Region
Einmal Azeroth und zurück
Wie ein 18-Jähriger vor dem PC um ein Jahr in den USA gebracht wurde
(bg) Daniel (Name von der Redaktion geändert) ist 18 Jahre alt und geht aufs Nürtinger Max-Planck-Gymnasium. Er hat gerade die zehnte. Klasse zum zweiten Mal hinter sich gebracht. Wäre alles anders gelaufen, wäre er soeben voll mit neuen Eindrücken von einem Auslandsjahr in den USA zurückgekommen. Doch Daniel reiste lieber nach Azeroth. In dieser virtuellen Welt spielt das Online-Rollenspiel „World of Warcraft“, kurz WoW. Daniel war mittendrin, etwa drei Jahre lang.
Was er dabei verpasst hat, ist ihm heute erst klar. Für den Aufenthalt in den USA hätte er die Versetzung in die elfte Klasse schaffen müssen. Doch zu viel Zeit, die er eigentlich zum Lernen gebraucht hätte, blieb im Spiel auf der Strecke. Doch nicht nur die, auch die Zeit mit Freunden wurde ihm neben dem Spiel knapp.
Begonnen hat er, als das Spiel, das eine Altersfreigabe ab zwölf Jahren hat, 2005 europaweit veröffentlicht wurde. Damals war er in der achten Klasse und das Spiel zog ihn sofort in seinen Bann. Dass er die Versetzung nicht schaffte, führt er heute auf das Spiel zurück. Beim Wiederholen der Klasse lief es jedoch besser, also verdrängte er den Gedanken, das Spiel könne zu viel Raum in seinem Leben einnehmen. Doch in der neunten Klasse ging es wieder bergab mit seinen Leistungen und nach der Zehnten lag wieder ein „Blauer Brief“ bei seiner Familie im Briefkasten. Damit war der Auslandsaufenthalt gestorben.