Zahlreiche Besucher zog es am Samstag und Sonntag in die Stadthalle K3N zum ersten Nürtinger Tattoo-Treffen. Dort gab es, eingebettet in ein Rahmenprogramm, alles rund um Piercing und Tattoos, und dazu passende Utensilien. Im großen Saal hatten die Hautkünstler ihre Stände aufgebaut. Laut Veranstalter Stefan Löffler waren 15 Tätowierer zu Gange, unter ihnen Gäste aus Spanien und Griechenland. Ihnen konnte man bei der Arbeit über die Schulter schauen. Einige Besucher entschlossen sich spontan, sich Farbe fürs Leben unter die Haut bringen zu lassen. Ehrengast des Tattoo-Treffens war der 87-jährige Herbert Hoffmann, der älteste Tätowierer Europas. Hoffmann tätowiert noch selbst: „Aber nur noch mein Markenzeichen, für alle, die noch einen echten Hoffmann wollen.“ In Vorträgen sprach Hoffmann über sein bewegtes Leben und die Geschichte der Tätowierungen. Was für viele heute eine Modeerscheinung ist, habe eine uralte Geschichte und sei in allen Weltgegenden unabhängig voneinander entwickelt worden. Vor dem Zweiten Weltkrieg seien Tätowierungen von Arbeitern mit Stolz getragen worden und erst durch die Nationalsozialisten als Kennzeichen von Sträflingen diffamiert worden. Hoffmann ging auch der Frage auf den Grund, warum Menschen sich tätowieren lasen. „Es ist ein tief sitzendes Bedürfnis, sich zu schmücken“, hat er festgestellt. Zur Faszination seines Berufes sagt Herbert Hoffmann: „Der Tätowierer arbeitet mit dem teuersten Material, das es gibt – der menschlichen Haut.“ bg/Foto: Holzwarth