Weihnachtsgrüße

„Oh Tannenbaum“ unter Palmen

Stephanie David feiert mit Familie und Freunden in diesem Jahr „ugandisch“

Heiligabend wird Stephanie David zusammen mit ihrer Familie in Uganda auf deutsche Weise begehen.

Nach meinem Abitur wollte ich erst einmal etwas anderes machen, etwas, bei dem ich selbst mit anpacken kann. Deshalb habe ich mich vor ziemlich genau einem Jahr für einen Freiwilligendienst beworben und bin jetzt schon seit Anfang August in Uganda.

Die ersten dreieinhalb Monate habe ich im Norden Ugandas in Arua gelebt. Dort arbeitete ich in einer Nursery School, in der Kinder von zwei bis sechs Jahren in „Numbers, Writing and Reading“ unterrichtet werden. Leider kam ich selbst nie zum Unterrichten und saß stattdessen oft einfach nur im Büro und wartete auf Schulgelder.

Bei sechs Lehrern und einem Freiwilligen für nur drei Klassen kann einfach nicht jeder bei den Kindern sein. Außerdem konnte ich mich auch nur schwer an das Bild gewöhnen, dass Zweijährige schon lesen, schreiben und rechnen lernen sollten. Auch meine Vorschläge, „Numbers“ hin und wieder durch Sportunterricht oder basteln zu ersetzen, schlugen nicht an.

Ich fühlte mich nicht so richtig gebraucht und entschied mich deshalb dazu, meinen Freiwilligendienst zu verkürzen. Außerdem wechselte ich für meine letzten Arbeitswochen zu einem anderen Projekt, von dem mir ein Freiwilliger erzählt hatte und in dem es immer sehr viel zu tun gibt. Somit habe ich drei Wochen in Jinja gelebt, einer wunderschönen Stadt im Süden Ugandas, direkt am Victoriasee. Dort habe ich in einem Waisenhaus mitgearbeitet und mit anderen Freiwilligen und den Kindern ein Krippenspiel auf die Beine gestellt.

Seit Anfang Dezember habe ich nun Urlaub. In der letzten Woche bin ich nach Fort Portal gereist. Das liegt im Südwesten Ugandas und dort gibt es neben einigen Badeseen auch einen Nationalpark, in dem wir neben Dutzenden Büffeln auch Antilopen, Löwen, Elefanten und Warzenschweine gesehen haben.

Da ich die deutsche Adventszeit mit Schnee, Plätzchen und Weihnachtsliedern gewohnt bin, ist es für mich hier nur schwer vorstellbar, dass bald schon Weihnachten sein soll. In Uganda ist momentan Trockenzeit und das bedeutet, dass es täglich zwischen 25 bis 35 Grad hat. Nur ein einziges Mal habe ich bisher im Radio „Jingle Bells“ gehört und auch sonst ist das überwiegend christliche Land wenig mit Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt.

Am 22. Dezember bekomme ich Besuch von meiner Familie. Ich hoffe sehr, dass sie ihre Koffer auch mit der einen oder anderen Tafel Schokolade, Weihnachtsplätzchen oder Lebkuchen gefüllt haben. Das alles bekommt man hier nämlich genauso selten wie Käse, Milch oder Salami. Es gibt oft Stromaus- fall und deshalb wäre es unmöglich, all diese Lebensmittel kühl zu halten. Außerdem ist für viele Ugander vor allem wichtig, dass man vom Essen satt wird und so esse ich seit fast fünf Monaten täglich das ugandische Nationalgericht „Reis mit Bohnen“.

An Heiligabend wird auf deutsche Weise, hoffentlich mit einigen Plätzchen von meiner Oma oder meiner Schwester, unter Palmen und bei etwa 30 Grad im Schatten „Oh Tannenbaum“ gesungen.

Die Ugander feiern Weihnachten erst am 25. Dezember. Dann werde ich mit meiner Familie zuerst in die Kirche gehen und später zu einer sehr guten ugandischen Freundin, um mit ihrer Familie gemeinsam „ugandisch“ Weihnachten zu feiern.

Wir haben ein großes Weihnachtsmahl mit Chapati (eine Art Pfannkuchen), Reis und Bohnen, Pommes und zwei frisch geschlachteten Hühnern geplant.

Besonders liebe Grüße sende ich aus Uganda an Franzi, Papa, Oma und Opa, den Rest der Familie, meine Mädels, Marco und alle anderen, die diesen Bericht gelesen haben.

Ich wünsche euch allen ein wunderschönes und besinnliches Weihnachtsfest und den Kindern viele Geschenke. Wenn ihr Schokolade bekommt, lasst bitte etwas für mich bis Anfang Februar übrig.

Stephanie David

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