Weihnachtsgrüße

Ohne Kulturschock durch den chinesischen Alltag

Nicholas Schneider fühlt sich im Stadtchaos von Wuhan durchaus wohl – Demnächst stehen weitere Reisen an

Sind bereit für das Fußballheimspiel des Wuhan Zall: (von links) Nicholas Schneider, sein Fußballkollege Hayrat sowie seine beiden Kommilitonen Torben und Preslava.

Tatsächlich fiel mir die Entscheidung für ein Auslandssemester in diesem sehr gewöhnungsbedürftigen Land recht einfach. Jedenfalls verbringe ich mit zwei weiteren Kommilitonen der Universität Stuttgart ein Semester in Wuhan, China.

Im November vergangenen Jahres habe ich mich bei einem Institutsleiter gemeldet, um Kenntnis über ein mögliches Auslandssemester zu bekommen, da ich mir dies schon seit Anfang meines Studiums vorgenommen hatte. Dabei war mir bewusst, dass meine Auswahl sehr gering ist, da Geodäsie und Geoinformatik mit durchschnittlich 15 Studenten pro Semester nicht gerade der beliebteste Studiengang ist. Und nein, das ist nicht die Lehre der Steine. Nichtsdestotrotz besteht jahrelang eine Verbindung zwischen unseren Instituten und der „School of Geodesy and Geomatics“ an der Wuhan University, worin ich die perfekte Möglichkeit sah, dort meine Bachelorarbeit zu absolvieren. Und nun bin ich hier, im Chicago von China, so sagt man.

Die möglicherweise nicht jedem bekannte Stadt ist eine blühende Metropole von rund zehn Millionen Einwohnern. Wie jede (chinesische) Großstadt wird ständig gehupt, geschrien und eventuell vor einen hingespuckt. Ich hoffe, ich habe gerade nicht Ihren Lebkuchenappetit versaut. Dennoch hat mich der zu erwartende Kulturschock so gut wie gar nicht erwischt, da man sich hier sehr wohl und sicher fühlt. Ich meine, es sind ja schließlich überall Sicherheitskameras. Wirklich überall!

Studenten leben hier im finanziellen Paradies. Qualitativ hochwertiges Essen für weniger als drei Euro, öffentliche Verkehrsmittel bringen einen im Großraum Wuhan für 20 Cent herum und die Unterkunft ist erst recht nicht zu vergleichen! China ist auf jeden Fall ein sehr vorwärts marschierendes Land, vor allem, wenn es um die digitale Bezahlung geht. Bargeld sieht man hier nicht mehr. Selbst der kleinste Straßenhändler will die Bezahlung über Barcode sehen. Die vergangenen Monate hier haben es mir erlaubt, viele wunderschöne Flecken von dem urbanen Koloss zu sehen, von Lichtershows am Jangtse-Fluss über zahlreiche Einkaufszentren und Märkte bis hin zu Promenaden mit Skylineblick am Donghu-See. Alles hat diese Stadt zu bieten. Zur Weihnachtszeit stehen mir weitere landesinterne Reisen nach Peking, Shanghai, Chongqing, Chengdu, Qingdao und dem Verfilmungsort von „Avatar“, Zhangjiajie, bevor, die ich auf Genehmigung der Universität wahrnehmen möchte. Eins steht fest: Trotz Dekorationen in Einkaufszentren wird Weihnachten hier nicht gefeiert und das wird mir dieses Jahr sehr fehlen. In diesem Sinne reisen meine festlichen Grüße an die Nürtinger Gemeinden weite Strecken. Ich wünsche frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Hiermit möchte ich noch meine Oma und meinen Opa Siggi grüßen, da ich mir sicher bin, dass sie die Zeitung schon vor dem letzten Kalendertürchen offen haben.

Nicholas Schneider

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