Oberboihingen
Chorkonzert der Young Voices in Oberboihingen: Friede, Freude – Prilblümchen
„Die wilden 70er“ sorgen für Stimmung und fröhliche Nostalgie beim begeisterten Publikum
OBERBOIHINGEN. Bunt, kultig und mitreißend war es in der mit rund 200 Gästen ausverkauften Oberboihinger Gemeindehalle. Was angesichts wild gemusterter Farben, Perücken und Deko auch tagesaktuell Auftakt zur närrischen Saison hätte sein können, war die passende Ausstaffierung zum Konzertthema der Sängerinnen und Sänger rund um Dirigentin Susann Fenchel: Die Siebzigerjahre bestimmten das diesjährige Chorevent der Young Voices.
Ein wilder Mix aus englischen und deutschen Kultklassikern
Mit einem im besten Sinne „wilden“ Mix aus englischen und deutschen Kulthits ging es auch in der Literaturauswahl bunt zu: Von Rock und Pop über Folksongs bis hin zu Schlagern schlug der Chor einen großen Genrebogen. Gleich zu Beginn stimmte der Abba-Evergreen „Waterloo“ das Publikum auf den Revival-Charakter ein. Nach einleitenden Worten von Chormitglied Andreas Wegner, der zusammen mit Sängerin Angela Tuchscherer launig durchs Programm führte und den ebenfalls musikbegeisterten Oberboihinger Bürgermeister Ulrich Spangenberg sowie die Vertreter der örtlichen Vereine begrüßte, ließen die Young Voices ein bewegtes Jahrzehnt aufleben: Internationale Flower-Power-Bewegung und Rebellion gegen etablierte Moralvorstellungen kannte man ebenso wie heimische Prilblümchen-Idylle und unbeschwertes Disco-Feeling. Das Dekoteam hatte sich ins Zeug gelegt und den beschworenen Zeitgeist mit Blumen, Friedenstauben, Peace-Zeichen und einem Tanzpaar à la Saturday Night Fever in Szene gesetzt. Symbole, die heute aktueller denn je sind, dürften sich viele gedacht haben.
Unterstützt wurde der Chor durch drei Gastmusiker: Stephanie Zimmermann am Klavier, Christian Walther am Schlagzeug und Frank Rapke an der Gitarre sorgten für den richtigen Groove und effektvolle Beats. Bei „We will rock you“ nahm Susann Fenchel kurzerhand auch das Publikum zum Stampfen und Klatschen in die Pflicht. Dieses machte gern mit und durfte sich nach dem dreiteiligen Queen-Medley über nostalgisches Kontrastprogramm freuen: „Im Wagen vor mir“ erinnerte an unbefangene Flirt- und Verbrennerzeiten der alten Republik – lange vor Me-too-Debatten, wie Moderator Andreas Wegner mit einem Augenzwinkern betonte. Zwischendurch ließen die beiden Moderatoren die 70er-Jahre immer wieder mit politischen und kulturgeschichtlichen Fakten Revue passieren und lieferten Informationen zu den präsentierten Liedern.
Nicht fehlen durfte aus dieser Ära des Infragestellens alter Glaubenssätze auch der Monty-Python-Klassiker, bei dem Mitpfeifen vorprogrammiert ist: „Always look on the bright side of life“ – so die galgenhumorige Empfehlung, auch und gerade in dunklen Zeiten. Apropos: Mit einem interessanten Exkurs in den deutschen Osten der Siebziger stellte Chorsängerin Birgit Gropius die Lieder „Alt wie ein Baum“ der Puhdys und „Über sieben Brücken“ von der DDR-Band Karat vor. Schließlich wurden die 70er-Vibes dort ebenfalls gelebt, wenn auch vorsichtiger und, wie in den beiden Stücken, mittels verschlüsselter Songtexte.
Emotional wurde es zum Ende der ersten Konzerthälfte mit Karin Strayles Solo „Hopelessly devoted to you“ aus dem Film „Grease“ (1978), dessen Musik die Chorsängerin bei ihrem ersten Kinobesuch als Teenager nachhaltig beeindruckt hatte. Ebenso beeindruckte sie nun selbst mit ihrer gefühlvollen Darbietung der Olivia-Newton-John-Ballade. Nach der Pause ging es beschwingt weiter mit einem bezaubernden Duett von Elton John und Kiki Dee aus dem Jahr 1976, nun interpretiert von Carmen Oppl-Uhlmann und Koffi Zenegba. Der junge Chorsänger, der sonst effektvoll den Bass verstärkt, vermochte seinem Part in „Don’t go breaking my heart“ eine ganz eigene Soul-Note zu verleihen. Eingängig und stimmig kam die sympathische Einlage der beiden beim Publikum an. Mit „Hello Mary Lou“, einem besonderen A-cappella-Schmankerl, konnten anschließend die Männer des Chores einmal facettenreich zeigen, was sie auch ohne Damen draufhaben – das heißt fast ohne: Seit Langem ist Carola Radtke fester Bestandteil der dunkleren Stimmlagen des Chors.
Neben Temporeichem wie „Mama Loo“ oder dem Rock-Highlight „Bohemian Rhapsody“ fanden die Young Voices aber auch ruhigere Töne: Die zeitlos schönen, eher Liedermacher-geprägten Stücke „Über den Wolken“, „Have you ever seen the rain“, „You’ve got a friend“ und das durch Rod Stewart bekannt gewordene „I am sailing“ gewannen in teils mehrstimmiger Chorversion eine ganz besondere Tiefe.
Bevor der im wahrsten Sinn des Wortes bunte Abend zu Ende ging, kam passend zum Datum nochmals Partylaune auf, als Dirigentin Susann Fenchel das Publikum erfolgreich animierte, bei Rex Gildos Stimmungskracher „Fiesta Mexicana“ kräftig mitzusingen und mitzuklatschen. Nach Danksagungen an die vielen Unterstützer und Verantwortlichen des Abends, unter anderem an die Sponsoren, die Helfer bei Hallentechnik und Bewirtung, gab es Blumen für die Dirigentin und die drei Solisten. Auch dieses Jahr verabschiedeten sich die Young Voices mit den warmherzigen Zeilen Reinhard Meys: Sein „Gute Nacht, Freunde“ hat mittlerweile das Zeug zum örtlichen Klassiker als Konzertschlusspunkt. Standing Ovations und „Zugabe“-Rufe brachten Chor wie Gäste noch einmal gemeinsam zum Singen: Mit „Mendocino“ und der bewährten Queen-Hymne „We are the Champions“ fand der Konzertabend sein gut gelauntes Ende.
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