Region
Kommentar
Chance in der Not
Manchmal entdeckt man mitten in der größten Not die größte Chance. Vielleicht bricht sich diese urmenschliche Erkenntnis auch jetzt Bahn, da dem bisherigen Finanzierungsmodell des öffentlichen Nahverkehrs der Kollaps droht und zugleich die Wirtschaft dringend nach einer Stärkung vor allem des Schienenverkehrs ruft.
Wäre die Rede, in der IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter gestern beim Nahverkehrs-Kongress in seinem Hause einige durchaus (verkehrs-)wegweisende Wahrheiten sagte, schon vor 20 Jahren gehalten worden, statt nur nach dem engmaschigen Spinnennetz der Straßen zu rufen, wäre zwar einiges gewonnen gewesen. Aber wie im richtigen Leben nutzt auch hier alles hätte, wenn und aber rein gar nichts.
Und wie im täglichen Umgang miteinander setzt man auch hier viel zu wenig auf die Kraft des Lobes. Statt die Stärken des Nahverkehrs herauszustreichen, ließ man es in Politik und Wirtschaft geschehen, dass diesem wertvollen Verkehrsträger ein Schmuddelimage angehängt wurde: Nur die drei A (Azubis, Arbeitslose und Asoziale) seien dort unterwegs, stellte der Emdener Professor Reinhard Elsner gestern eines der Vorurteile heraus. Kein Zweifel: Auch in der Verkehrspolitik gibt es Prophezeiungen, die sich selbst erfüllen.
Deswegen braucht man auch hier eine Trendwende. Mit Bussen und Bahnen zu fahren muss durch pfiffige Angebote in werden, dann lässt sich vielleicht auch die Finanzkatastrophe einigermaßen in den Griff kriegen.