(bg) Scheu reicht er ihr das gefaltete Stück kostbares Briefpapier. Wunderschöne Worte purzeln heraus, sorgsam zusammenkomponiert zu einer lyrischen Symphonie, einem Hymnus auf die Geliebte. Sie verfehlen ihre Wirkung nicht, die Angebetete ist tief ergriffen, sie wendet sich ihm zu und gibt sich hin.
Verträumt geht sie in seiner Wohnung am Bücherregal entlang, ein Mensch, der solche zarten, filigranen Worte zu finden weiß, hat sicher einen ganz exquisiten Geschmack und birgt Schätze der Weltliteratur in seinem Schrank. Da steht auch schon der Rilke neben Hesse und auch Edmond Rostands „Cyrano de Bergerac“ ist da. Sie zieht ein Bändchen aus dem Regal und blättert darin. Sie erstarrt. Tief in ihr zerbricht etwas: da stehen genau die Worte, die er ihr am gestrigen Tag ans Herz legte und es damit gewann. Alles Lüge, alles nicht von ihm.