Weihnachtsgrüße
Vier Teelichter müssen als Adventskranz genügen
Debora Maier liest auf den Wunschzetteln der Kinder in Cebu auf den Philippinen oft nur kleine Dinge
Ein Jahr darf ich mit drei anderen deutschen Freiwilligen in diesem wunderschönen Land leben und den Menschen hier helfen. Ich arbeite in einer der ärmsten Gegenden von Cebu City bei IGC Foundation. Neben der Arbeit in einem Kindergarten finden jede Woche unter anderem drei große Feedings statt, bei denen insgesamt fast 400 gesponserte Kinder eine vollwertige Mahlzeit bekommen und gleichzeitig von Jesus erfahren.
Diese Kinder leben mit ihren Familien in winzigen Hütten direkt neben einem riesigen Müllberg, von dem das meiste ihres Besitzes stammt. Oft verdienen die Eltern umgerechnet nicht einmal einen Euro am Tag, müssen damit aber nicht selten eine zwölfköpfige Familie ernähren. Trotz der wirklich schlechten Lebensumstände habe ich selten so fröhliche Menschen erlebt, die voller Liebe und Freundlichkeit sind und immer ein Lächeln im Gesicht haben. Die Kinder sprühen nur so vor Lebensfreude. Sie freuen sich schon über Kleinigkeiten und sind glücklich, wenn man einfach nur Zeit mit ihnen verbringt. An unseren freien Tagen haben wir auch Zeit, die schönen Seiten dieses Landes, die traumhaften Strände, die Unterwasserwelten und die vielen Inseln zu erkunden.
Von dem Weihnachtsstress, den man aus Deutschland kennt, ist hier nichts zu spüren. Alles ist viel entspannter und an das heiße Klima angepasst. Die Menschen stehen hier im Vordergrund und alles andere kommt erst an zweiter Stelle. Es ist ein komisches Gefühl, Weihnachtslieder zu singen und dabei in kurzer Hose und T-Shirt herumzulaufen. Weihnachten startet hier schon im September, wenn die großen Einkaufszentren anfangen Weihnachtslieder zu spielen. Wir als Freiwillige haben uns einiges einfallen lassen, um uns die Weihnachtszeit zu versüßen und die deutschen Traditionen zu wahren. Der selbstgemachte Adventskalender gehört natürlich dazu und auch die Weihnachtslieder am Abend dürfen nicht fehlen. Advent kennen die Philippinos leider nicht, deshalb müssen dieses Jahr vier Teelichter als Adventskranz genügen.
An Heiligabend, der wie in Deutschland am 24. Dezember gefeiert wird, gibt es dann ein riesiges Feuerwerk, das wohl dem an Silvester gleichkommt.
Oft fühle ich mich hier wie in zwei Welten. Auf der einen Seite die schreckliche Armut, die ich tagtäglich sehe, auf der anderen Seite die Reichen und Touristen, die leben wie im Paradies. Das macht mich nachdenklich und lässt mich meine Prioritäten überdenken.
Wenn man dann die Weihnachtswunschzettel der Kindergartenkinder liest, zerreißt es einem fast das Herz. Jedes Kind durfte seinen größten Wunsch aufschreiben, ohne dass ein preisliches Limit festgesetzt war. Niemals habe ich damit gerechnet, Wünsche wie „einen Apfel“ oder „Cracker“ zu lesen. Diese Kinder haben nichts und wünschen sich in unseren Augen solche Kleinigkeiten. Im Vergleich zu ihnen haben wir alles und wollen doch immer mehr. Sind es wirklich die großen und teuren Geschenke, die Freude in unser Leben bringen und uns auf Dauer glücklich machen? In Jesus machte uns Gott das größte aller Geschenke. Durch ihn können wir auch heute noch seinen Frieden erfahren und Hoffnung erleben. Er ist es, der uns Liebe und Freude ins Herz schenken möchte.
In diesem Sinne wünsche ich meiner Familie, meinen Freunden und allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest! Maayong Pasko ug malipayong bag-ong tuig sa tanan!
Eure Debora Maier