Panorama

Amoklauf entfacht Debatte über Waffenrecht in Österreich

Neun Jugendliche und eine Lehrerin wurden erschossen. Der Täter beging Suizid. Darko Bandic/AP/dpa

Nach einer ersten Phase des Schocks und der Trauer über den Amoklauf an einer Grazer Schule kommt in Österreich eine Diskussion über das relativ liberale Waffenrecht in Gang. Bislang haben sich Kommunisten und Grüne für eine Verschärfung ausgesprochen, die rechte FPÖ ist dagegen. Vertreter der regierenden Mitte-Parteien hätten am Donnerstag bei einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates Gelegenheit, sich ebenfalls zu äußern.

Zuvor berichten Polizei und Staatsanwaltschaft am Vormittag über den aktuellen Ermittlungsstand zu der verheerenden Bluttat, die ein 21-Jähriger am Dienstag in seiner ehemaligen Schule in Graz angerichtet hatte. Er erschoss neun Jugendliche und eine Lehrerin. Elf Menschen wurden verletzt. Das Motiv des Angreifers ist bislang unklar - er beging am Tatort Suizid. 

Am Nachmittag soll in Wien der Nationale Sicherheitsrat tagen. Dem Gremium gehören Minister sowie hochrangige Vertreter von Polizei und Militär an. Ziel sei es, die Hintergründe des Amoklaufs zu analysieren und über Präventionsmaßnahmen zu beraten, berichtete die Presseagentur APA.

Am Donnerstagabend ist im Wiener Stephansdom ein Gedenkgottesdienst für die Opfer von Graz angesetzt, an der auch die Staatsspitze teilnehmen soll. 

Bundespräsident Alexander van der Bellen schaltet sich in die Waffen-Debatte ein. Erwin Scheriau/APA/dpa

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hinterfragt das aktuelle Waffenrecht. «Ist die Rechtslage wirklich so, dass sie modernen Anforderungen genügt? Das wird zu prüfen sein», sagte das Staatsoberhaupt laut der APA am Mittwoch in Graz. Politiker würden sich nun sicherlich der Frage widmen, «wie es sein kann, dass ein 21-Jähriger Kurz- und Langwaffe besitzt und die Möglichkeit hat, entsprechende Munition zu kaufen und dieses Unheil anzurichten», sagte der ehemalige Grünen-Chef.

Der Angreifer war mit einer Schrotflinte und einer Faustfeuerwaffe bewaffnet. Beide besaß er nach Angaben der Polizei legal. Laut einem bislang unbestätigten Bericht des Nachrichtenmagazins «Profil» hatte er drei Monate vor seiner Tat begonnen, in einem Schützenverein zu trainieren. 

Die kommunistische Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr und eine Parlamentarierin der Grünen fordern als Reaktion auf den Amoklauf ein Waffenverbot für Privatpersonen. In Österreich ist für den Erwerb von Faustfeuerwaffen eine behördliche Genehmigung nötig - für Büchsen und Schrotflinten hingegen nicht.

Für die FPÖ wäre eine Verschärfung der Regeln hingegen «mehr eine reine Symbolpolitik als eine wirksame Maßnahme gegen Kriminalität». Ein schärferes Gesetz könne als Generalverdacht gegen unbescholtene Bürger interpretiert werden, hieß es in einer von der APA zitierten Stellungnahme der Rechten.

© dpa-infocom, dpa:250612-930-658119/1

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