Region
Der Nachmittag einer Richterin
Fünf Fälle standen auf der Tagesordnung – Einmal ging es um eine böse Beleidigung
NÜRTINGEN. Stressfrei ist etwas anderes. Auf der Tagesordnung der Richterin am Nürtinger Amtsgericht stehen an diesem Nachmittag fünf Verhandlungen, eine davon mit vier, eine mit sechs Zeugen. Für jeden Verhandlungsbeginn ist eine bestimmte Uhrzeit angesetzt. Dauert ein Verfahren länger als vorgesehen, kommt die ganze schöne Tagesordnung ins Rutschen. Dass die Zeugen nicht davon begeistert sind, länger als vorgesehen zu warten, liegt auf der Hand. Natürlich weiß das auch die Richterin, was ihre Aufgabe, Gerechtigkeit walten zu lassen, nicht leichter macht.
Der erste Angeklagte spricht so schleppend, dass sich der Verdacht aufdrängt, er habe sich durch Drogen in einen Zustand verminderter Zurechnungsfähigkeit versetzt. Tatsächlich bestand das Leben des 28-Jährigen fast aus einer einzigen Abfolge von Abstürzen ins Drogenmilieu. Damit einher gingen Geldnot und Kleinkriminalität.
An einer Tankstelle in einer Kreisgemeinde hatte er eine Handtasche aus einem Auto geklaut, nicht bedenkend, dass die Besitzerin, die gerade ihr Benzin bezahlte, dazu natürlich ihren Geldbeutel mitgenommen hatte. So erbeutete er nur ein Handy, einen Schlüsselbund und den Führerschein der Frau. In seiner Wut, wieder kein Geld für Drogen zu haben, nahm er das Handy an sich und schleuderte den Rest in eine Mülltonne.
Die Tankstellen-Kamera filmte den Diebstahl