Wendlingen

Oper trifft auf Rockmusik beim Auftritt von The Cast in Wendlingen

Licht der Hoffnung: Das internationale Ensemble „The Cast“ hat zum Auftakt der sechsteiligen Kulturveranstaltungsreihe in Wendlingen 200 Zuschauern gute Unterhaltung auf hohem musikalischen Niveau beschert.

Alexandra Zarubina hält Guillermo Valdes den Mund zu – zur Freude von (von rechts) Carrie-Anne Winter, Campbell Vertesi und Anne Byrne. Viel mehr als nur die musikalische Begleitung für „The Cast“ bot der Pianist Yu Chen (links). Foto: Just

WENDLINGEN. Vor 200 Zuschauern – verteilt auf zwei jeweils einstündige Vorstellungen – ist am Samstagabend im Treffpunkt Stadtmitte in Wendlingen das 31. Festival der Hoffnung gestartet. In der 30. Saison waren bis auf eine Sonderveranstaltung alle geplanten Kulturabende den Corona-Maßnahmen des Landes zum Opfer gefallen. Die international besetzte Opernband „The Cast“ hat für die Zuhörer eine Stunde lang beste musikalische Unterhaltung geboten, über die sich die Gäste im Treffpunkt Stadtmitte nach langer Pause ohne Kulturveranstaltung sehr freuten. Die Mezzosopranistin Anne Byrne, Koloratur-Sopranistin Carrie-Anne Winter (beide aus Amerika), die russische Opernsängerin Alexandra Zarubina, der chinesische Pianist Yu Chen, Tenor Guillermo Valdes aus Chile und Bass Campbell Vertesi aus Kanada sind allesamt hervorragend ausgebildete Künstler. Sie verstehen sich aber nicht nur aufs Singen und Musizieren, sondern bieten stets auch eine Show mit jeder Menge Humor, sodass es für die Zuschauer immer viel zu lachen gibt. Dabei bieten sie Melodien, die auch Opernmuffel schon mal gehört haben, nicht nur musikalisch in einem modernen Gewand dar, sondern treten zudem beim Singen auf wie Rockstars. Somit war gewährleistet, dass der Abend allen Besuchern Spaß machte.

Nachdem Redaktionsleiterin Anneliese Lieb vor dem ersten Auftritt und Redakteur Lutz Selle vor der Spätvorstellung die Besucher begrüßt und einen Überblick über die sechs Projekte gegeben hatten, die in dieser Saison durch die Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger/Wendlinger Zeitung unterstützt werden, sorgte Anne Byrne gleich für den ersten Überraschungsmoment. „Klassische Konzerte kommen nicht ohne strenge Regeln aus“, sagte sie. „Fotos und Videos“ seien „sehr gerne jederzeit“ erlaubt und sollten auf allen sozialen Medien hochgeladen werden. Zudem sei bei „The Cast“ klatschen jederzeit erlaubt.

Damit war das Eis zum Publikum bereits gebrochen. Nach dem Start mit Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ sollten sich die Zuhörer gedanklich nach Venezia versetzen – „in die Stadt, nicht ins Eiscafé“, wie Anne Byrne betonte. In höchsten Tönen intonierte hernach mit blau gefärbten Haaren Carrie-Anne Winter „O sole mio“, wobei sie jeden Ton genau traf. Tenor Guillermo Valdes setzte ein und hielt seinen Ton so lange und so laut, dass er durch die ganze Halle schwang. Zum Glück durften keine Getränke ausgeschenkt werden – die Gläser hätten springen können.

Mit ihrer Version der Arie „O mio babbino caro“ von Giacomo Puccini begeisterten die drei Sängerinnen im Trio. Beim nächsten Titel hielt Alexandra Zarubina ihrem Duett-Partner Guillermo Valdes mitten während des Gesangs den Mund zu, um selbst mit ihrer Stimme glänzen zu können. Der Tenor hatte aber danach mit einem Solo mit raumfüllender Stimme seinen großen Auftritt bei einer spanischen Version einer Operette und heimste dafür zurecht einen Sonderapplaus ein.

Bass Campbell Vertesi ließ sich nicht lumpen und legte seinerseits mit einem Soloauftritt mit „O Isis und Osiris“ aus Mozarts „Die Zauberflöte“ nach. Er brauche dazu noch einen Männerchor, ließ er das Publikum wissen und ermunterte alle zum Mitsingen mit den Worten: „Mozart ist schon längst tot, er merkt das nicht mehr.“

Noch mehr Stimmung kam beim bekannten „Chor der Zigeuner“ aus Giuseppe Verdis Oper „La Traviata“ auf. Vertesi erklärte: „Normalerweise macht man das Stück mit 50 Mann im Chor und jeder hat einen Amboss dabei.“ So musste eben das Publikum mit Händen und Füßen helfen, was gerne getan wurde. Und da schon einmal alle aktiviert waren, wurde gleich noch zum Rhythmus von „We will rock you“ der Rockband Queen umgeswitcht. Aber die Mischung von Opernmusik und Rockmusik hat ja auch schon bei Queens „Bohemian Rhapsody“ hervorragend funktioniert. Also passte auch die Mischung von Verdi und Queen.

Anschließend hatte noch einer von „The Cast“ seinen großen Auftritt, der ansonsten „nur“ durch die Klavierbegleitung aufgefallen war: der „Wiener aus China“ Yu Chen, den Anne Byrne als „wichtigsten Mann auf der Bühne“ bezeichnete. Ihn hatte die Gruppe einst in Wien entdeckt und engagiert. Yu Chen präsentierte sein eigenes Arrangement von Mendelssohns „Hochzeitsmarsch“ – sehr filigran, verspielt und dann auf einmal sehr jazzig. Für seine vielen Variationen mit der bekannten Melodie erntete der Pianist ebenfalls viel Applaus.

„Heia, in den Bergen ist mein Heimatland“ aus der Operette „Die Csardasfürstin“ und Franz Lehárs „Lippen schweigen“ aus „Die lustige Witwe“ gab es zum Abschluss, ehe sich das Publikum noch eine Zugabe erklatschte.

Nach dem gelungenen Auftakt steht der zweite Akt des „Festivals der Hoffnung“ am Samstag, 4. Dezember, an. Dann wird Carsten Höfer, der Gentlemankabarettist, in der Kelter in Beuren gastieren.

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