Nürtingen
Radsport mal anders
Radsport mal anders
Seine große Stunde kam immer, wenn er Pillen nahm. Leider gilt für Jan Ullrich nicht, was in einer Vorabendserie der siebziger Jahre für einen gewissen Stanley Beamish galt. Denn der verwandelte sich nach Einnahme einer Wunderpille in einen Supermann. Anders bei Deutschlands schwindsüchtiger Tour-Hoffnung, der nach seinen mutmaßlichen medikamentalen Experimenten eher dasteht wie ein begossener Pudel. Jetzt drohen vier Jahre Sperre und damit nicht weniger als das jähe Karriereende anstatt eines zweiten Toursiegs. Aber Ullrich ist ja nicht alleine. Außer ihm sind noch einige andere Fahrer von der Tourleitung oder ihren Teams aus dem Wettbewerb genommen worden, unter anderem sein Hauptkonkurrent Ivan Basso und einige andere Rennrad-Hochkaräter. Was nun, wenn sich die angesichts der drohenden Sperren jetzt zu einem eigenen Weltverband zusammenschlössen, einem WGR (Weltverband gedopter Radler) mit den jährlich stattfindenden Cashmere Classics? Der Weltmeister würde vielleicht beim Kriterium Rund um den Titicaca-See ermittelt. Die Finanzierung dürfte keine Probleme mit sich bringen. Die Mannschaften heißen dann eben beispielsweise Koks Medellin oder werden von der Pharma-Industrie als offene Forschungsabteilung geführt oder gesponsert. Offen, weil erstens öffentlich, zweitens bleibt nicht nur der Ausgang des Rennens offen. Trial and error als sportliches Prinzip. Da kommt Spannung auf. Heinz Böhler
