Nürtingen
Im Bauhof-Shirt auf dem Mont Blanc
Aleksandr Uzkikh, Mitarbeiter des Nürtinger Bauhofs, stellte sich Ende Oktober einer besonderen Herausforderung
Bergsteigen ist seine Leidenschaft. Im Ural war er Bergführer. Weil er gegen Putins Krim-Annexion protestierte, wurde Aleksandr Uzkikh aus der Heimat ausgewiesen. Als politischer Flüchtling beantragte er Asyl. Die Container in der Kanalstraße waren seine erste Station in Nürtingen. Jetzt stand er im Bauhof-Shirt auf dem Mont Blanc. Für ihn eine Dankesgeste an seinen Arbeitgeber.

NÜRTINGEN. Der Weg, bis er den Arbeitsvertrag bei der Stadt Nürtingen in Händen halten konnte, war für den 49-jährigen Aleksandr Uzkikh alles andere als ein Spaziergang. Durchhaltevermögen, ein langer Atem und viel Energie war nötig – fast vergleichbar mit dem Anstieg zum Mont Blanc. Am 2. Mai 2016 war Uzkikhs erster Arbeitstag beim Bauhof der Stadt Nürtingen. Als Flüchtling durfte er maximal 100 Stunden im Monat arbeiten und bekam 1,05 Euro auf die Stunde. „Das war besser als im Asylbewerberheim rumzusitzen“, sagt er. Sein Chef Michael Haußmann beschreibt ihn als sehr fleißigen und wissbegierigen Kollegen. In der Mittagspause liest er deutsche Bücher. Und wenn er Worte oder ganze Sätze nicht versteht, helfen ihm seine Kollegen mit der Übersetzung. „Die Kommunikation funktioniert. Aleksandr Uzkikh ist sehr bemüht und auch beliebt bei den Kollegen.“ Dass es jetzt gelungen ist, den 49-Jährigen in ein festes Anstellungsverhältnis mit ordentlicher Bezahlung zu übernehmen, darüber freuen sich Chef und Mitarbeiter gleichermaßen. „So können wir ihm jetzt etwas zurückgeben“, sagt Bauhofleiter Haußmann, der kein gutes Gefühl dabei hatte, einen „willigen und hilfsbereiten Mitarbeiter“ so schlecht zu entlohnen. Aber so sieht es das Gesetz eben vor. „Ich kam mir vor wie ein Sklavenhändler“, sagt Haußmann rückblickend und ist froh, dass Aleksandr Uzkikh jetzt anerkannt ist.