Licht der Hoffnung

Erfolgreiches Projekt von Licht der Hoffnung: Erste Mieter in Kenia eingezogen

Licht der Hoffnung: Hermann Eberbach berichtet zum Stand des Vorjahres-Projektes für ein Haus mit Werkstattschule in Kenia

Francis und John präsentieren den aus Europaletten hergestellten Spiegel, in dem Hermann Eberbach zu sehen ist. Der Hausbau ist schon gut vorangekommen. Fotos: Eberbach

In der abgelaufenen Saison der Hilfsaktion „Licht der Hoffnung“ ist unter anderem das Projekt von Hermann Eberbach in Kenia unterstützt worden. Der 57-jährige Nürtinger zeichnet federführend für den Bau eines Wohnhauses und einer Werkstattschule für junge Männer aus den Slums in Nairobi verantwortlich. Bei diesem ging es dank der Spendengelder bisher gut voran.

(pm/lcs) Mittlerweile seit drei Jahren lebt der 57-jährige Hermann Eberbach in Kenia. Die Organisation Christliche Fachkräfte International (CFI) hatte eine Anfrage von der Kirche Tumaini Ministries erhalten, die neun Einrichtungen in verschiedenen Slums von Nairobi unterhält. Tumaini Ministries suchte jemand, der jungen Männern Fertigkeiten für das Leben vermittelt – und der Nürtinger Hermann Eberbach, der fast 30 Jahre lang als Maschinenbauingenieur in der Lkw-Entwicklung bei Daimler und zuletzt zwei Jahre lang als Berufsschullehrer an der Nürtinger Philipp-Matthäus-Hahn-Schule gearbeitet hat, fühlte sich für diese Aufgabe berufen. In diesem Monat läuft zwar sein Vertrag mit CFI aus. „Doch ich werde um zwei Jahre verlängern“, schreibt er in einer E-Mail an die Nürtinger Zeitung. „Aufgrund einer großen Einzelspende, regelmäßiger Spenden von Freunden und der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) in Nürtingen konnten wir einige Programme und Aktivitäten für die Kirchen beziehungsweise die jungen Männer entwickeln.“ So seien nun einige in Nairobi als Trainer ausgebildet, um Kleinunternehmer zu schulen oder Alltagskompetenzen zu vermitteln.

„Schnell merkten wir jedoch, dass die Arbeit langfristig nur funktionieren wird, wenn sie auch finanziell abgesichert ist. Daher haben wir beschlossen, ein Wohnhaus und eine Werkstattschule zu bauen.“ Die Mieten der Wohnungen sollen die Aktivitäten in den Slums und in der Werkstattschule finanzieren. „Damit hoffen wir, dass wenn der Weiße wieder weg ist, nicht alles zusammenfällt, sondern die Aktivitäten weitergeführt werden.“ Die große Spende über die Aktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger/Wendlinger Zeitung habe den Hausbau „ein großes Stück vorangebracht“.

Schon während des Hausbaus haben einige junge Männer aus den Slums die Möglichkeit mitzuhelfen und praktische Fertigkeiten zu erlernen. So wurden unter anderem die Küchenmöbel und Arbeitsplatten selbst gebaut. „Dabei konnten die jungen Leute lernen, wie ein deutscher Ingenieur sehr penibel mit Werkzeugen, Material und mit dem Ergebnis umgeht. Mit einigen gebrauchten Werkzeugen und viel Muskeleinsatz lässt sich das Ergebnis sehen.“

Die ersten Mieter seien bereits Anfang November ins Haus eingezogen. Somit werden die ersten Einnahmen verbucht, um damit weitere Ausgaben zu begleichen. Die jungen Männer bekommen auch ein kleines Taschengeld, wenn sie am Bau und beim Entstehen der Werkstattschule mithelfen. Die Werkstattschule besteht zurzeit aus einem Container, der gerade umgebaut wird, um ihn später für Werkstätten und Klassenräume zu verwenden.

Bald kommt für das große Projekt ein weiterer Entwicklungshelfer

Die Küchenbauer waren rund einen Monat lang im Einsatz. Sie können nun mit einigen Werkzeugen umgehen, wissen, wie man einen Umleimer aus Holz mit selbstgemachten Klemmen an eine Tischlerplatte anbringt, Scharniere einbaut, Schränke so baut, dass man keine Schrauben oder Nägel von außen sieht und so schleift und streicht, dass nachher eine samtweiche und einheitliche Oberfläche entsteht. „Viel wichtiger ist aber, dass sie ermutigt sind, nun auch etwas selbst zu bauen. Das ist ein Erfolg.“

Hermann Eberbach hat festgestellt: „Was den Leuten hier bei Handwerksarbeiten fehlt, ist die Liebe zum Detail sowie die Geduld und der Wille durchzuhalten bis es schön ist. Komischerweise ist mir das bei den zum Teil sehr aufwendig geflochtenen Haaren noch nicht aufgefallen. Da liegt jedes Haar perfekt.“

Höchste Konzentration beim Küchenbau.

Im Untergeschoss des Hauses hat der Glasbearbeitungs-Workshop seinen Platz bekommen. Dort stellt Francis aus Flaschen Trinkgläser, Kerzenständer und Lampen her. „Seine Liebe zum Detail und seine Geduld sind eine erste Frucht unserer Arbeit. Francis kann nicht weiter zur Schule gehen, da seine Eltern kein Geld dafür haben. Er ist sehr optimistisch, dass ihm diese Arbeit langfristig ein sicheres Einkommen bietet.“

Die Infektionen mit Corona nehmen auch in Kenia zu. Nachts gilt eine Ausgangssperre. Die Schulen sind für die Abschlussklassen seit Oktober geöffnet, ab Januar sollen alle wieder in die Schule gehen. Online-Unterricht gibt es nur in den Universitäten. „Wir beten, dass die Maßnahmen Wirkung zeigen und Corona das Gesundheitswesen nicht überfordert.“

Als Nächstes soll im Mietshaus das Erdgeschoss weiter ausgebaut werden. Auf der Aufgabenliste stehen Fliesen verlegen, Türrahmen einbauen, Küchen und Schränke bauen sowie die Sanitär- und Elektroinstallation. Danach geht es im ersten Obergeschoss weiter. „Der Rohbau steht. Ob das Geld für den Ausbau reicht, werden wir sehen“, schreibt Eberbach. Für die Werkstattschule soll bald ein zweiter Container gekauft werden, um in diesen wie in den ersten Klassenräume einzubauen. Dann geht es an die Ausstattung der Schule. „Schränke, Stühle und Bänke wollen wir zusammen möglichst selber bauen. Somit ist auch nachvollziehbar, warum ich hier verlängere: Der Auftrag hat sich erweitert und ist noch nicht abgearbeitet. Ideen und Pläne habe ich noch genug. Hoffen wir, dass auch genügend Mittel für das Vorhaben zur Verfügung stehen werden.“

Auch für die CFI sei die Größe des Projektes eher ungewöhnlich. Daher soll ab April ein weiterer Entwicklungshelfer hinzukommen. „Zusammen werden wir die Bauarbeiten weiterführen und die Schule in Betrieb nehmen. Was dann noch aussteht, ist die Übernahme der Leitung durch Kenianer. Das ist genau genommen die größte Baustelle.“

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