Nürtingen
Himbeergeschmack

(heb) Manchmal wünschte man sich, an dieser Stelle etwas mehr Platz, zum Beispiel für eine etwas größere Überschrift, zu haben. Dann stünde heute über dieser Kolumne „Wie kam das Himbeerbonbon ins Zentrum der Galaxis?“ oder – um gleich auch einen Schuldigen zu suchen – „Wer warf die Himbeer-Drops aus dem Raumschiff-Fenster?“ Denn diesem Thema galt die wohl erstaunlichste Pressemeldung der vergangenen Woche. Ein Forscherteam, stand in einer interessanten Veröffentlichung zu lesen, habe zwei chemische Substanzen im Kernbereich der Milchstraße feststellen können, deren eine „dem Menschen als Bestandteil der Himbeere bestens bekannt“ sei und außerdem in der Produktion künstlichen Rum-Aromas Verwendung findet. Dass der Himbeergeschmack den Weg ins All gefunden hat, finden wir heißen Anhänger der Himbeersaucen, des Himbeer-Essigs, der Himbeertorten und dieser raupeligen roten Zuckerklötzchen, die so betörend ähnlich schmecken wie die frischen Beeren von Nachbars Sträuchern, nicht verwunderlich. Schließlich würde kein Astronaut, der auf sich hält, seinen Urlaubsflug ohne die Dose Himbeerdrops an Bord starten. Bestimmt herrscht auch in Raumanzügen mittlerweile Rauchverbot, und irgendein Leckerli braucht der Mensch – spätestens vor dem Einschlafen. Seltsam ist nur, dass sich kein Erdling bekanntermaßen je so weit von seinem Heimatstern entfernt hätte, außer . . . Moment mal, da war doch was! Ja, genau: 1969 sang ein gewisser David Bowie von einem Raumschiff, das nach dem Verlust des Funkkontaktes zu seinem einzigen Insassen lenkunfähig in die Weiten des Weltalls abgedriftet ist. Wir dachten ja, das sei eine Fabel. Aber es könnte des Rätsels Lösung sein: Der Himbeergeschmack ist ein Lebenszeichen von Major Tom.