Licht der Hoffnung

Die Kirche möchte jünger werden

Licht der Hoffnung: Das Gemeindezentrum soll zum offenen Ort der Begegnung für junge Menschen ausgebaut werden

Freuen sich auf den Umbau der evangelischen Versöhnungskirche in der Braike, wodurch das Gemeindezentrum auch für junge Menschen attraktiver werden soll: Jugendreferent Thomas Volle (links) und Pfarrer Markus Frank. Foto: lcs

Sechs verschiedene Projekte werden in dieser 28. Saison der Aktion „Licht der Hoffnung“ von den Spenden unterstützt. Einen Antrag erfolgreich eingereicht hat der evangelische Kirchenbezirk Nürtingen. Geplant ist, das Gemeindezentrum Versöhnungskirche in der Braike zu einem interkulturellen Begegnungs- und Bildungszentrum mit Schwerpunkt Jugend auszubauen.

NÜRTINGEN. Das Gelände der Nürtinger Versöhnungskirche ist seit 55 Jahren durch das Sommerferienlager Fela für jährlich 350 Kinder und Jugendliche weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Künftig soll sich nach den Plänen der evangelischen Kirche das Gemeindezentrum in der Braike nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den jungen Erwachsenen einen Namen machen. Unter dem Etikett „Junge Kirche“ soll das Gotteshaus nach den Bedürfnissen und Wünschen der jungen Menschen etwas umgestaltet werden. Die Vision, die hinter dem Projekt steht, sieht die Versöhnungskirche als offenen Ort der Begegnung, besonders für junge Menschen jeder Herkunft, Religion und Nationalität. Denn durch die bevorstehende Renovierung soll sich, wie es im Antrag der evangelischen Kirche heißt, „das Gemeindezentrum zum Stadtteilzentrum für Jugendarbeit mit besonderen Kompetenzen im interreligiösen Dialog und in der Bildungsarbeit entwickeln“.

Derzeit steht sowieso die fällige „Grundertüchtigung der Versöhnungskirche“ an, wie es Pfarrer Markus Frank nennt – mit einem Gesamtvolumen in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro. Darunter sind 122 000 Euro Gesamtkosten für den Bereich „Junge Kirche“ eingeplant. Für diese wiederum stehen voraussichtlich 92 000 Euro an Eigenmitteln des Kirchenbezirks zur Verfügung. Der Rest soll mit Zuschüssen und Spenden finanziert werden, unter anderem durch die Aktion „Licht der Hoffnung“. Insbesondere die „jugendgerechte Gestaltung“ des Kirchenraums mit anderer Bestuhlung, Theke und Lichtanlage wird Kosten verursachen, die bisher noch nicht vollständig abgedeckt sind.

Thomas Volle ist als Jugendreferent für die „Junge Kirche“ zuständig. Er sorgt dafür, dass die Vorstellungen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in die Planungen der Kirche mit einbezogen werden. Er hat festgestellt, dass vor allem die Beleuchtung bei Veranstaltungen für junge Leute ein wichtiger Faktor ist: „Die Atmosphäre macht viel aus zum Wohlfühlen.“ Sehr wichtig sei den jungen Menschen auch eine Theke innerhalb des Kirchenraums, um zwischendurch etwas essen und trinken zu können.

Die Modernisierung hält auch Pfarrer Frank für angebracht: „Wir müssen uns als Kirche bewegen und zu allen Menschen hin öffnen, egal, ob sie Mitglied sind oder nicht.“ Es sei sinnvoll, den Raum in Zukunft nicht nur für kirchliche Belange, sondern auch für andere Kulturveranstaltungen offen zu halten, wie Konzerte. So könnten sich Organisatoren von Kulturveranstaltungen einmieten. Daher sollen die unhandlichen Kirchenbänke auch mehr und mehr durch Stühle ersetzt werden. „Rund 300 Plätze werden wir dann im Kirchenraum zur Verfügung haben.“ Mit neuer Technik kann sich Markus Frank für kirchliche Großveranstaltungen wie Konfirmationen und Weihnachtsgottesdienste künftig auch durchaus Live-Übertragungen in den benachbarten Gemeindesaal vorstellen. „Dann müssen wir niemanden heimschicken, wenn die Kirche voll ist.“

„Es ist gut, wenn sich die Kirche modernisiert und neue Wege geht“

Pfarrer Markus Frank

„Natürlich mag ich auch die klassische alte Kirche“, räumt der Pfarrer ein. „Aber wenn sich auch Jugendliche in einem coolen und ansprechenden Kirchenraum wohlfühlen, dann ist das ein gutes Signal der Kirche.“ Er sei froh, dass der neue Weg nach anfänglicher Skepsis hier und da inzwischen „große Zustimmung in allen Gremien gefunden hat“. Frank macht mit einem Beispiel klar: „In den Wohnhäusern herrscht auch nicht mehr der Stil der 50er-Jahre vor. Da gibt es auch andere Farben. Daher ist es gut, wenn sich auch die Kirche modernisiert und neue Wege geht.“

Thomas Volle verweist auf die vor knapp zwei Jahren installierte feste Leinwand hinter dem Altarraum. Auch diese Modernisierung sei nicht auf Anhieb bei allen Gemeindegliedern auf Begeisterung gestoßen. Inzwischen wüssten es aber alle zu schätzen, dass an dieser Stelle die kirchlichen Liedtexte in großen Buchstaben ablesbar sind und kein Liedblatt mehr benötigt wird.

Schon jetzt gibt es Konzerte von Musikschule und Sängerkranz im Kirchenraum. Künftig könnte dieser noch häufiger genutzt werden. „Die Modernisierung mit Lichttechnik und Theke kann noch mal für einen Schub sorgen“, hofft Frank.

Durch die Umgestaltung sollen auch bereits bestehende Angebote in der Zukunft leichter umsetzbar werden, wie das seit 2013 jährlich durchgeführte Jugendfestival mit Schulworkshops, Kulturen-Begegnungsabenden, Fair-Tauscht-Abenden, Konzerten, Poetry-Slam-Wettbewerben, Trickfilm-Workshops und Jugendgottesdiensten sowie das seit 2011 regelmäßig stattfindende Open-Air-Kino. Zudem soll das „Angebotsportfolio für kirchliche und nichtkirchliche Gruppen, besonders im Jugendbereich in und um Nürtingen weiter ausgebaut werden“, heißt es im Antragsschreiben für „Licht der Hoffnung“. Kooperationen sind geplant mit dem Kreisdiakonieverband, der Hochschularbeit, anderen Kirchen, den Pfadfindern und dem Jugend-Gemeinderat.

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