Weihnachtsgrüße
Von Kalenderkerzen, Julefrokost und Risalamande
Katharina Kobe schickt ein fröhliches „Glædelig jul“ aus Dänemark – Zusammen mit ihren Schützlingen entdeckt sie viele spannende Dinge
Rote Backsteinhäuser, flaches Land so weit das Auge reicht, Flaggen an den unterschiedlichsten Orten, überall Menschen, die sich auf ihren Fahrrädern fortbewegen und dann noch diese lustige Sprache, die sich anhört, als hätte man eine Kartoffel im Mund. Das sind die ersten Eindrücke von meinem neuen Heimatland Dänemark. Hier lebe und arbeite ich für neun Monate.
Im Rahmen eines Freiwilligen Jahres hat es mich nach Dänemark verschlagen. Mein Arbeitsplatz befindet sich in einem Kindergarten in einem kleinen Ort namens Tarm, der an der Westküste Dänemarks liegt. Im gleichen Ort wohne ich zusammen mit der wohl besten Gastfamilie auf der ganzen Welt.
Einmal in der Woche gehe ich zum Sprachunterricht. All meine neu gelernten Sprachkenntnisse kommen mir sowohl im Kindergarten als auch im täglichen Leben zugute und machen es leichter, mich wie eine richtige Dänin zu fühlen.
Anfangs musste ich mich noch mit Händen und Füßen mit all den kleinen Zwergen in meinem Kindergarten verständigen. Doch mittlerweile kann ich schon die ein oder andere dänische Unterhaltung führen.
Ganz besonders gefällt mir die Arbeit im Kindergarten. Jeder Tag ist von neuem etwas Besonderes, und genau das zeigen einem die Kinder. Sie sehen die Welt mit ihren kleinen, runden, leuchtenden Kinderaugen auf eine unverfälschliche, ehrliche und abenteuerliche Weise. Jeden Tag erwarten einen neue Aufgaben, Abenteuer so- wie anstrengende Momente, aber auch wahnsinnig glückliche Momente, die einem die Kinder bereiten. Im ersten Augenblick brauchen sie dich als Vorbild, als eine Person, die Anweisungen gibt, ihnen hilft, für sie da ist und ihnen neue Sachen beibringt.
Im nächsten Augenblick nehmen sie deine Hand und zeigen dir ihre kleine, kindliche Welt, in der es so viel zu entdecken gibt, was wir als Erwachsene gar nicht mehr so wahrnehmen. Diese Zufriedenheit, wie sie die noch so kleinen Dinge zu schätzen wissen und die pure Freude über neu erlernte Sachen, springt auf einen selber über. Das ist es, was die Arbeit mit den kleinen Wesen so besonders macht.
Jetzt in der Weihnachtszeit gibt es ganz besonders viele spannende Dinge zu entdecken. Ein besonderes diesjähriges Highlight, war die Suche nach einem passenden „Juletræ“, auch Weihnachtsbaum genannt.
Die Kinder durften sich ihren eigenen Weihnachtsbaum für den Kindergarten selber im Wald aussuchen und zuschauen, wie er dann gefällt wurde. Anstatt des gewöhnlichen Adventskalenders, den wir in Deutschland kennen, wo man jeden Tag ein Türchen öffnet, gibt es hier eine „Julebamse“, das ist ein kleiner Weihnachtsteddy mit einer Nikolausmütze, der jeden Tag bei einem anderen Kind schlafen darf.
Jeden Tag darf ein Kind diese „Julebamse“ mit nach Hause nehmen und ein Weihnachtsabenteuer mit ihr zusammen erleben.
Allgemein gibt es aber noch ein paar sehr nette Weihnachtstraditionen hier in Dänemark, die unbedingt erwähnt werden müssen. Zum einen hat jede Familie eine Kalenderkerze, mit den Zahlen eins bis 24 senkrecht auf der Kerze nach unten, und jeden Tag wird ein weiteres Stückchen abgebrannt.
An all den vielen Weihnachtsfeiern, „Julefrokost“ auf Dänisch genannt, spielt man ein Geschenkspiel, „pakkeleg“ genannt. Jeder Gast bringt ein kleines, beliebig gewähltes Geschenk mit. Alle Geschenke werden auf einen Haufen gelegt und dann wird gewürfelt. Wer eine sechs hat, darf sich ein Paket schnappen. Das geht so lange bis alle Geschenke weg sind, dann wird eine Zeit gestellt, zum Beispiel fünf Minuten, und es geht von neuem los. Bei einer sechs darf man sich dieses Mal ein Geschenk von jemand anderem nehmen. Wenn die Zeit vorbei ist, kann es sein, dass einer gar kein Geschenk hat und ein anderer ganz viele. Aber am Ende zählt nur der Spaßfaktor während des Spiels.
Nun möchte ich noch eine köstlich, leckere Tradition erwähnen. Jede Familie isst hier am Weihnachtsabend zum Nachtisch „ Risalamande“. Das ist ein Gemisch aus Milchreis und vielen anderen Zutaten, die je nach Familie ein bisschen variieren. Aber das Besondere daran ist, dass in diesem „ Risalamande“ eine Mandel versteckt ist und derjenige, der die Mandel auf seinem Teller findet, ein extra Geschenk bekommt. Aber mal im Geheimen: Das ist ein geschickter Trick der Dänen, keiner hat mehr Hunger auf den Nachtisch, aber trotzdem essen alle davon, weil jeder die Mandel finden möchte. Also drückt mir die Daumen, dass ich dieses Jahr die Mandel finde.
Nun wünsche ich allen in Deutschland ein schönes, besinnliches und genauso erlebnisreiches Weihnachtsfest, wie ich hier in Dänemark erleben darf. Nu vil jeg ønske alle i Tyskland en glædelig jul og lige så indholdsrigt som jeg kan opleve her i Danmark. Ganz besondere Grüße und Drückerle an meine Familie und Freunde.
Eure nun Halb-Dänin
Katharina Kobe