Nürtingen
Die Erbschaft wurde zur Erblast
Drogendealer stand vor dem Nürtinger Schöffengericht
NÜRTINGEN. Der Mann war ein Rätsel. Was immer er sagte, machte Sinn. Er erwies sich als intelligent und eloquent, demonstrierte einen kühlen und klaren Kopf, hatte aber von seinen 47 Lebensjahren nicht weniger als elfeinhalb hinter Gittern verbracht. Wie es bei seinen Voraussetzungen dazu kommen konnte, wurde auch bei seiner letzten Gerichtsverhandlungen wegen Handels mit Betäubungsmitteln nicht recht klar.
Wann immer er im Gefängnis einsaß, einmal vier Jahre an einem Stück, verhielt er sich vorbildlich, sodass er früher oder später Freigang bekam, tagsüber also arbeiten konnte und so nur die Nacht im Gefängnis verbringen musste. Die insgesamt elfeinhalb Jahre Haft hatten ihm der kiloweise Handel mit Haschisch und Marihuana eingebracht. Von den schweren Betäubungsmitteln, Heroin etwa, ließ er allerdings die Finger.
Die Arbeit aufgegeben und vom Ersparten gelebt
Die ganze Verhandlung am Nürtinger Amtsgericht über hing die Frage in der Luft, wie ein solcher Mann derart gründlich auf die falsche Bahn geraten konnte. Eine Erklärung könnte der Umstand sein, dass er zweimal erbte und damit über größere Summen verfügte. Zu der einen Erbschaft kam er, als seine Eltern ihre Firma verkauften, die andere Erbschaft resultierte aus dem Verkauf des Mehrfamilienhauses, das seine Oma hinterlassen hatte.