Weihnachtsgrüße

Tortillas, Tequila und Sonnenschein

Aaron Kintzi erinnert in Mexiko nur sein kleiner Adventskalender an das nahende Weihnachtsfest

Seit September arbeite ich im Rahmen des „entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als Englischlehrer an einer Dorfschule im Norden von Michoacàn (Mexiko).

Michoacàn gelangt eigentlich sonst nur durch eher negative Schlagzeilen aus dem Drogenkrieg in die deutschen Zeitungen. So gesehen bietet sich hier auch einmal Gelegenheit, einen anderen Blick auf die Menschen im westlichen Zentralmexiko zu werfen.

So viel Gastfreundlichkeit wie hier ist mir noch nie begegnet. Seit ich in meinem kleinen Dorf mit dem Namen Huandacareo angekommen bin, kann ich mich vor Einladungen kaum noch retten. Es verschlägt nur sehr selten einen Europäer, geschweige denn einen Deutschen in diesen Teil des Landes. Deshalb zeigen die Menschen sehr großes Interesse an mir und meiner Kultur und es ist sehr einfach, Kontakte zu knüpfen. Anfänglich musste ich mich erst noch an meine große Popularität gewöhnen. So verfolgen einen fast alle Augen, wenn man auf der Plaza ein Eis isst oder sich einfach nur auf dem Nachhauseweg befindet. Mittlerweile ist diese Neugier und manchmal auch Argwohn aber einer gewissen Routine gewichen. Ich würde sagen, man hat sich einfach an mich gewöhnt, so wie ich mich an das Chili und die scharfe Salsa. Trotzdem wird man quasi an jeder Straßenecke mit Namen gegrüßt oder man plaudert ein wenig mit Freunden.

Mit nur sehr mäßigen Spanischkenntnissen stand ich Anfang September vor meiner Englischklasse und versuchte mit Händen und Füßen zu kommunizieren. Das war wohl der härteste Crash-Kurs überhaupt. Mittlerweile sind mir die Schüler ans Herz gewachsen und die Arbeit zeigt auch erste Früchte; ich konnte einiges über die deutsche Kultur vermitteln und mein Spanisch hat sich erheblich verbessert. Die Einheimischen prophezeiten mir für Dezember und Januar einen starken Kälteeinbruch. Wie sich jetzt aber herausstellt, hat es tagsüber immer noch um die 25 Grad und lediglich nachts sinken die Temperaturen auf acht Grad. Doch für die Mexikaner sind das extreme Temperaturen. Morgens kann es dann schon mal vorkommen, dass man dick vermummten, hinter Winterjacken und Mützen versteckten Gestalten begegnet, während man selber nur mit einem leichten Sweatshirt bekleidet ist.

Trotz der vielen Girlanden und Christbaumkugeln in den Läden kommt bei mir noch nicht so richtig Weihnachtsstimmung auf. Lediglich mein kleiner Adventskalender, den mir meine Mutter zugeschickt hat, erinnert mich jeden Tag daran, dass Weihnachten bald vor der Tür steht. Aber auch die heilige Messe, die ich zusammen mit meiner Gastfamilie jeden Sonntag besuche, gibt mir ein wenig das Gefühl, zu Hause zu sein und vermittelt eine vorweihnachtliche Stimmung. Die Liturgie in der katholischen Kirche ist weltweit komplett gleich. Man müsste nicht einmal Spanisch sprechen, um zu wissen, was gerade vor sich geht. Weihnachten werde ich dieses Jahr also auf die mexikanische Art feiern. Ohne Weihnachtsgans, Kälte und Schnee, sondern mit Tortillas, Tequila und Sonnenschein. Ich habe mir aber fest vorgenommen, zur Christmette zu gehen und für eine gute Stunde dem zu gedenken, weshalb wir dieses Fest überhaupt feiern.

Bereits am 27. Dezember werde ich dann mit anderen Freiwilligen auf die Yucatàn-Halbinsel fahren, um am karibischen Meer unter Palmen Neujahr zu feiern. Von Anfang Januar bis Ende Mai werde ich dann noch für eine NGO (Nichtregierungsorganisation) in Morelia arbeiten. Am 30. Mai geht’s dann wieder zurück in die Heimat.

Ich wünsche meiner Familie und Freunden, aber auch allen übrigen Lesern ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2013.

Grüße aus der Ferne

Aaron Kintzi

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