Licht der Hoffnung

Licht der Hoffnung: Helga Landsmann berichtet vom Leben in Simbabwe

Licht der Hoffnung: Helga Landsmann berichtet beim Besuch in ihrer alten Heimat vom Leben in Simbabwe und vom neuen Auto

Mit Spendengeldern der Aktion „Licht der Hoffnung“ wurde dieses neue Fahrzeug für die Schreinerausbildung in Simbabwe angeschafft. pm

Seit nunmehr 28 Jahren wohnt die ehemalige Nürtinger Handball-Torhüterin Helga Landsmann in Bulawajo im afrikanischen Land Simbabwe. Alle zwei Jahre reist sie noch in ihre alte Heimat – so wie jetzt. Dabei hat sie dieser Tage auch die Redaktion besucht und unter anderem von dem über die Aktion „Licht der Hoffnung“ finanzierten neuen Fahrzeug berichtet.

Die 29. Saison der Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger und Wendlinger Zeitung ist gerade am Laufen. Die Spendengelder der 28. Saison der Aktion sind längst ausgeschüttet und zum Großteil bereits zielgerichtet eingesetzt worden – so beim Projekt des 70 Mitglieder starken Vereins Ekuthuleni Projekte, das von Nürtingen aus die Berufsausbildung von Schreinern in der Nähe des Ortes Bulawajo in Simbabwe ermöglicht. Die ehemalige Handballtorhüterin der TG Nürtingen, Helga Landsmann, lebt nun schon seit 28 Jahren vor Ort und leitet das Ausbildungsinternat für zeitgleich acht bis zehn junge Schreiner. Über 120 Schreiner hat sie in dieser Zeit ausgebildet. Derzeit endet gerade die zweijährige Ausbildungszeit der aktuellen Besetzung – und Helga Landsmann nutzt die Zeit für einen Besuch in ihrer alten Heimat.

Ihre knapp 8000 Kilometer entfernte Wahlheimat hat sie im Jahr 1988 kennengelernt, als sie mit einer Handball-Mannschaftskameradin Urlaub in Simbabwe machte. „Sie kannte dort einen Pastor, den sie besuchen wollte“, erinnert sich Helga Landsmann. „Als der hörte, dass ich eine Schreinerausbildung mache, meinte er: Wenn du damit fertig bist, kannst du uns helfen, hier Schreiner auszubilden.“ Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung reiste Helga Landsmann tatsächlich für ein soziales Jahr nach Simbabwe. „Dann habe ich immer wieder verlängert und bis jetzt sind es 28 Jahre geworden.“

Längst sei Simbabwe ihr Lebensmittelpunkt. „Ich bin jetzt mehr als mein halbes Leben dort.“ Einfacher ist es in den vergangenen Jahren allerdings nicht geworden. Denn der Klimawandel macht sich auch in Afrika bemerkbar. „Seit zehn Jahren haben wir im Durchschnitt immer weniger Regen“, stellt die frühere Nürtingerin fest. „Das merken wir auch beim Brunnen.“ Aus über 70 Metern Tiefe müsse das Wasser inzwischen heraufgepumpt werden. Strom gebe es zwar. „Aber viermal pro Woche haben wir zehn bis 16 Stunden Stromausfall. Das muss man mit einplanen.“ Zudem wurden auch schon einmal die Stromkabel entlang der Straße geklaut – „wegen des Kupfers“. Daraufhin habe sie selbst 300 Meter Alukabel gekauft.

Im nächsten Atemzug schwärmt Helga Landsmann aber auch schon wieder von dem „total schönen Land“ und den „super freundlichen Leuten“. Sie freut sich darüber, den 18- bis 20-jährigen Azubis eine „Riesenchance“ geben zu können. „Viele haben schon die Hoffnung auf eine Ausbildung aufgegeben.“ Kein Wunder in einem Land mit einer Arbeitslosenquote von 90 Prozent. „Die Industrie ist zusammengebrochen, in der Landwirtschaft geht nicht mehr viel und Investitionen gibt es auch kaum mehr.“

Einige Nachwuchsschreiner bleiben nach der Ausbildung auch eine Zeit lang in der angegliederten Produktionswerkstatt, die Auftragsarbeiten annimmt wie Installationen von Holzdecken, Möbel- und Dachstuhlreparaturen sowie Sargbau und Marktstände zum Verkauf eigener Produkte wie Stühle, Schränke, Salatbestecke und Untersetzer. „Wir haben immer zwei Särge in petto“, erzählt Helga Landsmann. Denn häufig bleibe nicht mehr viel Zeit bis zur Beerdigung.

„Unsere Schreiner haben eine Perspektive in Simbabwe“

Für die Lieferung der Särge hat der neue Pick-up vom Typ Isuzu D-Max mit extra langer Ladefläche schon treue Dienste geleistet und die Möglichkeiten für den Schreinerbetrieb durch die schnellere Auslieferung von Produkten deutlich verbessert. Auch für gemeinsame Besuche bei den Familien der Lehrlinge wurde das Fahrzeug schon genutzt, auf dessen Ladefläche acht Personen passen. „Dort bekommen wir dann ein Huhn oder einen Sack Mais geschenkt.“ Einmal gab es auch als Gegenwert für das noch nicht bezahlte Schulgeld eine komplette Kuh. „Einen Teil haben wir verkauft, ein anderer Teil kam bei uns in die Gefriertruhe.“

Rückblickend stellt Helga Landsmann fest: „Es war ein aufregendes Jahr. Alle haben sich über das neue Auto gefreut – auch die Nachbarn.“ Und die ehemalige Nürtingerin freut sich über den Erfolg ihrer Ausbildungswerkstatt: „Viele Menschen aus Simbabwe verlassen das Land in Richtung Südafrika. Aber unsere Schreiner bleiben in Simbabwe, weil sie eine Perspektive haben, ihre Familie unterstützen und ihre Kinder in die Schule schicken können.“

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