Licht der Hoffnung

Hilfe für die Entwicklungshilfe in Kenia

Licht der Hoffnung: Der Nürtinger Hermann Eberbach betreut in den Slums von Nairobi den Bau eines Wohnhauses und einer Werkstatt-Schule

Der Grundstein für das geplante Mehrfamilienhaus in Nairobi wurde im Dezember gelegt.
Der Nürtinger Hermann Eberbach (rechts) – hier bei der Vesperpause – ist seit zwei Jahren als Entwicklungshelfer in Kenia tätig. Fotos: pm

Sechs soziale Projekte werden in dieser Saison der Aktion „Licht der Hoffnung“ unserer Zeitung mit den eingehenden Spendengeldern unterstützt. Dazu gehört das Projekt des Nürtingers Hermann Eberbach, der seit zwei Jahren als Entwicklungshelfer in Kenia aktiv ist. Nun betreut er den Bau eines Wohnhauses und einer WerkstattSchule in den Slums von Nairobi.

NÜRTINGEN. Am Donnerstag ist Hermann Eberbach von Afrika aus nach Nürtingen gereist – unter anderem, um am heutigen Samstag ab 20 Uhr beim letzten Kulturabend der 29. Saison des Festivals der Hoffnung in Frickenhausen mit dem Schattentheater „Moving Shadows“ dabei zu sein. Dort hilft er mit beim Bestuhlen der Festhalle im Erich-Scherer-Zentrum und kann zudem Interessierte über sein Projekt informieren – ebenso wie die Verantwortlichen der Initiative Eine Welt, die für ihr Honig-Projekt in Nicaragua werben.

Vier Wochen lang wird der Heimaturlaub von Hermann Eberbach insgesamt andauern, dann reist der 56-Jährige wieder zurück nach Nairobi, wo er vor über zwei Jahren seinen Dienst als Entwicklungshelfer aufgenommen hat. In Nürtingen ist er letztmals im Juni 2019 gewesen – „zur Hochzeit von einem meiner Söhne“, erzählt er. In der Vergangenheit hatte Eberbach in der Region Stuttgart als Mechaniker, fast 30 Jahre lang als Maschinenbauingenieur in der Lkw-Entwicklung bei Daimler und zuletzt zwei Jahre lang als Berufsschullehrer an der Nürtinger Philipp-Matthäus-Hahn-Schule gearbeitet. Dann erfüllte er sich spät noch einen Kindheitswunsch. „In meiner Kirchengemeinde in Schorndorf waren früher regelmäßig Missionare im Gottesdienst“, erinnert er sich. Da habe er beschlossen, später auch mal als Entwicklungshelfer nach Afrika zu gehen, was sich aber jahrzehntelang nicht ergeben habe. Vor ein paar Jahren habe er sich dann in der Flüchtlingsarbeit engagiert und näher mit den Fluchtursachen beschäftigt. Er stellte dabei fest, dass sich die Fluchtursachen nur vor Ort beseitigen lassen und bewarb sich bei Christliche Fachkräfte International (CFI) für einen dreijährigen Freiwilligendienst. Über CFI werden im Rahmen der Evangelischen Allianz weltweit Mechaniker, Ingenieure, IT-Fachleute, Lehrer, Schreiner und andere Fachkräfte für Entwicklungsländer gesucht.

In den Slums von Nairobi, das als Metropole Ostafrikas bezeichnet wird, hat Hermann Eberbach zusammen mit Tumaini Ministries, das in neun Slums je eine Kirche hat, bereits mehreren jungen Männern dabei helfen können, zu lernen, ein verantwortliches Leben zu führen – mit Seminaren und Workshops. Sowohl CFI als auch Hermann Eberbach wollen aber die Nachhaltigkeit des Projektes sicherstellen. Daher entstand der Entschluss, ein Wohnhaus für mehrere Personen und Familien und daneben eine Werkstatt-Schule zu bauen. Später sollen dann die Mieteinnahmen vom Wohnhaus die laufenden Kosten der Schule decken, die Aktivitäten in den Slums sicherstellen und ein Wachstum der Schule ermöglichen.

Mit dem Startkapital aus einer Großspende und vielen Einzelspenden konnten im Januar 2019 zwei Grundstücke gekauft werden. Ende September wurde bereits mit dem Bau begonnen. Junge Afrikaner, die keine Arbeit haben, packen kräftig mit an und lernen dabei zugleich einige handwerkliche Fertigkeiten in Theorie und Praxis – zum Teil mit selbstgemachtem Werkzeug. Und wenn etwas geschweißt werden muss, geschieht das meistens über einem „Feuerle“, so Eberbach. Denn elektrischen Strom gibt es auf der Baustelle nicht.

Pro Stockwerk fallen Baukosten von rund 25 000 Euro an

Parallel zum Bau des Hauses soll auf dem zweiten Grundstück die Werkstatt-Schule errichtet werden. Diese soll anfangs als Unterrichts- und Lagerraum dienen und später erweitert werden, damit dort Gewerke wie Flaschner, Elektroinstallation, Schreiner und Metallverarbeitung dual unterrichtet werden können. Zunächst wird die Schule mit einem Übersee-Container begonnen, in dem Werkzeuge für den Bau des Wohnhauses gelagert werden.

Das Wohnhaus soll im Idealfall vier Stockwerke bekommen mit je vier Wohnungen. Schätzungen gehen von Kosten von 25 000 Euro pro Stockwerk aus. Der Bau der Werkstatt-Schule wird mit 40 000 Euro veranschlagt. Eberbach würde sich freuen, wenn über die Aktion „Licht der Hoffnung“ ein Stockwerk mit finanziert werden könnte.

Das halbe Erdgeschoss mit Boden, Wänden und Betondecke sowie das halbe Kellergeschoss würden bereits stehen, erzählt der 56-Jährige. „Nun warten wir auf weiteres Geld, um den Innenausbau und vielleicht noch den ersten und zweiten Stock machen zu können.“ Er rechnet mit einer Bauzeit von drei Monaten pro Stockwerk. „Ab Mai hoffen wir auf die ersten Mieteinnahmen im Erdgeschoss.“

Als Ansprechpartner für das Projekt in Nürtingen hat sich Karl Häberle zur Verfügung gestellt. Der Lehrer im Ruhestand hat Eberbach in der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde im Helmholtzweg in Nürtingen kennen und schätzen gelernt. Dort war Eberbach in der Kirchengemeindeleitung aktiv gewesen. „Ich versuche ihn von hier aus zu unterstützen“, erklärt Karl Häberle.

Ob er über den Dezember 2020 hinaus in Kenia bleibt, vermag Hermann Eberbach noch nicht zu sagen. Seine dreijährige Entwicklungshilfe-Zeit läuft dann ab und ein Nachfolger würde ihn ablösen. „Wenn ich verlängere, hätte ich dort auf jeden Fall noch genug zu tun.“

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