein paar Pfefferkuchen abzubekommen. Später zogen auch die Älteren mit dem Pfefferbeutel durch die Wirtschaften. Ein Tannenzweig, wie ihn auch am Samstag viele mit sich führten, öffnete ihnen die Türen. Kudermann knüpfte an die Tradition an und rief das Wiegen zugunsten von Licht der Hoffnung zusammen mit unserem Redakteur Jürgen Gerrmann ins Leben.

Möglich gemacht wird das Pfeffertagswiegen seit jeher von der Neuffener Handwerkerschaft, wo viele fleißige Hände mit anpacken, damit alle mit Gulaschsuppe, Saitenwürstchen, Weißwurst, Brezeln, Weckle und Getränken versorgt werden. Dafür sorgen auch die Sponsoren, ohne die es nicht ginge. Begründer Dieter Kudermann, Harry Koller, Manfred Hämmerling, die Gebrüder Mall, AVG, Kaputtnix und Bonnfinanz Kammerer trugen ihren Teil dazu bei, dass der Mittag in der Stadthalle ein rundum gelungenes Ereignis wurde. Im Foyer spielen die Kinder, oben sitzen Neuffener aller Generationen und genießen den schönen Tag.

Willy Heinickel obliegt es am Ende zu verkünden, wer die Leichteste und der Schwerste ist. Zusammen mit Simon Däschler von der Handwerkerschaft betrat er bestens präpariert gegen 13.30 Uhr die Bühne. Däschler dankte noch einmal den Sponsoren für ihre Großzügigkeit.

Die Waagen in der Stadthalle sind unbestechlich

Heinickel versicherte allen, die wegen des ihnen angezeigten Gewichtes Zweifel hatten, dass die historischen Waagen ordnungsgemäß geeicht waren, dass diese jährlich ihren Prüfstempel bekommen. Er ging auf die Tradition des „Neuffener Nationalfeiertages“ ein, den es nicht nur hier gibt, sondern der seit Jahrhunderten in verschiedenen süddeutschen Ortschaften belegt ist.

In diesem Jahr kamen etwas weniger Teilnehmer als im letzten: 203 statt 229. Sie brachten insgesamt 16 844 Kilogramm auf die Waage. Seit Beginn des Pfeffertagswiegen ließen sich 4857 Personen wiegen, die insgesamt 398 580 Kilogramm wogen.

Auf die Bühne gebeten wurden diesmal nicht der schwerste Mann (Rainer Schock, 128,9 Kilo) und die leichteste Frau (Sylvia Heermann, 46,3 Kilo, plus 1,4 Kilo seit dem letzten Jahr), sondern Roland Knapp (90 Kilo), der an diesem Tag seinen 70. Geburtstag feierte. Mit einem kleinen Präsent bedacht wurden diesmal Leute, deren Gewicht eine Schnapszahl ausmacht, nämlich Inge Schall mit 66,6, Jan Werner mit 77,7 und Johannes Heimgärtner mit 88,8 Kilo.

Am Ende stand ein vorläufiges wunderbares Endergebnis von 3100 Euro für Licht der Hoffnung, wie uns Simon Däschler noch am Sonntagabend per EMail mitteilte. Darunter sind auch 500 Euro von den Neuffener Stadtwerken. Dafür sind wir sehr dankbar.

Im kommenden Jahr wird das Pfeffertagswiegen wieder wie gewohnt am 28. Dezember stattfinden – dann allerdings 50 Meter weiter unten im evangelischen Gemeindehaus. Sobald die Stadthalle wieder strahlt, zieht das Pfeffertagswiegen auch wieder in die angestammten Räumlichkeiten zurück. Da diese dann barrierefrei sind, können noch viel mehr Neuffener zu ihrem Familientreffen gehen.

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