„Schön blöd!“ denkt Herr X., als er sieht, was seine Nachbarn alles so treiben. Frau Abraham von gegenüber kümmert sich um eine Flüchtlingsfamilie, immer wieder trifft er sie mit Fremden auf dem Rathaus. Dabei hat sie doch selbst Kinder. Herr Bastian ist jedes Wochenende unterwegs, weil seine Sportmannschaft ein Turnier hat, und unter der Woche hetzt er ins Training. Hat er als Berufstätiger das nötig? Die Tochter von Bastians hält Kinderkirche. Dafür steht sie jeden Sonntag ziemlich früh auf. Und Frau Bastian singt im Chor. Dienstagabend hat sie nie Zeit, und ab und zu lädt sie zu einem Konzert ein.
Herr Carolus von nebenan ist in einer Partei. Die vielen Sitzungen, die da anfallen – und vor Wahlen muss er Plakate kleben und bei Wind und Wetter Kugelschreiber verteilen. Das würde Herrn X. ja nicht im Traum einfallen. Ach, und dann gibt es noch Frau David. Die geht allen Ernstes freiwillig zu Sterbenden und setzt sich zu ihnen ans Bett. Dabei hat sie vor einigen Jahren ihren Mann verloren. Am Wochenende hat sie sogar Kuchen für die Kirchengemeinde gebacken, ist dann zum Gemeindefest gegangen und hat dort für Kaffee und Kuchen auch noch bezahlt. Das versteht Herr X. nun wirklich nicht mehr.