Licht der Hoffnung

Container mit Material ist auf dem Weg

Licht der Hoffnung: Der Nürtinger Verein Namél möchte in Gambia eine kleine Kinder-Kultur-Werkstatt aufbauen

Fatou N’Diaye-Pangsy, Pit Lohse und Julia Rieger vor der großen Kinder-Kultur-Werkstatt in Nürtingen. In Gambia organisieren sie nun den Bau einer kleinen KiKuWe. Foto: Selle
Derzeit fehlt in den geplanten Räumlichkeiten für die KiKuWe in Gambia noch das Dach. Daran wird gerade gearbeitet.

Sechs soziale Projekte werden in dieser 29. Saison der Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ unserer Zeitung wieder mit den eingehenden Spendengeldern unterstützt. Dazu gehört das Projekte des Nürtinger Vereins Namél, der in Gambia eine kleine Kinder-Kultur-Werkstatt nach dem Vorbild der KiKuWe auf dem Gelände der Seegrasspinnerei einrichten möchte.

NÜRTINGEN. Als beim Nürtinger Verein Namél (auf Deutsch übersetzt „Sehnsucht“) die Zusage für eine Unterstützung durch die Aktion „Licht der Hoffnung“ eingegangen war, machten sich die Verantwortlichen des Projektes „Kleine Kinder-Kultur-Werkstatt in Gambia“ gleich an die Vorbereitungen. So wurde ein Haus gepachtet, dessen neues Dach gerade in diesen Tagen zusammengeschweißt wird. Bis jetzt regnet es nämlich noch in die meisten Räume hinein. Die Hausbesitzer sind Geschwister von Fatou N’Diaye-Pangsy, der Ersten Vorsitzenden des Vereins Namél. Und denen war das Anwesen in dem 6594-Einwohner-Ort Bakoteh, der zur Gemeinde Kanifing zählt, zuletzt zu groß geworden, da einige jüngere Familienmitglieder ausgezogen sind. Ein Verkauf des Geländes wurde von der Familie in Erwägung gezogen, zumal die dringend nötige Sanierung der Gebäude nicht alleine bewältigt werden kann.

Diese Sanierung wird nun von Nürtingen aus organisiert. Im Gegenzug dazu darf der Nürtinger Verein Namél, der auch die Investitionskosten übernimmt, für die nächsten zehn Jahre 400 Quadratmeter, davon 120 Quadratmeter umbaute Fläche, mietfrei nutzen. Dort soll in den kommenden Monaten neben einem Kinder-Kultur-Zentrum für alle Kinder und Jugendlichen des Viertels auch ein Trakt mit Zimmern für Übernachtungsgäste sowie gambische Geflüchtete als erste Anlaufstelle nach der Rückkehr in ihre Heimat entstehen. Ein Trakt für die „Herbergseltern“ soll sich anschließen, die als Hausmeister nach dem Rechten schauen.

Dass die Kinder-Kultur-Werkstatt in Gambia gut angenommen werden wird, daran hat Fatou N’Diaye-Pangsy nicht den geringsten Zweifel. Sie selbst ist zwar im Senegal geboren und aufgewachsen. Da ihre Mutter aus Gambia stammt, sei sie aber jede Ferien zu ihren Großeltern nach Gambia gefahren. Und in den 24 Jahren, die sie nun schon in Deutschland lebt, ist die Nürtinger Vereinsvorsitzende auch regelmäßig nach Gambia gereist. Im vergangenen Jahr blieb sie drei Monate lang in dem afrikanischen Land und weiß daher, dass allein in der Straße, in der das nun gepachtete Haus steht, über 50 Kinder leben.

Kinder spielen in Gambia vor allem mit Autoreifen, Steinen und Sand

Kein Wunder, zumal der Anteil der unter 15-Jährigen in Gambia fast bei 50 Prozent liegt. Die Namél-Vorsitzende hat in den vergangenen Jahren mit den Kindern von Bakoteh vor Ort auch schon mehrere Aktionen unter dem Motto „no plastic, please“ initiiert. Allerdings hat sie auch beobachtet, dass die Kinder vor allem mit alten Autoreifen, Steinen oder Sand spielen – „und nicht mit Sachen, die auch die Denkleistungen fördern“.

Nach ihrer Rückkehr nach Nürtingen machte Fatou N’Diaye-Pangsy ein Praktikum in der KiKuWe und war begeistert davon, wie kreativ die Nürtinger Kinder sind, wenn sie „selbst Sachen bauen, malen und mit Ton arbeiten“. So entstand die Idee, in Gambia eine kleine Kulturwerkstatt für die Kinder vor Ort aufzubauen.

Mit diesem Plan konnte sich auch die Geschäftsführung des Trägervereins Freies Kinderhaus mit Julia Rieger und Pit Lohse sofort anfreunden. Da der Trägerverein die KiKuWe im Jahr 1991 selbst aufgebaut hat und zudem die Jugendwerkstatt in Nürtingen verantwortet, ist viel Know-how im Bereich Pädagogik und Handwerk vorhanden. So werden noch in diesem Monat elf Leute aus Nürtingen nach Bakoteh reisen, um dort ehrenamtlich beim Ausbau mitzuhelfen. „Natürlich fliegen alle auf eigene Kosten hin“, betont Pit Lohse.

Die Spendengelder werden schließlich für andere Zwecke benötigt: für die umfangreichen Sanierungsarbeiten, für die Energieversorgung, für die Werkstatteinrichtung, aber auch für pädagogisches und sozial ausgebildetes Personal, das vor Ort tätig werden soll.

Noch vor den elf Helfern aus Nürtingen wird ein Container vor Ort eintreffen, gefüllt mit Sachspenden von Nürtinger Privatpersonen und Firmen. An Bord sind unter anderem Schul- und Werkmaterialien, Spiele, Tafeln, Fliesen, die Elektrik fürs Haus, die Sanitäreinrichtung nebst Wasserrohren und Teile einer Solaranlage.

Julia Rieger ist die Hilfe vor Ort in Gambia wichtig, denn sie weiß: „Gambia kann nicht die Entwicklung der europäischen Staaten nehmen, solange Bildung und Ausbildung nicht unseren Standards entsprechen. Ohne die Allgemeinbildung lassen sich nicht dieselben Kenntnisse und Fähigkeiten bilden wie bei uns.“ Daher müssten Selbstorganisation und Kreativität vor Ort bereits im Kindesalter gefördert werden.

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