Nürtingen

Wann sollen Radler in Nürtingen und Umgebung klingeln? Das sagen unsere Leser

Was tun, wenn der Radfahrer auf Reiter oder Gassigeher mit Hund trifft und zum Überholen ansetzt? Sich bemerkbar machen, lautete der Rat zweier Expertinnen, die wir zu diesem Thema befragt haben. Doch was sagen eigentlich unsere Leser dazu? Eine Auswahl.

Wenn es eng wird auf einem Fuß-und Radweg geht es nicht ohne Rücksichtnahme. Foto: Müller

NÜRTINGEN. Viel Resonanz, auch in den sozialen Medien, hat unser Bericht „Hund voraus: Soll der Radler immer klingeln?“ hervorgerufen. Eine kleine Auswahl von Reaktionen, die uns per E-Mail oder via Facebook erreichten.

„Viele Radfahrer sind rücksichtslos“

Walter Bauer ist selbst Hundebesitzer und Radfahrer. Er hat uns Folgendes geschrieben (ein Auszug): „Viele Radfahrer benehmen sich völlig rücksichtslos und haben kein Verständnis für Hundebesitzer, man wird häufiger deshalb angepöbelt. Das sind dann auch die Radfahrer, die sich im Straßenverkehr genauso rücksichtslos verhalten, für die gibt es auch keine roten Ampeln.

Es muss doch klar sein, dass ein Hund nicht in einer Sekunde sofort auf Kommandos reagieren kann. Man kann ja sein Tempo etwas reduzieren und sich bemerkbar machen, damit der Hundebesitzer mit Hund auch reagieren kann. Denn der Hundebesitzer hat am Hinterkopf keine Augen. Es ist bis jetzt bei mir noch nichts Schlimmes passiert, aber ich möchte nicht wissen, was passiert, wenn ein Radfahrer mit rund 30 Kilometer pro Stunde mit meinem Hund (zirka 35 Kilogramm) kollidiert.“

„Ich versuche im Bogen an Besitzer und Tier vorbeizufahren“

Leser Uwe Schmidt sieht es ein wenig anders: „Bis vor Kurzem war ich fast 14 Jahre Hundebesitzer und bin selbst Radfahrer. Ich selbst mache mich über die Klingel bemerkbar, reduziere das Tempo und versuche im Bogen an Besitzer und Tier vorbeizufahren. Ein kurzes Danke ist dann auch hilfreich. Bis auf wenige Ausnahmen habe ich nur gute Erfahrungen gemacht!“

„Gegenseitige Rücksichtnahme ist entscheidend“

Leserin Karin Sigler-Simon teilt mit uns ihre Erfahrungen (Auszug): „Ich fahre sehr viel Fahrrad und mache sehr wenige unangenehme Erfahrungen bei der Begegnung mit Hunden/Pferden. Bei Reiterinnen klingle ich sehr rechtzeitig und die Leute machen immer bereitwillig Platz. Wenn ich Leute mit Hunden überholen möchte, fühle ich mich einigermaßen sicher, wenn die Hunde an der Leine geführt werden. Ich sehe ja, ob der Hund bei Fuß läuft, dann brauche ich nicht klingeln, oder ob er wild über den Weg springt, dann klingle ich und habe dabei noch keinerlei unangenehme Begegnungen gehabt. Ich reduziere allerdings meine Geschwindigkeit und fahre langsam vorbei. Das ist für mich selbstverständlich und macht mir nichts aus.Anders ist es bei nicht angeleinten Hunden. Wenn ich mich diesen nähere, habe ich ein sehr unsicheres Gefühl. Ich kenne die Tiere ja nicht und weiß nicht, wie sie reagieren. Deshalb klingle ich da meistens. Allerdings möchte ich auch nicht dauerklingelnd durch die Gegend fahren. Ich würde daher von Hundebesitzerinnen und -besitzern erwarten, dass sie ihre Tiere an der Leine führen, vor allem auf stark frequentierten Wegen wie dem Neckartalweg. Also, gegenseitige Rücksichtnahme ist hier entscheidend. Oder natürlich breitere Wege, bei denen Fußgänger und Radlerinnen und Radler getrennte Wege haben, das wäre für mich eine Zukunftsvision, wenn der Radverkehr in der Region gestärkt werden soll.“

„Wo kaum Abstände möglich sind, da ist Ärger programmiert“

Auch Leser Oliver Hoß hat uns geschrieben: „Es ist doch im Grunde eine einfache Sache: wenig Platz ist gleich viel Ärger. Das ist zum großen Teil das Ergebnis unserer verfehlten Verkehrspolitik. Der für den wachsenden Radverkehr notwendige Platz wird gerne den Fußgängerinnen und Fußgängern weggenommen. Diese sollen sich dann mit Radlerinnen und Radlern einen (meist engen) gemeinsamen Fuß- und Radweg teilen. Gerne noch mit Mülltonnen und Verkehrsschildern zugestellt oder von Autos zugeparkt. Wo kaum Abstände möglich sind, da ist Ärger programmiert. Klingeln ist lieb und nett – aber wenn dann beim Passieren kein halber Meter Luft möglich ist, dann ist es für alle nicht wirklich angenehm. Aber auch in Nürtingen gilt wohl für die Verkehrsplanung die Regel: weniger Platz für Autos ist gleich mehr Ärger. Also lässt man es lieber und priorisiert weiterhin das Auto. So lange wir nicht den Mut aufbringen, dem Auto endlich Platz zu nehmen, müssen es halt die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer zweiter Klasse ausbaden.“

Auch auf unserer Facebook-Seite wurde der Artikel sehr rege kommentiert.

„Bitte nicht erst einen Meter vorher klingeln“

Andrea Busch meint: „Wenn sich ein Radfahrer bemerkbar macht, nehme ich meine Hündin gerne zur Seite. Aber bitte nicht erst einen Meter vorher klingeln, denn dann ist es meist zu spät, um zu reagieren und ich bekomme fast einen Herzinfarkt! Auch wäre ich sehr dankbar, wenn die Radler nicht mit einem Affenzahn an uns vorbeiradeln würden, denn es kann immer mal passieren, dass der Hund ins Rad beziehungsweise in den Weg läuft. Und dann könnte es passieren, dass es der Radfahrer nicht überlebt!“

„Es gibt auch schwerhörige und gehör-lose Menschen“

Petra Bader gibt einen wichtigen Hinweis: „Bitte auch daran denken, dass es schwerhörige und gehörlose Menschen gibt. Ich selbst bin schwerhörig und höre das Klingeln von Weitem nicht.“

„Ich bremse erst einmal, wenn ich Fußgänger sehe“

Tobias Gutekunst erzählt, was er tut: „Ich bremse grundsätzlich erst mal ab, wenn ich Fußgänger vor mir sehe. Man kann nicht erwarten, dass die hinten Augen haben. Ich möchte diese Leute nicht erschrecken. Es würde mich als Fußgänger auch nerven, wenn ich alle zwei bis drei Minuten auf die Seite gehen müsste. Deswegen mein Appell an die Radfahrer: Langsam ranfahren und am besten so vorbeifahren, dass die Fußgänger ganz normal weiterlaufen können.“

„Ein kurzes Vorsicht oder klingeln kostet nichts“

Sylvia Failenschmid sagt: „Bitte, liebe Radfahrer, macht euch doch kurz bemerkbar. Wir haben hinten keine Augen und ihr seid einfach zu schnell da, um zu reagieren. Nur deswegen gibt’s Unstimmigkeiten. Ein kurzes ‚Vorsicht‘ oder klingeln hilft uns allen und kostet euch wirklich nichts.“

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