Weihnachtsgrüße

Neben Seelöwen schwimmen

Hanna Kemmner schickt ihre Weihnachtsgrüße aus Südamerika. Nach einem längeren und lehrreichen Stopp in Ecuador ging es nach Peru. Dort locken die Anden und die Wüste.

Hanna Kemmner (vorne) will die Reise nutzen, um auch etwas mehr von der Kultur und dem (Schul-)Leben der Menschen in Südamerika zu erfahren.

Ich erinnere mich gerne zurück, wie ich jedes Jahr aufs Neue am Morgen des 24. Dezembers an unserem Wohnzimmertisch sitze und mit einer Tasse Kaffee in der Hand und mit Plätzchen gewappnet ganz gespannt die Weihnachtsgrüße aus aller Welt durchlese. Schon damals war für mich klar: Sollte ich Weihnachten jemals in einem anderen Land verbringen, dann werde auch ich einen Artikel an die Nürtinger Zeitung senden. Und nun ist es so weit. Denn dieses Jahr werde ich Weihnachten nicht im kalten Unterensingen verbringen, sondern gemeinsam mit meiner Freundin Naemi irgendwo in Südamerika, in Peru oder Ecuador, wo genau wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt selbst noch nicht . . .

Mitte September hieß es: Lasst das Abenteuer beginnen. Bevor im Februar 2023 unser Referendariat startet, war für uns klar, dass wir uns nach unserem fast fünfjährigen Studium nochmals eine Auszeit gönnen wollen. Neben dem Reisen wollten wir die Zeit nutzen, um auch etwas mehr von der Kultur und dem „richtigen“ Leben der Menschen vor Ort zu erfahren. Deshalb verbrachten wir die ersten sieben Wochen in El Laurel, einer kleinen Ortschaft, die etwa eine Autostunde von Guayaquil entfernt im Inland von Ecuador liegt.

Unter kamen wir hier bei der Schweizerin Mirjam, die bereits seit über 30 Jahren in El Laurel lebt und für die ursprünglich von dem deutschen Priester Lothar Zagst gegründete Stiftung „Fundación Hermano Miguel“ arbeitet. Im Laufe der Zeit entstanden in El Laurel mit Hilfe der Stiftung zahlreiche Projekte, wozu neben dem Bau einer Klinik mit anschließender Apotheke, einer Kirche und einer Werkstatt für die Ausbildung der Bewohner El Laurels auch die Errichtung der Don-Bosco-Schule und die des Waisenhauses Casa Keller zählen.

Unsere Vormittage verbrachten wir hauptsächlich in der Don-Bosco-Schule. Uns als angehende Grundschullehrerinnen interessierte es nämlich besonders, wie sich das Schulsystem, die Kinder und die Lehrmethoden zu unserem deutschen unterscheiden. Täglich begleiteten wir die Lehrerinnen und Lehrer in ihrem Unterricht, unterstützten so gut wir konnten und es unser Spanisch hergab und konnten teilweise selbst den Englischunterricht übernehmen. An zwei Nachmittagen in der Woche boten wir zudem einen Englischkurs für Jugendliche und junge Erwachsene an und ab und zu gingen wir nachmittags in das Waisenhaus Casa Keller, um gemeinsam mit den Kindern zu essen, zu spielen und Hausaufgaben zu machen. Die Wochenenden nutzten wir, um die Küstenstädte in Ecuador sowie die Millionenstadt Guayaquil zu erkunden, schlenderten durch das Dorf El Laurel, verbrachten Zeit mit der Englischlehrerin Maddy und ihren Freunden oder machten Sport und genossen unser unbeschwertes und stressfreies Leben. Wir sind sehr dankbar für die Zeit in El Laurel und nehmen viele Eindrücke und Erinnerungen mit, die unser Leben sehr bereichert haben.

Nach den sieben Wochen waren wir dann jedoch auch ready für das Reisen! Für unseren ersten Stopp flogen wir eine Woche auf die Galapagos-Inseln. Die Vielfalt der Natur und die vielen Tiere an Land und unter Wasser begeisterten uns sehr! Mein absolutes Highlight war das Schnorcheln mit den Seelöwen, denn wann hat man schon mal die Möglichkeit, direkt neben zwei spielenden Seelöwen, die beinahe die Taucherbrille berühren, zu schwimmen? Nach unserem kleinen Abstecher auf die Galapagos-Inseln ging es schließlich mit dem Bus von Ecuador nach Peru. Hier werden wir uns nun die kommenden fünf Wochen aufhalten. Wir sind gespannt auf die spektakuläre Natur – seien es die Anden oder die Wüste –, freuen uns auf tolle Wanderungen und Inka-Städte sowie einfach auf das Backpacken und die Begegnungen mit anderen Menschen und Kulturen.

Bevor es Mitte Januar wieder zurück nach Deutschland geht, werden wir zum Abschluss unserer Reise nochmals ein paar Tage in Ecuador verbringen, um dort in den Regenwald zu gehen und noch ein paar Städte im Hochland zu besichtigen.

Ja, dieses Weihnachten wird anders als sonst. Mein erstes Weihnachten ohne Adventskalender und Adventskranz, ohne Weihnachtsmarkt, Glühwein und Plätzchen und ohne meine Familie. Bis jetzt haben wir zwar noch keinen Plan, wie Weihnachten dieses Jahr verlaufen wird, aber egal wie es wird, dieses Weihnachten wird sicherlich ganz besonders und immer in meinen Erinnerungen bleiben. Ich wünsche allen, die sich die Zeit genommen haben, meine paar wenigen Zeilen hier zu lesen, ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest. Ganz besondere Grüße gehen raus an Mama, Papa und Fabi und meine ganze restliche Kemmner- und Opifanti-Familie! Ich freue mich schon sehr, nächstes Jahr wieder mit euch lecker zu essen und Weihnachtslieder zu singen. Fühlt euch alle feste gedrückt!

Eine dicke Umarmung sende ich noch an dich, liebe Viola! Den nächsten Weihnachtsgottesdienst werden wir wieder zusammen besuchen!

 

Hanna Kemmner

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