Weihnachtsgrüße

Mitten im Meer entsteht ein wildblinkendes Lichtermeer

Barbara Butz zieht es nach dem Bachelor-Abschlus wieder zu fernen Riffen. Diese Jahr ist die Tauchlehrerin auf den Malediven.

Barbara Butz arbeitet momentan als Tauchlehrerin auf den Malediven. Foto: privat

Dieses Jahr verbringe ich mein zweites Weihnachten auf einer asiatischen Insel und auch ein bisschen unter Wasser. Vor vier Jahren wurden hier schon einmal Weihnachtsgrüße von mir aus Phuket in Thailand gedruckt, als ich dort meine Ausbildung zur Tauchlehrerin absolviert habe. Nach einem knappen Jahr bin ich zum Studieren nach Deutschland zurückgekehrt. Die Semesterferien habe ich immer in Tauchschulen in Italien verbracht. Nun, nach Abschluss meines Bachelors, zog es mich wieder zu ferneren Riffen und in wärmere Gewässer.

Daher kam es mir ganz gelegen, dass eine Tauchschule auf den Malediven mich anfragte, ob ich interessiert wäre, auf Thulhagiri zu arbeiten. Noch vor meiner letzten Prüfung war mein neues Reiseziel also gefunden. Bald darauf war ich schon dabei, meine Tauchausrüstung in einen großen Koffer und meine restlichen Siebensachen in einen großen Rucksack zu packen, um Mitte November loszureisen.

Ich kam in Male, der Hauptstadt des Inselstaates, an, zu der neben der gleichnamigen Hauptinsel drei weitere Inseln zählen. Die Insel Male ist mit ihren gerade einmal zwei Quadratkilometern Größe der am dichtesten besiedelte Ort der Welt mit 68.619 Bewohnern pro Quadratkilometer. Die Stadt drängt sich bis zum Rand der Insel und erscheint dort wie vom Meer abgeschnitten. Hinter der letzten Hochhäuserfront beginnt das türkisblaue und klare Wasser, in dem man selbst an den Anlegestellen der Boote die schönsten Fische durch die Wasseroberfläche beobachten kann.

Ein Mitarbeiter der Tauchschule führte mich durch die Stadt, um einige organisatorischen Dinge zu erledigen. Hinten auf seinem sich durch den Verkehr schlängelnden Motorroller zu sitzen, brachte schnell die Erinnerungen an das Treiben in asiatischen Großstädten zurück.

Diesen Trubel ließ ich jedoch gleich wieder hinter mir. Mit dem Schnellboot ging es für mich nach Thulhagirir. Nach zwanzig Minuten Fahrt sah ich zum ersten Mal die 200 auf 300 Meter große Insel, die für die nächsten neun Monate mein Zuhause sein wird. Ein feiner Sandstrand und ein Riff umgibt sie, zwei Anlegestellen und zwei Stege mit Wasserbungalows sind auf Stelzen ins Wasser gebaut. Zwischen den Palmen und Büschen verstecken sich weitere Strandbungalows.

Neben den maledivischen Wasservögeln, Flughunden, Geckos und drachenartigen Eidechsen ist sie von zahlreichen frei herumfliegenden Wellensittichen bevölkert. Das Resort auf der Insel hat Zimmer für ungefähr 170 Gäste und noch einmal 120 Angestellte. Die Tauchschule besteht aber nur aus einem kleinen Team von zwei weiteren deutschen Tauchlehrern und einer argentinischen Tauchlehrerin, mit der ich mir das Zimmer teile.

Am Tag nach meiner Anreise begann ich schon mit dem Tauchen und Arbeiten. Seitdem mache ich meist zwei Tauchgänge am Tag – entweder am Hausriff der Insel oder vom Boot aus – und zeige den Gästen unsere Tauchplätze oder bringe ihnen das Tauchen bei. Wir sehen regelmäßig Mantas, Adlerrochen, Riffhaie, Schildkröten und manchmal Delfine bei der Rückfahrt mit dem Tauchboot. Langweilig wird es mir also hoffentlich selbst auf dieser kleinen Insel nicht so bald.

Lichterketten werden an Weihnachten entlang der Wege und in den Palmen aufgehängt. Foto: privat

Während ich mich hier im tropischen Klima einlebte, bekam ich aus Deutschland Bilder vom ersten Schnee zugeschickt, die mich daran erinnerten, dass nun die Winter- und Weihnachtszeit angefangen hat. In diesem hier immerwährenden Sommer kommt mir das noch ganz unwirklich vor.

Mein Chef summt trotzdem Weihnachtslieder vor sich hin und am Dachbalken hinter der Bar tauchen die ersten aus Holz ausgeschnittenen und bunt bemalten Sterne und Weihnachtsbäume auf, die Tag für Tag mehr werden. Auf dem Dach über einer der Anlegestellen wurde ein großer Stern montiert und im Mitarbeiterbereich stehen die Rentiere bereit.

Gegenüber von ihnen läuft auf einem großen Fernseher oft eine Liveübertragung von Mekka für die hauptsächlich muslimischen Angestellten. Für die überwiegend deutschen Gäste im Hotel wird aber wohl ein großer Aufwand betrieben, um ein Weihnachtsfest mit großem Büffet am Strand aufzubauen.

Bis dahin werden hier noch Lichterketten an allen Wegen und Palmen aufgehängt, die die Insel in ein wild blinkendes Lichtermeer verwandeln. Vielleicht kommt hier, weit weg von Weihnachtsmärkten und winterlicher Kälte, also doch noch so richtige Weihnachtsstimmung auf. Vor einigen Tagen haben wir jedenfalls in der Tauchschule Namen fürs Wichteln ausgelost. Bis wir die Wichtelgeschenke austauschen, hält das Meer für uns täglich eine Überraschung bereit.

Ich wünsche allen Daheimgebliebenen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Genießt die Lebkuchen und Weihnachtsbäume und ich genieße für euch die Sonne und das Meer mit!

Liebe Grüße von den Malediven

Barbara Butz

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