Frickenhausen

Licht der Hoffnung: Stimmungsvoller Abschluss des Kulturfestivals in Frickenhausen mit Cabo Cuba Jazz

Licht der Hoffnung: Die international besetzte Musikgruppe Cabo Cuba Jazz kommt mit ihrem ungewöhnlichen Stilmix beim letzten Konzertabend des Kulturfestivals beim Publikum in Frickenhausen hervorragend an.

Haben die Formation Cabo Cuba Jazz vor 14 Jahren gegründet, leben in Rotterdam und sind am Samstag zum ersten Mal in der Region Stuttgart aufgetreten: Pianist Carlos Matos (linkes Bild) und Congas-Trommler Nils Fischer (Mitte). Poliana Vieira (rechtes Bild) hat mit Gesang und Tanz auf der Bühne das Publikum begeistert. Fotos: Just
Die VR Bank Hohenneuffen-Teck mit den Vorständen Bruno Foldenauer (Zweiter von rechts) und Stefan Gerlach (rechts) hat die Aktion „Licht der Hoffnung“ mit 2000 Euro unterstützt. Darüber freuen sich (von links) Redaktionsleiterin Anneliese Lieb, Christian Fritsche und Verlegerin Monika Krichenbauer.

FRICKENHAUSEN. Seit Samstagabend ist das 31. Kulturfestival der Hoffnung Geschichte. Die 31. Saison der Weihnachtsspendenaktion „Licht der Hoffnung“ wird allerdings auch in der Geschichte der Nürtinger und Wendlinger Zeitung einen besonderen Platz einnehmen. Darauf haben sowohl Redaktionsleiterin Anneliese Lieb beim ersten Auftritt der Musikgruppe Cabo Cuba Jazz in der Festhalle im Erich-Scherer-Zentrum in Frickenhausen als auch Lutz Selle bei der zweiten Vorstellung am späteren Abend in ihren einleitenden Worten vor jeweils rund 100 Zuschauern – mehr waren wegen der Corona-Verordnungen in der Halle nicht zugelassen – hingewiesen. Erstmals in der Geschichte des Festivals hat es zwölf Kulturveranstaltungen gegeben – allerdings nur an sechs verschiedenen Abenden und Orten mit jeweils zwei einstündigen Vorführungen. Die zweite und deutlich erfreulichere Besonderheit der 31. Saison betrifft jedoch das Spendenergebnis zu Gunsten der sechs sozialen Projekte. Mit über 137 000 Euro kam so viel Geld für den guten Zweck zusammen wie niemals in den 30 Jahren zuvor. Anneliese Lieb sprach von einer „wunderbaren Gemeinschaftsleistung von unseren Leserinnen und Lesern, Firmen und Kommunen, die uns die Hallen kostenlos überlassen haben“. Es besteht die Hoffnung, dass ab dem kommenden November für das 32. Festival wieder zweistündige Kulturabende in vollen Hallen möglich sein werden – an denselben sechs Auftrittsorten wie in der nun abgelaufenen Saison.

Bei dem durch die Unterstützung der VR Bank Hohenneuffen-Teck möglich gewordenen Konzert in Frickenhausen bekamen die Zuhörer einen bunten internationalen musikalischen Mix zu hören. Die Mischung von kapverdischen und kubanischen Klängen mit Jazz hatte es jedenfalls noch nicht gegeben, als der in Bremen geborene Percussionist Nils Fischer zusammen mit dem von der Kapverdischen Inseln stammenden Pianisten Carlos Matos im Jahr 2008 in den Niederlanden die Musikgruppe Cabo Cuba Jazz gründete. Zu der Multikulti-Truppe zählten am Samstag außerdem die in Portugal aufgewachsene Sängerin Poliana Vieira, deren Eltern ebenfalls von den Kapverden stammen, der aus Venezuela kommende Bassist Yerman Aponte, der spanische Schlagzeuger Erik Larrea und der venezuelische Saxofon-Spieler Felipe Castro.

Melancholische Kapverden-Melodien und tanzbare Rhythmen Südamerikas

Nachdem Bandleader Nils Fischer zu Beginn des zweiten Auftritts alle Musiker bis auf sich selbst vorgestellt hatte, ertönte aus dem Publikum ein lauter Ruf: „Und wer bisch du?“ Die Frage beantwortete flugs die Sängerin. Woher sollten die Zuschauer die Musiker auch kennen? Schließlich war es der allererste Auftritt überhaupt von Cabo Cuba Jazz in der Region Stuttgart. Die Musikgruppe blickt allerdings schon auf Tourneen in Thailand, Malaysia, Borneo, Israel, Kuba, den Niederlanden, Norwegen und Schweiz zurück. In Deutschland geben Cabo Cuba Jazz im Durchschnitt zehn Konzerte pro Jahr. Ihr Debütalbum wurde 2011 in den Niederlanden zum Weltmusikalbum des Jahres gewählt.

Nils Fischer wuchs in Bremen auf, ging im Alter von 18 Jahren für ein paar Monate nach Kuba und beschloss dort, die Musik zu seinem Beruf zu machen. Dafür studierte er in Rotterdam auf dem Konservatorium, wo er inzwischen selbst als Dozent tätig ist. „Seit 1992 lebe ich in Holland – das ist schon länger, als ich in Deutschland war“, erzählt der Bandleader.

Es ist sofort zu sehen, dass die sechs Musiker allesamt erstklassige Profis sind. Beim Zuhören kommt gleich Fernurlaubsstimmung auf. Und die ungewöhnliche transatlantische Mischung zwischen den melancholischen verträumten Moma-Melodien der Kapverden und den pulsierenden tanzbaren Rhythmen Südamerikas sowie Latin Jazz passt hervorragend. Dafür sorgt nicht zuletzt auch Sängerin Poliana Vieira, die mit ihrer Stimme die melancholischen Töne genauso gut trifft wie die Klänge der puren Lebensfreude. Zudem begeisterte die Sängerin mit ihren Salsa-Tanzeinlagen. Die ganze Formation hat Rhythmus im Blut. Jeder der fünf Musiker nutzte den Abend für gelungene Soli auf seinem Instrument, was jeweils mit Szenenapplaus aus dem Publikum honoriert wurde. Am Ende lieferten sich Congas-Trommler Nils Fischer und Schlagzeuger Erik Larrea minutenlang einen Trommelwettstreit, bei dem das Tempo immer schnell wurde.

Die meisten Soli steuerte indes Felipe Castro bei – mit verschiedenen Saxofons und auch mit der Querflöte. Zu Recht wurde er mehrmals mit Sonderapplaus bedacht.

Das aufmerksame Publikum war aber auch nicht faul und immer gleich zur Stelle, wenn es etwas zum Mitklatschen, Mitsingen oder Mittanzen gab – Letzteres war indes nur auf der Stelle direkt vor dem eigenen Stuhl möglich. So zeigte sich auch Bandchef Nils Fischer von den Zuschauern in Frickenhausen angetan („ihr seid das beste Publikum, das wir jemals hatten“) und wünschte sich, mit Cabo Cuba Jazz wiederzukommen, wenn die Maskenpflicht nicht mehr besteht. Zuvor soll allerdings noch der geplante Auftritt bei einem Festival auf den Kapverden nachgeholt werden, der wegen Corona abgesagt wurde.

Zur Startseite