Nürtingen
Braucht man ein Grab?
Nachdenkliche Diskussion in der Stephanusgemeinde
NÜRTINGEN (we). Brauchen die Menschen ein Grab, um einen Ort zu haben, an dem sie um einen geliebten Menschen trauern können? Dieser Frage gingen Experten und Gemeindemitglieder beim diesjährigen Ökumenischen Forum der beiden Stephanusgemeinden im Roßdorf nach. Die Gesprächsleitung hatte Pfarrerin Birgit Mattausch.
Markus Scheifele, katholischer Priester aus Esslingen, stellt bei Trauernden zunehmend eine gewisse Sprachlosigkeit fest, wenn es darum gehe, sich mit dem Tod in der Trauerarbeit auseinanderzusetzen. Es versprach sich von dem Abend, vorhandene „Blockaden“ abzubauen. Wichtig sei es für die Hinterbliebenen, den „Trauerprozess“ bewusst anzugehen. Dies sei wichtiger als die Form, daher müsse man immer fragen, was den Angehörigen „guttut“ – das kann das Beten eines Rosenkranzes genauso sein wie ein Requiem in der Kirche.
Dr. Axel Schwaigert ist evangelischer Theologe und Bestatter bei einem Stuttgarter Unternehmen. Auch er konstatierte eine gewisse Hilflosigkeit bei diesen Fragen. Art und Form einer Bestattung seien geprägt von drei Faktoren: von der Religion, von Recht und Gesetz sowie vom Geld. Wichtig sei, führte Scheifele den Gedanken weiter, dass mit den Angehörigen abgesprochen werde, wie und wo man beerdigt sein möchte. Sich mit dem Argument „Meine Kinder sollen nicht trauern“ anonym bestatten zu lassen, sei der falsche Weg.